Die "rote Maschine" läuft nach einem Stotterstart wieder auf Hochtouren - und jetzt kommt auch noch Extra-Power durch Superstar Alexander Ovechkin dazu. Nach dem 10:1-Kantersieg gegen Dänemark und der Ankunft von "Owi" mit zwei weiteren NHL-Stars ist bei Gastgeber Russland der Glaube an Gold bei der WM im eigenen Land zurück.
Die neuesten Vorwürfe über Doping bei den Winterspielen 2014 in Sotschi, die auch das gesamte russische Eishockey-Team der Frauen betreffen, störten die Freude über die guten sportlichen Nachrichten kaum. "Ich glaube fest daran, dass mein Sohn und das russische Team die Erwartungen erfüllen werden", wird Ovechkins Mutter Tatjana in russischen Medien zitiert.
Stürmerstar Ovechkin und seine beiden Teamkollegen bei den Washington Capitals, Verteidiger Dmitri Orlov und Stürmer Yevgeni Kuznetsov, wurden am Freitag in Moskau erwartet und sollten noch am selben Tag trainieren. Im drittletzten Gruppenspiel am Samstag gegen die Schweiz werden die drei Neuankömmlinge erstmals zum Einsatz kommen. Es ist für sie auch Ablenkung vom bitteren Viertelfinal-Aus in den NHL-Play-offs gegen die Pittsburgh Penguins mit dem Deutschen Tom Kühnhackl.
Ovechkin - der Superstar
Dem mit einem herausragenden Talent gesegneten Ovechkin, der bereits 525 NHL-Tore erzielt hat, bleibt die Krönung in der besten Liga der Welt also wieder einmal verwehrt. "Ich bin stolz auf meine Mannschaft", sagte der 30-Jährige, "aber wir sind erneut in der zweiten Runde ausgeschieden, also stinkt es."
Bei Weltmeisterschaften hatte "The Great Eight" mehr Glück: Die Sbornaja führte er 2008, 2012 und 2014 zu Gold. Was noch mehr beeindruckt als diese Vita, ist seine Bereitschaft, nach einer Marathon-Saison in Nordamerika immer wieder für sein Heimatland aufzulaufen. In Moskau und St. Petersburg bestreitet Ovechkin bereits seine zwölfte WM. Sein Debüt hatte der Ausnahmekönner 2004 im Alter von 18 Jahren gefeiert.
Kantersieg gibt Glauben wieder
Gegen Dänemark reichte es aber auch ohne Ovechkin, Kuznetsov und Orlov mit einem 10:1 zum ersten zweistelligen Sieg bei diesem Turnier. Nach der 0:3-Auftaktpleite gegen Tschechien hat der Rekord-Weltmeister mit drei Siegen in Serie wieder in die Erfolgsspur gefunden. Trainer Oleg Snarok, der einst als Spieler in Deutschland tätig war und auch den deutschen Pass besitzt, hatte nach der Schlusssirene dennoch etwas zu kritisieren: "Wir wollten nur nach vorne spielen und Tore erzielen und haben dabei das Verteidigen vergessen. Das dürfen wir gegen stärkere Gegner nicht tun."
Was zählt bei der Heim-WM, ist einzig und allein der Titel. Der Stolz der großen Eishockey-Nation war zuletzt empfindlich getroffen worden. Zuerst das schmachvolle Viertelfinal-Aus bei Olympia im heimischen Sotschi, dann die demütigende 1:6-Pleite im WM-Finale 2015 in Prag gegen den Erzrivalen Kanada.
Unter Putins Augen zum Sieg
Wiedergutmachung für diese Niederlagen fordert auch Wladimir Putin. Der russische Präsident zog sich am vergangenen Dienstag selbst die Eishockey-Ausrüstung an und traf bei einem Schau-Wettkampf mit Ex-Profis, Geschäftsleuten und Politikern sogar einmal ins Tor. Sollte es das russische Team ins WM-Finale schaffen, dürfte Putin in der Loge des Moskauer Eispalastes wie gewohnt medienwirksam mitfiebern. Der Druck auf Ovechkin und Co. wird also nicht kleiner.







