Am Wochenende geht es für die Biathleten in Frankreich zum letzten Wettkampf vor der Weihnachtspause. In seiner Kolumne für sport.de blickt DSV-Skijäger Justus Strelow auf seine Leistung in Hochfilzen zurück und verrät, wie ihm ein Notizbuch beim Stehendanschlag hilft.
In mehreren Kleinbussen begaben wir Biathleten uns Montagfrüh auf eine lange Reise: Acht Stunden Autofahrt in Richtung Frankreich, wo ich ab Freitag in Le Grand Bornand an den Start gehen werde. Da wir uns auf solchen Touren am Steuer abwechseln, hatte ich an Bord ausreichend Zeit, meine aktuelle sportliche Situation zu beleuchten.
Mit dem zurückliegenden Wochenende in Hochfilzen konnte ich läuferisch zufrieden sein und auch im Liegendschießen habe ich mein gewohnt sicheres Niveau wiedererlangt. Im Stehendanschlag allerdings liegt meine letzte Nullserie schon eine Weile zurück.
Nach dem Sprint in Östersund habe ich immer wieder Fehler geschossen. Und weil ich auf der Loipe der internationalen Konkurrenz eher nicht davonlaufe, bin ich umso mehr auf gute Schießergebnisse angewiesen. Leiste ich mir zu viele Fehler, bleiben mir exzellente Ergebnisse im Weltcup verwehrt.
Bei meiner Ursachenforschung in puncto Stehendschießen hilft mir ein kleines schmales Büchlein. In der Waffenhülle meines Gewehrs führe ich es stets mit mir. Handschriftlich vermerke ich darin seit etwa drei Jahren kleine Details, Beschreibungen meiner Technik sowie Bemerkungen zu meinem Körpergefühl rund ums Schießen. Insbesondere in Phasen, in denen es nicht ganz rund läuft, notiere ich in kurzen Texten Probleme, Analysen und Lösungsansätze, auf die ich später zugreifen kann, wenn es zu vergleichbaren Situationen kommt.
Mein Schießbuch funktioniert als eine Art Gedächtnisstütze: Wo setzt der Ellenbogen beim Stehendanschlag auf meiner Hüfte auf? Wo setze ich die Waffe hinten an meiner Schulter ein? In welcher Position stehen meine Füße? Und wo spüre ich den meisten Druck auf meiner Wange?
Das Schießen verläuft sehr automatisiert. Im Idealfall denkt man nicht viel nach, sondern handelt einfach. Aber weil mein Handlungsprogramm im Stehendanschlag aktuell nicht optimal funktioniert, gehe ich in die Detailarbeit und ermittle die Fehlerstelle. Mein kleines Buch hilft mir dabei: Ich gehe meine Aufzeichnungen durch, in meinem Kopf setzen Erinnerungen ein, ich fühle mich in die Situation hinein und beginne anschließend die erforderlichen Details zunächst in Trockenübungen umzusetzen.
In Hochfilzen habe ich mich im Training schon wieder gut und sicher gefühlt. Dies gilt es möglichst schon in Frankreich nun auch unter hoher Belastung im Wettkampf umzusetzen – damit ich anschließend mit einem guten Gefühl in die Weihnachtspause gehen kann!

