Deutschlands Segler wollen bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro ihre Medaillenflaute der vergangenen zwölf Jahre beenden.
Nach der Medaillenpleite vor vier Jahren in England und nur einmal Bronze bei den vergangenen drei Spielen soll die Trendwende in der Guanabara Bucht gelingen. "Wir sind ein starkes Team, haben mehrere Kandidaten mit absoluten Medaillenchancen und dazu einige, die gleich hinter den Top-Favoriten in Lauerposition sitzen", sagte Aktivensprecher und Vizeweltmeister Philipp Buhl. Der 26 Jahre alte Laser-Steuermann zählt bei seiner Olympia-Premiere selbst zu den größten Hoffnungsträgern.
Sechs deutsche Teams wurden nach ihrer Nominierung durch den Deutschen Olympischen Sportbund im Verein Seglerhaus am Wannsee offiziell vorgestellt. Neben Buhl startet in Rio der Schwarzwälder RS-X-Surfer Toni Wilhelm, der vor vier Jahren Bronze im olympischen Finale knapp verpasst hatte, in seine dritte Olympia-Regatta. Als Medaillenkandidaten gelten auch die Skiff-Crews Erik Heil/Thomas Plößel sowie die WM-Dritten Victoria Jurczok/Anika Lorenz. Dazu kommen die 470er-Europameister Ferdinand Gerz/Oliver Szymanski und Annika Bochmann/Marlene Steinherr. Ob noch eine junge Nacra-17-Crew nachnominiert werden kann, entscheidet sich beim Weltcup vor Weymouth ab 8. Juni.
"Die können aus Freude siegen"
"Als deutsches Team können wir die Medaillenflaute in Rio beenden. Und Thomas und ich wollen dabei helfen", sagte 49er-Steuermann Heil. Buhls Trainer Thomas Piesker glaubt an das "Amelie-Lux-Prinzip" der leistungsfördernden Freude in der Nationalmannschaft. Der Berliner erinnerte damit an die umjubelte Silbermedaille, mit der Amelie Lux als "Kieler Surffloh" vor 16 Jahren in Sydney über Nacht berühmt wurde. Piesker sagte am Wannsee: "Unsere Mannschaft hat großes Amelie-Lux-Potenzial ohne Top-Favoriten-Druck. Die können aus Freude siegen. Und wir uns auf einige Überraschungen gefasst machen."
Deutsche Olympiasegler haben in 116 Jahren seit der ersten olympischen Regatta 1900 insgesamt 27 Medaillen gewonnen. Der erfolgreichste Einsatz gelang 1976 mit drei Gold- und zwei Bronzemedaillen für BRD- und DDR-Segler. Erfolgreichster deutscher Olympiasegler mit drei Goldmedaillen und einmal Silber ist Jochen Schümann. Dessen Chancenbewertung für die junge DSV-Flotte auf Kurs Rio: "Ich traue der Mannschaft Medaillen zu. Zwei wären kein Wunder, aber dafür braucht es im Segelsport auch das Glück des Tüchtigen."
Bundestrainer David Howlett sieht in den starken Strömungen vor Rio de Janeiro einen Knackpunkt im Kampf um die olympischen Medaillen. "Es wird Rennen oder Momente geben, in denen die Strömung die entscheidende Rolle spielt", sagte der Brite am Rande des Medientags. Um bestmöglich auf die herausfordernden Bedingungen bei den Sommerspielen vorbereitet zu sein, wurden umfangreiche Messungen durchgeführt. "Das Revier vor Rio ist komplex, es gibt krasse Strömungen und auch der Wind ist verrückt", sagte Thomas Plößel, der im 49er an der Seite von Erik Heil um eine Medaille kämpfen wird.