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Jan Oblak: Wer sind De Gea und Courtois?

Jan Oblak steht beim CL-Finale gegen Real Madrid im Fokus
Jan Oblak steht beim CL-Finale gegen Real Madrid im Fokus
Foto: © imago sportfotodienst
28. Mai 2016, 13:26
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Die wenigsten Gegentore in der Primera División, gerade einmal sieben Gegentreffer in der Champions League: Atlético Madrid ist nicht nur dank seiner disziplinierten und kompakten Spielweise das Defensiv-Maß aller Dinge in Europa. Auch Keeper Jan Oblak brilliert zwischen den Pfosten und macht seine prominenten Vorgänger vergessen.

Thomas Müller hat den Kopf oben. In typischer Müller-Manier verzögert der Bayern-Stürmer für einen Bruchteil einer Sekunde seinen Anlauf, nur um Zeuge zu werden, wie Atlético-Torwart Jan Oblak den halbhoch geschossenen Strafstoß mit einer starken Parade noch aus dem linken Toreck fischt. Gleich Reihenweise brachte der Atelti-Schlussmann die Münchener mit seinen Reflexen im diesjährigen Champions-League-Halbfinale zur Verzweiflung. Egal ob Costa, Vidal oder eben Müller: Meist heißt die Endstation der Bemühungen des Münchener Starensembles Oblak.

"Oblak bringt Atlético nach Mailand: In einem Spiel, welches von den Händen eines überragenden Torhüters erobert wurde – den Händen des Slowenen Jan Oblak", jubelte die Sportzeitung "Marca" nach Atléticos Finaleinzug. Doch bis zu diesem Triumphzug des Keepers über den Platz und durch die Gazetten war es kein leichter Weg in der spanischen Hauptstadt für den 23-Jährigen.

Dabei gestaltete sich der Einstieg in den Fußball noch als Selbstläufer, entstammt der Slowene doch einer sportbegeisterten Familie. Vater Matjaž war ebenfalls Torhüter, seine große Schwester Teja spielt Basketball für Slowenien. Der Weg für den kleinen Jan war also vorgezeichnet. Bereits mit 16 Jahren stand dieser bei den Profis von Olimpija Ljubljana zwischen den Pfosten. 25 Kilometer fuhr der Jungtorwart täglich mit dem Fahrrad von Zuhause zum Trainingszentrum. Anstrengungen, die sich auszahlen sollten. Im zarten Alter von 17 lockte schon das Ausland, Oblak unterschrieb bei Benfica.

Als Rekordtransfer nach Madrid

Zweimal verlieh der Renommierklub aus Lissabon das Talent, erst in der Rückrunde der nationalen Triplesaison 2013/2014 erhielt Oblak regelmäßige Chancen von Beginn an - und hinterließ bleibenden Eindruck. Atlético sichert sich für eine stolze Ablösesumme von 16 Millionen Euro die Dienste des Youngsters. Noch nie gab ein spanischer Verein mehr für einen Torhüter aus. Das Erbe, das er beim neuen Arbeitgeber antreten musste, hätte zudem kaum größer ausfallen können. Die direkten Vorgänger David De Gea und Thibaut Courtois gehören zu den absoluten Spitzenvertretern ihrer Zunft. Beide wechselten nach ihrer Zeit bei den Colchoneros auf die Insel. Der eine zu Manchester United, der andere zum FC Chelsea.

So schien anfangs der Druck zu groß. Trainer Simeone setzte nicht auf Oblak und stellte Konkurrent Carlos Moya ins Tor. Aufgrund starker Trainingsleistungen erhielt der Slowene dennoch eine Chance. Diese geriet jedoch zum Desaster: Bei seinem Debüt in der Champions League gegen Olympiakos Piräus landeten die ersten drei Torschüsse der Griechen allesamt im Tor. Für Oblak ging es postwendend zurück auf die Bank. Doch ausgerechnet in der Königsklasse erhielt der Rekordtransfer auch seine zweite Chance.

Harte Arbeit zahlt sich aus

Im Viertelfinal-Rückspiel verletzte sich Moya. Der eingewechselte Oblak brillierte anschließend gegen Leverkusen und sicherte seiner Mannschaft im Elfmeterschießen das Weiterkommen. Seitdem ist Oblak bei Atlético unumstritten. So lobt ihn auch sein Trainer Simeone rückblickend: "Ich habe ihn immer für seine Arbeitseinstellung und wie er sich seinen Platz im Team erarbeitet hat gelobt – er hat gewartet, bis er dran war und immer hart gearbeitet. Wenn man hart arbeitet, wird man belohnt. Wir sind wahnsinnig glücklich mit ihm, er hat eine fantastische Zukunft."

Mittlerweile liegen die Fans der Rot-Weißen dem 1,86 Meter großen Schnapper zu Füßen. "Obi, Oblak, cada día te quiero más (jeden Tag liebe ich Dich mehr)", hallt es zur Melodie des Songs "Djobi, Djoba" von der Pop-Gruppe Gipsy Kings regelmäßig durch das Vicente Calderón. Ein Lied zu Ehren der Nummer eins. Und Oblak zahlt die Liebe der Anhänger mit Leistung zurück.

Hoffnungsträger beim Saisonhighlight

Trotz seines jungen Alters tritt der Torwart stets souverän auf. Durch sein starkes Stellungsspiel und eine eindrucksvolle Strafraumbeherschung entschärft der sechsfache Nationalspieler Torgefahr meist schon in der Entstehung, ohne durch große Flugeinlagen glänzen zu müssen. Dass er aber auch zu unfassbaren Paraden im Stande ist, bewies er nicht zuletzt in den Duellen mit den Bayern.

Bei der schlimmsten Niederlage der jüngeren Vereinsgeschichte vor zwei Jahren im Endspiel der Königsklasse gegen Erzfeind Real Madrid stand Oblak noch nicht im Tor. Die Hoffnungen der Atlético-Fans, diese Schmach bei der diesjährigen Neuauflage in Mailand wett zu machen (ab 20:45 Uhr im sport.de-Liveticker), ruhen daher nicht zuletzt auf den Schultern des Keepers. Spätestens wenn auch im San Siro nach dem Spiel tausende Kehlen "Obi, Oblak, cada día te quiero más" anstimmen, dürfte die schmerzhafte Niederlage ausgemerzt und der Schlussmann zum neuen Helden im Atleti-Universum avanciert sein. An De Gea und Courtois würde spätestens dann keiner mehr denken.

Falk Velten

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