Die Miami Dolphins haben Quarterback Tua Tagovailoa nach schwachen Leistungen in dieser NFL-Saison auf die Bank gesetzt. Doch wie geht es nun weiter?
Nach der über weite Strecken richtig schwachen Vorstellung am Montagabend in Pittsburgh hatte Head Coach Mike McDaniel die Tür ganz weit geöffnet für eine Verbannung von Tua Tagovailoa auf die Bank. Er wolle "alles infrage stellen", sagte McDaniel am Dienstag. Am Mittwoch dann folgte die Bestätigung: Tagovailoa ist nicht mehr der Starting Quarterback der Dolphins.
Ein weiterer Beleg dafür, dass Football und speziell die NFL ein schnelllebiges Geschäft ist. Nachdem Tagovailoa als Erstrundenpick im Draft 2020 nach Miami kam und ihn zahlreiche Gehirnerschütterungen zurückgeworfen hatten, war er 2023 oben auf und spielte seine bis dahin beste Saison. Es war zugleich die zweite Playoff-Teilnahme in Folge, was Miami seit 2001 nicht mehr gelungen war.
Als Belohnung und weil es eben Zeit wurde, verlängerten die Dolphins mit ihm für vier Jahre und 212,4 Millionen Dollar - also für ein durchschnittliches Jahresgehalt von 53 Millionen Dollar, was noch heute im Bereich des Marktpreises für Franchise-Quarterbacks liegt. Eine stolze Summe für einen QB, der nicht unumstritten war, aber eben in McDaniels Scheme funktionierte.
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Schlechteste Saison von Tua überhaupt
Doch nach nur einem Jahr in diesem neuen Deal sind die Zeiten nicht mehr ganz so rosig in Miami. Tagovailoa (27) spielte eine auch verletzungsbedingt schwache Saison 2024 und erholte sich in der laufenden Spielzeit nicht wirklich davon. Er steuert sogar auf seine schlechteste verletzungsfreie Saison überhaupt zu und führt die NFL in Interceptions (15) nach 14 Spielen an. Seit Montag steht zudem fest, dass man wie im Vorjahr die Playoffs verpassen wird.
Zwar hat der Kader generell klaffende Lücken, die sicherlich dazu beitrugen, dass General Manager Chris Grier schon vor Wochen seinen Hut nehmen musste und McDaniel ihm womöglich noch folgt, doch ist Tagovailoas Leistung vor allem nicht mit den ihm geschuldeten Summen vereinbar. Entsprechend kam es nun zur Entscheidung, ihn auf die Bank zu setzen - nach nicht mal einem Jahr im neuen Vertrag!
Was nun? Das ist die große Frage, die alle im Süden Floridas nun stellen sollten. Ist dies nur eine Denkpause oder der Anfang vom Ende? Ob nun mit McDaniel oder ohne scheint es schwer vorstellbar, mit Tagovailoa nach Stand der Dinge weiterzumachen. Hinzu kommt, dass er erst kürzlich bei den Kollegen angeeckt hat, weil er öffentlich kritisierte, dass kaum ein Teamkollege zu privat organisierten Video-Sessions erschien. Ein No-Go.
Diese Situation erinnert derzeit ein wenig an die von Russell Wilson bei den Denver Broncos. Er hatte einen ähnlich hochdotierten Vertrag unterschrieben und wurde dann früh darin entlassen. Doch anders als bei ihm gibt es nun zumindest keinen Vorteil für Miami, Tua drei Spiele vor Schluss auf die Bank zu setzen. Bei Wilson wurde so immerhin verhindert, dass noch mehr künftiges Gehalt per "Injury Guarantee" garantiert werden konnte.
Tua: Vertragssituation ist klar
Bei Tagovailoa ist die Situation vertraglich ebenfalls vertrackt, aber immerhin klar: Ihm stehen in der kommenden Saison garantierte 54 Millionen Dollar (Gehalt und Option Bonus) zu. Daran lässt sich nicht rütteln. Bei ihm steht nur noch die Frage im Raum, ob drei Millionen seines Gehalts für 2027 (31 Mio.) am dritten Tag des Liga-Jahres 2026 ebenfalls garantiert werden oder eben nicht.
Für die Dolphins heißt dies konkret: wenn sie Tagovailoa tatsächlich loswerden wollen, wird es teuer - sowohl was echtes Geld betrifft, als auch was die Salary Cap angeht. Da wir einen Trade im Grunde ausschließen können - niemand wird diesen Vertrag wollen -, bleibt nur eine Entlassung. Eine normale Entlassung zum Start des neuen Liga-Jahres oder eben davor würde einen Dead Money Hit in Höhe von 99 Millionen Dollar nach sich ziehen. Die Dolphins haben Stand jetzt Cap Space in Höhe von -11 Millionen Dollar (-30 Mio., sobald 51 Spieler im Kader stehen). Das klingt also wenig praktikabel.
Insofern käme nur ein Post-June-1-Cut infrage. Das heißt: der Spieler würde zwar sofort Free Agent werden, aber er würde noch bis zum 1. Juni in den Büchern des Teams stehen und zwar mit seinem normalen Cap Hit von 56,4 Millionen Dollar. Danach allerdings würde das aus der Entlassung für 2026 resultierende Dead Money in Höhe von 67,4 Millionen Dollar zu Buche schlagen. Die restlichen 31,8 Millionen Dollar an Dead Money würden dann 2027 folgen.
Auch dafür müsste man natürlich erstmal Platz unter der Salary Cap schaffen, um ihm überhaupt zu entlassen.

Dolphins 2026: Zeit für den Neuaufbau?
Klingt schmerzhaft und wäre es auch. Konkurrenzfähig wäre man unter den Voraussetzungen 2026 vermutlich nicht. Egal mit welchem Coach. Doch wäre jetzt wohl der beste Zeitpunkt für einen Kahlschlag und einen Neuaufbau.
Würde man Tagovailoa dagegen behalten, wäre eine Trennung nach der Saison 2026 deutlich leichter zu bewerkstelligen. Die Atlanta Falcons machen ja gerade vor, wie es ist, einen hochbezahlten Quarterback (Kirk Cousins) auf der Bank zu haben. Konkret wäre eine Tagovailoa-Entlassung 2027 sogar günstig, denn man würde trotz Dead Money von über 30 Millionen Dollar auch über 20 Millionen Dollar an Cap Space einsparen. Und bezahlen muss man ihn 2026 ja ohnehin.
Die Frage dann ist: für groß hält man in Miami den Störfaktor, den Tagovailoa auf der Bank darstellen würde? Eine Frage mindestens mal für einen neuen GM und vielleicht sogar Head Coach.




































