Nach den ersten drei Saisonrennen 2016 saß Daniil Kvyat bei Red Bull auf dem Schleudersitz - nach dem von ihm ausgelösten Startcrash, bei dem er Sebastian Vettel zweimal ins Heck donnerte, muss schon ein Wunder geschehen, will er seinen Platz bei Red Bull behalten.
"Sich einmal zu verbremsen und einem anderen Auto ins Heck zu fahren wäre beim Heimspiel noch akzeptabel, aber das gilt nicht für den zweiten Unfall", spricht Red Bulls Motorsportkonsulent Helmut Marko klare Worte.
Der Österreicher spielt bei der Fahrerentscheidung beider Red-Bull-Teams die Hauptrolle und ist dafür bekannt, hart durchzugreifen, schließlich zählt für das Energydrink-Konzern nur der WM-Titel. Doch wie erklärt sich Marko das Blackout seines Schützlings? "Sagen wir es mal so: Kvyat war übermotiviert", lautet die Aussage des ehemaligen Le-Mans-Siegers.
Marko: Katastrophentag für Red Bull
Für Red Bull waren die Folgen der Aktion besonders bitter: "Es ist schade, denn er hat damit nicht nur Vettels und Ricciardos Rennen kaputt gemacht, sondern auch sein eigenes." Für den Crash bekam der Mann aus Ufa, der eben erst seinen 22. Geburtstag gefeiert hatte, eine Zehn-Sekunden-Strafe aufgebrummt: "Er musste einen zusätzlichen Stopp einlegen. Das war wirklich ein Katastrophentag für Red Bull", beschwert sich Marko.
Während der Österreicher Kvyat in Schanghai noch verteidigte, nachdem ihn Vettel wegen dessen Raketenstarts attackier hatte, erhält der Russe nun keine Rückendeckung mehr. "Im Gegensatz zu Schanghai verstehe ich Sebastian diesmal komplett", sagt Marko. "Er hat absolut recht."
Doch wie geht es jetzt weiter? Wird Kvyat beim kommenden Rennen in Spanien überhaupt noch im Red-Bull-Boliden sitzen? Mit Toro-Rosso-Pilot Max Verstappen wartet ein Supertalent darauf, von Red Bull ins A-Team befördert zu werden. Und Marko traf sich vor dem Grand Prix in Russland zu einem längeren Gespräch mit dem Niederländer.
Kvyat muss diese Woche zum Rapport
"Lassen wir die Situation etwas abkühlen, unter der Woche werden wir dann mit Kvyat sprechen", erklärt Marko die weitere Vorgehensweise. Während der Russe meinte, sich bereits bei allen Beteiligten entschuldigt zu haben und alles gesagt sei, sieht Marko dies offensichtlich anders. Der Youngster muss in der Red-Bull-Fabrik in Milton Keynes zum Rapport.
Eine Racheaktion von Vettel befürchtet er trotz der Wut des ehemaligen Weggwefährten nicht: "Ich glaube, Sebastian denkt so logisch, dass er weiß, dass Rache ihm überhaupt nichts bringt. Er muss sich auf gute Starts konzentrieren, und das Auto in einem Stücke heimzubringen. Deshalb glaube ich nicht, dass das ein Problem wird."

