Ihren kleinen Sohn Marlon sieht Christina Obergföll in diesen Tagen nur über Skype. Dennoch freut sich die 34-Jährige auf ihren WM-Auftritt in Peking.
"Telefonieren klappt noch nicht so, aber er winkt", sagte die speerwerfende Jungmutter über die Kommunikation mit ihrem 14 Monate alten Sohn zwischen China und Deutschland: "Der vermisst uns gar nicht, sagt meine Mutter." Trotz der Trennung von Marlon, auf den die Oma aufpasst, brennt Titelverteidigerin Obergföll auf ihren Auftritt.
Enges Rennen um die Medaillen
"Das ist hier keine Durchgangsstation für mich", sagte die 34-Jährige vor der Qualifikation am Freitag. Nach ihrer Babypause hat die Speerwurf-Queen zwar noch nicht wieder zu alter Stärke zurückgefunden, aber sie rechnet sich trotzdem etwas aus: "Wenn ich einen Versuch richtig treffe, bin ich bei der Musik."
Mit 64,11 m liegt Obergföll zwei Jahre nach ihrem Gold-Wurf von Moskau im Moment zwar nur auf Rang 14 der Welt, doch das Rennen um die Medaillen wird eng. "Geschätzte zehn Damen können auf Platz zwei landen, es wird wohl der spannendste Wettkampf der WM", sagte sie.
Olympia als Fernziel
Obergföll ist jedenfalls ausgeruht. Ohne Marlon, sagte sie mit einem Lachen, könne sie in Peking "mal richtig ausschlafen, das genieße ich im Moment".
Aber wenn es in Peking nicht mir einer Medaille klappt, sei das "kein Weltuntergang". Olympia in Rio stehe über allem. Am Zuckerhut will sie ihre Karriere krönen und sich nach dem Ende ihrer Laufbahn dann wohl ganz Marlon widmen.
Viele Umstellungen seit der Geburt
Seit der Geburt hat Obergföll weniger Zeit zur Regeneration und musste ihren gewohnten Tagesrhythmus umstellen. "Wir müssen uns anders organisieren und trainieren selten zweimal am Tag, weil wir den Kleinen nicht immer zur Tagesmutter geben wollen", sagte Obergföll, die passenderweise von ihrem Mann Boris Obergföll trainiert wird.
Boris hatte unter seinem Geburtsnamen Henry zweimal WM-Bronze (1995 und 2003) gewonnen. Und die Speerwurf-Gene scheinen die Obergfölls ihrem Sohn Marlon auch mitgegeben zu haben. Marlon rede zwar noch nicht viel, aber "er wirft schon den Ball für den Hund", sagte Obergföll stolz.
