Suche Heute Live
Boxen
Artikel teilen

Boxen

Wegner und Kentikian trainieren Flüchtlinge

Ulli Wegner hilft auf St. Pauli Flüchtlingen
Ulli Wegner hilft auf St. Pauli Flüchtlingen
16. Dezember 2015, 11:15

Flüchtlinge auf St. Pauli staunten nicht schlecht: Der legendäre Box-Coach Ulli Wegner und Weltmeisterin Susi Kentikian setzten mit einem Training ein Zeichen für Integration.

Ulli Wegner erhob seine Reibeisenstimme und plötzlich war Ruhe. "Ich wünsche euch, dass ihr all' eure Sorgen heute vergesst", sagte die 73 Jahre alte Box-Ikone in einer einfachen Sporthalle direkt bei der Hamburger Reeperbahn - und die 35 Flüchtlinge lauschten den Worten des Weltmeister-Trainers gebannt: "Boxen bildet den Charakter, man lernt sich durchzubeißen. Ich wünsche euch viel Freude."

Gemeinsam mit Boxweltmeisterin Susi Kentikian, die einst als fünfjähriges Kind vor dem Krieg in ihrer Heimat Armenien geflüchtet war, gab Wegner am Dienstag als Schirmherr den offiziellen Startschuss für das Integrations-Projekt des Box-Club Hanseat auf St. Pauli.

80 Personen aus über 10 Ländern waren schon da

In der Seilerstraße haben Flüchtlinge zwei bis dreimal die Woche die Gelegenheit, sich auszupowern. Rund 80 Personen aus mehr als 10 Ländern haben das über Sponsoren finanzierte Angebot seit November schon genutzt. "Wir brauche nicht lange drumherum zu reden. Die Flüchtlinge haben schon genug mitgemacht", sagte Wegner, gekleidet mit goldener Uhr und Hosenträgern. Für den Termin war er extra aus Berlin in die Hansestadt gereist: "Wir sind dazu berufen, dass sie wieder Lebensfreude zurückkriegen. Da ist der Sport eine wichtige Komponente."

Wegners geschulter Blick schweifte umher, hier und da raunte der Coach, der Stars wie Sven Ottke, Arthur Abraham und Marco Huck formte, den neuen "Schülern" kurze Anweisungen zu. Auch Kentikian erntete für ihre peitschenden Jabs bewundernde Blicke. "Ich kann mich sehr gut in die Flüchtlinge hineinversetzen", sagte die "Killer Queen", die es aus einfachen Verhältnissen zur Weltmeisterin im Fliegengewicht schaffte: "Hier können sie ihre Aggressionen herauslassen und haben mit Hin- und Rückfahrt bestimmt vier Stunden etwas zu tun, anstatt sich in einem Zelt zu langweilen."

Abwechslung vom tristen Alltag

Die mit Eifer trainierenden Flüchtlinge freuen sich über die Abwechslung vom größtenteils tristen Alltag. "Boxen mag ich so sehr", sagte Abdullah aus Nigeria schweißgebadet: "Ich habe von den Trainern heute sehr viel gelernt." Auch sein neuer Trainingskollege Achmad zeigte sich dankbar: "Ich will ein guter Boxer werden. Aber dafür muss ich viel trainieren."

Die alltägliche Trainingsarbeit des Intergrations-Projekts übernimmt Hussein Ismail, der 2011 schon vom damaligen Bundespräsidenten Christian Wulff für sein soziales Engagement ausgezeichnet worden war. "Wir geben den Flüchtlingen wieder eine Aufgabe, durch das Training steigern sie ihr Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl", meint der Iraker, der 1978 fliehen musste und in Hamburg eine neue Heimat fand.

Wegner hat das Training mit den Flüchtlingen sichtlich bewegt: "Ich möchte allen empfehlen, dass wir diesen armen Menschen, die aus Kriegsgebieten kommen, helfen."

Newsticker

Alle News anzeigen