In Woche 16 der NFL haben sich die Teams mit verrückten Finishes überboten. Und das bringt es zu einem möglichen verrückten Finish dieser Regular Season in ein paar Wochen. Die Jaguars ließen aufhorchen und Weihnachten wird hart.
sport.de-Redakteur Marcus Blumberg nennt an jedem Montag seine Erkenntnisse der NFL-Woche.
Wenn zwei sich streiten, freuen sich die 49ers?!
Ich bin immer noch geflasht von diesem Thursday Night Game zwischen den Seahawks und Rams. Schon wieder haben die Rams einen im Grunde sicheren Sieg aus der Hand gegeben. Sie führten zum Start des vierten Viertels mit 30:14, was genau sollte da also noch schiefgehen?
Nicht nur spielten sie größtenteils konservativ, scheiterten mit dem Run Game und lebten in der Schlussphase förmlich in 3rd&Long, sie schafften es trotzdessen nicht mal, Zeit zu verschwenden. All das führte dazu, dass die Seahawks doch noch erwachten und mit zwei Touchdowns und zwei Two-Point Conversions doch noch den Ausgleich schafften. Overtime! Und in selbiger erzielten sie dann nach Gala von Puka Nacua auch tatsächlich den Touchdown zur Führung, doch die Defense hatte nichts mehr entgegenzusetzen, sodass man am Ende per Touchdown von JSN samt Two-Point Conversion verlor.
Und diese Niederlage hat Folgen. Hatten die Rams bis zu diesem Spiel und vor allem bis zu diesem Meltdown ihr Schicksal in der NFC West noch selbst in der Hand, sieht das nun mal ganz anders aus.
Sie stehen zwar schon in den Playoffs, doch den Division-Titel müssen sie sich wohl abschminken. Ihre Chance darauf liegt bei nur noch sieben Prozent! Selbst mit zwei Siegen in den letzten beiden Spielen gegen Atlanta und Arizona - absolut machbar - steigt diese Zahl nur noch auf 12 Prozent. Dann würden sie als 13-Siege-Team auf Reisen gehen müssen.
Dieses Ergebnis nämlich öffnete die Tür für ein wildes Szenario, das gar nicht so abwegig ist: Zwar würden die Seahawks (12-3) mit zwei Siegen in den kommenden zwei Wochen die West gewinnen und den Top-Seed sichern, doch auch sie könnten noch auf einen Wild-Card-Spot fallen! Warum? Weil die 49ers, die etliche verletzungsbedingte Ausfälle zu verkraften haben, mit drei Siegen zum Schluss - in der Nacht zum Dienstag geht es noch zu den Colts - ihr Schicksal nämlich auch noch selbst in der Hand haben!
Schon vor Monday Night Football in Woche 16 stehen sie sicher in den Playoffs. Sie treten danach noch gegen die Bears und eben die Seahawks an. Gewinnen sie alle drei Spiele, hätten sie tatsächlich die NFC West gewonnen und den Top-Seed der NFC gesichert. Und das wäre mit dieser Personalsituation und allem, was in der Bay Area passierte, eine unglaubliche Leistung. Kyle Shanahan wäre der Coach of the Year Award nicht mehr zu nehmen. Und alles nur, weil die Rams es zum wiederholten Male nicht geschafft haben, einen sicheren Sieg nach Hause zu bringen.
Good News Bears?
Was war das für ein unglaubliches Ende am Samstagabend im Soldier Field? Die Green Bay Packers hatten bereits eine Siegwahrscheinlichkeit von 99,5 Prozent laut "Next Gen Stats", nachdem den Bears erst nach der Two-Minute Warning ein Field Goal zum 9:16 aus ihrer Sicht gelungen war. Alles, was noch fehlte, war ein Onside-Kick, der auch noch Richtung Wide Receiver Romeo Doubs flog. Was konnte schon schiefgehen?
So einiges, wie sich für die Packers herausstellte. Und es ging so einiges schief an diesem Abend. Allen voran wurde Quarterback Jordan Love mit einem brutalen Helm-an-Helm-Hit ausgeknockt - Gehirnerschütterung! Für ihn kam Malik Willis ins Spiel und machte dann über weite Strecken eine sehr gute Figur. Das wiederum sollte den Bears ultimativ durchaus zu denken geben mit ihrem weiterhin anämischen Pass Rush!
Josh Jacobs verlor einen Fumble und die Packers-Defense, die über rund 59 Minuten alles im Griff hatte, fiel in der letzten Minute und dann in der Overtime komplett auseinander. Keisean Nixon gab letztlich beide Touchdown-Pässe von Caleb Williams als nächster Verteidiger ab und die Packers fumbelten in der OT einen Snap bei 4th&1, was den Bears diesen Sieg auf dem Silbertablett servierte. Also ja, es ging so einiges schief!
Dennoch muss man so eine Situation auch erstmal ausnutzen. Und Caleb Williams tat genau das. Mehr noch: er kassierte keinen einzigen Sack im Spiel, weil er sich gut in der Pocket bewegte und den Ball im rechten Moment loswurde. Will man einen Reifeprozess bei diesem Team im Vergleich zum Vorjahr festmachen, muss man bei ihm anfangen. Im Vorjahr nahm er Sacks in rauen Mengen, die er nicht hätte kassieren müssen.
Williams zeigt das Potenzial der Bears
Und seine zwei Touchdown-Pässe waren beeindruckend, vor allem die Bombe auf D.J. Moore ganz am Ende!
Williams zeigt, wie viel Potenzial in diesem Team steckt. All die Dinge, die zu ihren Gunsten liefen, sind jedoch auch ein Reminder, dass eben nicht alles Gold ist, was hier ziemlich deutlich glänzt. Wenn auch nur eines der besagten Dinge in die andere Richtung läuft, dann gewinnen die Bears das Spiel vermutlich nicht. Und sie sind eben der Division-Anführer, der die niedrigste Punktedifferenz der NFL hat - abgesehen von der AFC North, aber die ist ein ziemlich spezieller Fall in diesem Jahr ...
Sicher haben sie die NFC North auch noch nicht, doch auch sie stehen dank der Lions-Niederlage sicher in den Playoffs. Bei zwei Siegen hätten sie derweil sogar eine 60-Prozent-Chance auf den Top-Seed.
Diese Bears sind "Good News" - im Gegensatz zum Filmklassiker mit Walter Matthau ...
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Die Jaguars sind ein Problem!
Nach elf Siegen am Stück ist die Serie der Denver Broncos gerissen. Sie haben sogar ihre erste Heimniederlage kassiert und auch die meisten Punkte in dieser Saison kassiert (34). All das gegen die Jacksonville Jaguars, die vor dieser Saison sicherlich niemand auf dem Zettel hatte. Nun jedoch haben sie elf Spiele gewonnen, so viele wie seit 2007 nicht mehr.
Das Spiel begann zwar holprig, doch nachdem die Broncos zum Start der zweiten Hälfte zum 17:17 ausgeglichen hatten, drehte Jacksonville auf und erzielte 17 Punkte in Serie - Trevor Lawrence lief zu einem Touchdown und fand Travis Etienne für einen weiteren. Die Broncos wiederum bekamen bis auf ein spätes Field Goal nichts mehr auf die Kette. Vielmehr verloren sie noch einen Fumble, Bo Nix warf eine Interception und der vorletzte Drive endete mit einem missglückten vierten Versuch. Nichts war es mit einem weiteren späten Comeback der Broncos, die damit das eine oder andere Mal die Kohlen aus dem Feuer geholt hatten in dieser Saison.
Lawrence kassierte zwar fünf Sacks, ließ sich dadurch aber nicht aus der Ruhe bringen. Vielmehr warf er für drei Touchdowns (1 RUSH TD) und machte keine größeren Fehler. Nix auf der anderen Seite leistete sich zwei Turnovers und machte Fehler.
Was nehmen wir aus diesem Spiel mit? Vor allem mal das Ausrufezeichen, das die Jaguars gesetzt haben. Es war kein Zufall, dass sie diesen Sieg eingefahren haben. Sie sind nun 6-3 in Spielen gegen Teams, die aktuell bei oder sogar über .500 stehen. Die Broncos, derzeitiger Inhaber des AFC-Top-Seeds? 3-3. Die kommenden Wochen werden zeigen, über wen dieser 34:20-Erfolg der Jaguars mehr aussagt, doch hat nun jeder gesehen, dass man der Broncos-Defense mit mutigen Downfield-Pässen durchaus beikommen kann, speziell, wenn man es auf Cornerback Riley Moss anlegt, der einmal mehr das schwächste Glied war und als nächster Verteidiger über 100 Yards abgegeben hat.
Die Jaguars müssen wir derweil ernst nehmen, denn in die Playoffs kommen sie ziemlich sicher nach dieser Vorstellung.
Weihnachten wird hart
Weihnachten ist das Fest der Liebe, das Fest der Freude ... doch für viele von uns kann das auch eine harte Zeit sein. Aus diversen Gründen. Doch will ich heute nicht zu melancholisch werden und rede natürlich von der Perspektive, dass die Christmas Day Games der NFL ein ziemlicher Schuss in den Ofen werden könnten. Was auf dem Papier vor nicht allzu langer Zeit noch wie ein ziemlich cooler Abend aussah, könnte jetzt ziemlich bedrückend werden.
Full Disclosure: Ich werde dafür bezahlt, mir das nicht nur anzugucken, sondern auch noch darüber zu berichten. Yay me! Und dementsprechend kann ich mich nicht einfach zur NBA - ihr wisst schon, die possierliche kleine Liga, die früher mal das große (Sport-)Ding an Weihnachten war - rüber retten und mir einen entspannten Abend auf dem Sofa machen. Jeder hat eben sein Kreuz zu tragen.
Aber eines ist schon jetzt klar: Schee werds net! Los geht es um 19 Uhr mit den Kracher Dallas Cowboys @ Washington Commanders. Und wie es aussieht, schicken die Commanders Quarterback Josh Johnson ins Rennen, der schon gefühlt für circa 82 verschiedene Teams gespielt hat. Und nirgends so richtig gut. Er warf gegen die Eagles, nachdem sich Marcus Mariota verletzte, eine abenteuerliche Interception am Samstag. Mehr davon hat er sicherlich im Köcher! Ganz zu schweigen davon, dass beide Teams fernab von Gut und Böse unterwegs sind. Und die Cowboys haben gegen Justin Herbert am Sonntag keinen einzigen Sack geschafft - obwohl Matt Eberflus nun die Defense aus der Box anleitet. Für die nicht Eingeweihten: Herbert spielt schon seit Saisonbeginn ohne O-Line und hat sich kürzlich die linke Hand gebrochen ...
Nahtlos weiter geht es an Weihnachten dann mit dem spannenden NFC-North-Duell zwischen den Detroit Lions und Minnesota Vikings. Die Vikings haben sicherlich eine gute Defense, aber J.J. McCarthy könnte ausfallen, sodass uns Max Brosmer droht. Muss ich mehr sagen? Ach ja, die Lions sind wohl das einzige Team an diesem ganzen Feiertag, das noch um die Playoffs spielt. Aber nur sehr theoretisch mit einer Playoff-Chance von nun noch sechs Prozent. Aber wenn die Lions ernst machen, kann das Ding im Grunde zur Pause durch sein. Immerhin: Die O-Line der Lions ist auch ein Problem, was die Vikings mit ihrem Pass Rush ins Spiel bringen könnte.
Die Kirsche auf der Torte ist dann in der Nacht zum 2. Weihnachtstag das Gastspiel der Denver Broncos bei den Kansas City Chiefs. Die Broncos-Defense wird auf die kaputte O-Line der Chiefs treffen. Und hinter dieser wird jemand namens "Chris Oladokun" stehen und ultimativ um sein Leben rennen. Denn - mit den Worten unseres einstigen WM-Helden Andi Brehme: 'Haste Scheiße am Fuß, haste Scheiße am Fuß!" - offenbar hat sich nach Patrick Mahomes nun auch noch Gardner Minshew ein Kreuzband gerissen. Jener Oladokun fabrizierte dann neun Punkte gegen die Tennessee Titans.
In dem Sinne: Frohe Weihnachten!





































