Felix Hoffmann und Philipp Raimund glänzen kurz vor der Vierschanzentournee. Topfavorit bleibt aber Domen Prevc.
Philipp Raimund zeigte mit den Fingern immer wieder auf Felix Hoffmann, das Rampenlicht teilte Deutschlands bester Skispringer nur allzu gerne mit seinem Teamkollegen. "Felix hat einen mega Job gemacht", sagte Raimund in Engelberg und wirkte durchaus erleichtert. Denn kurz vor der Vierschanzentournee ist klar, dass die DSV-Adler beim ersten Highlight der Saison gleich zwei heiße Eisen im Feuer haben werden.
Das gilt vor allem für Raimund, der bei der Generalprobe in der Schweiz erneut glänzte - an beiden Tagen verpasste er als Vierter nur knapp das Podest. Auf dem Treppchen stand dafür Hoffmann, der am Samstag als Zweiter sogar am Sieg schnupperte und einen Tag später Dritter wurde. Raimund wurde daher kurzerhand zum Hoffmann-Fan. "Diesmal werde ich nicht auf, sondern hinterm Podium stehen und Felix zujubeln", sagte er.
Auch Hoffmann wirkte erlöst. Schließlich bewies der Thüringer, dass sein dritter Platz beim Saisonstart in Lillehammer keine Eintagsfliege war. Der ganz große Favorit bei der Tournee wird zwar Seriensieger Domen Prevc aus Slowenien sein. Doch zumindest leise Hoffnungen auf den ersten deutschen Triumph seit Sven Hannawalds legendärem Grand Slam vor 24 Jahren sind erlaubt.
Kaum zu glauben: Hoffmann ist zwar schon 28 Jahre alt, sein bislang bestes Tournee-Ergebnis ist aber der 42. Platz aus dem vergangenen Winter. Was auch daran liegt, dass er noch nie bei allen vier Springen einer Tournee am Start gewesen ist. Auch vor einem Jahr fehlte er noch in Oberstdorf und kämpfte sich erst über die nationale Gruppe in Garmisch-Partenkirchen ins Team.
Die 74. Tournee wird für Hoffmann somit ein völlig neues Erlebnis. "Ich bin echt gut drauf und werde es genießen", sagte der Senkrechtstarter. Größere Chancen auf den Gold-Adler dürfte aber Raimund haben, der im Saisonverlauf mehr Konstanz zeigte - und auf die wird es beim Ritt über die vier Schanzen ankommen.
Der Favoritenkreis ist dennoch groß. An erster Stelle ist Weltmeister Prevc zu nennen, der am Samstag seinen fünften Sieg in Folge feierte und am Sonntag Zweiter hinter dem Japaber Ryoyu Kobayashi wurde. Auch mit den starken Österreichern um Titelverteidiger Daniel Tschofenig ist trotz einer jüngsten Formdelle immer zu rechnen.
Eher weniger gilt das für Andreas Wellinger und Karl Geiger, die in Engelberg fehlten, um nach einer bislang enttäuschenden Saison doch noch in Schwung zu kommen. Einen Platz im DSV-Team hat das Duo aber zumindest für die Stationen in Oberstdorf und Garmisch-Partenkirchen sicher. "Sie werden definitiv an den Start gehen", sagte Bundestrainer Horngacher in Engelberg.
Hoffmann jedenfalls freut sich schon auf die Rückkehr der Routiniers. "Wir haben letzte Woche noch zusammen trainiert", erzählte er: "Vielleicht finden sie noch etwas, das hilft. Dann können sie an Weihnachten durchschnaufen und uns zur Tournee hoffentlich unterstützen." Wobei auch immer.