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Formel-1-Fazit mit RTL-Experte Danner

Hülkenberg traumhaft, Tsunoda mies, Stroll muffig

Christian Danner blickt auf die Leistungen der Fahrer zurück
Christian Danner blickt auf die Leistungen der Fahrer zurück
Foto: © sport.de
15. Dezember 2025, 13:16
sport.de
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Die Formel-1-Saison 2025 ist Geschichte, Zeit für eine Bilanz. F1-Experte und RTL-Kommentator Christian Danner zieht zusammen mit sport.de ein Fazit der 21 Fahrer, die in diesem Jahr in der Motorsport-Königsklasse zum Einsatz gekommen sind. In Teil 1 sind die Plätze 21 bis 11 im Fahrer-Ranking dran. Aston-Martin-Miesepeter Lance Stroll bekommt einen Eintrag unter "Betragen", zwei Rookies erhalten ein dickes Lob und Deutschlands Formel-1-Mohikaner Nico Hülkenberg erlebt eine "Traumsaison". 

Für den jungen Australier war nach nur sechs Rennen mit einigen typischen Anfängerfehlern kein Platz mehr im Briatore-Kosmos. Heute weiß man: Nachfolger Colapinto konnte es auch nicht besser. "Jack Doohan war meiner Meinung nach viel besser als sein Ruf, auch wenn da ein paar Unfälle dabei waren", resümiert Danner. Möglich, dass Doohan versucht, seiner Karriere in der japanischen Super Formula neuen Schwung zu verleihen, um 2027 mit Toyota-Support bei Haas anzuheuern.

Der Argentinier bekam nach dem Miami-GP von Alpine-Eminenz Flavio Briatore die Chance, sich als Formel-1-Fahrer zu empfehlen. Trotz gewisser Vorschusslorbeeren aus der Vorsaison gelang Franco Colapinto bei Alpine so gut wie nichts. Null Punkte sprechen eine deutliche Sprache.

"Er fährt in erster Linie aus finanziellen Gründen bei Alpine", verweist Danner auf Sponsorengelder aus Südamerika. "Ich finde aber, er hat sich zumindest eingependelt. Er hatte das Auto, das am schlechtesten zu fahren ist. Eine zweite Saison hat er allemal verdient."

Der 21-Jährige beeindruckte im schwer zu fahrenden Sauber-Boliden an der Seite von Nico Hülkenberg, grub dem Routinier im Qualifying sogar des Öfteren das Wasser ab. Erst zum Saisonende fiel Gabriel Bortoleto mit einigen happigen Crashs auch negativ auf. Die Unfälle kann man einem F1-Greenhorn aber verzeihen.

"Er war super", rekapituliert Danner und erinnert an die schwierige Ausgangslage des Brasilianers: "Man darf nicht vergessen: Er hat von allen Rookies die wenigste Ausbildung genossen. Den hat man in den Sauber gesetzt und gesagt: 'Fahr los!' Er hatte mit Nico Hülkenberg einen sehr guten Lehrmeister und hat bei Sauber seinen eigenen Stil und Speed entwickelt. Davor habe ich allergrößten Respekt. Bortoleto ist nicht umsonst gleich im ersten Jahr Formel-3- und direkt im ersten Jahr Formel-2-Meister geworden. Er ist schon besonders gut."

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Der routinierte Franzose litt das gesamte Jahr unter seinem schwachen Dienstauto – 2026 kann es mit neuen Regeln und Mercedes-Power im Heck nur besser werden. "Er ist wirklich ein guter Fahrer und so ein paar kleine Highlights hat er schon gesetzt", lobt Danner. Gasly sei "ganz klar unter Wert geschlagen worden". Das Kardinalproblem des 29-Jährigen: "Man kann nicht schneller fahren, als das Auto geht."

Der Rohrspatz aus Fernost wurde nach zwei Rennen "endlich" (aus seiner Sicht) zu Red Bull befördert, gab an, er wolle dort gleich mal Verstappen schlagen. Es wurde ein schlechter Running Gag. Yuki Tsunoda sammelte an der Seite des Holländers mickrige 30 Punkte. Konsequenz: 2026 ist ohne Honda-Power bei Red Bull nur noch die Rolle als Ersatzmann drin.

"Er kann es einfach nicht gut genug. Das war jetzt sein fünftes Formel-1-Jahr, aber er fährt immer gleich, er hat immer die gleichen Fehler gemacht. Tsunoda hat mich in der Formel 1 überhaupt nicht beeindruckt, ihn hätte ich beispielsweise wesentlich früher aussortiert", urteilt Danner.

Jährlich grüßt das Murmeltier. Wie jedes Jahr sah Lance Stroll gegen seinen Aston-Martin-Stallkollegen Fernando Alonso kein Land. Wie jedes Jahr unterliefen ihm teils unerklärliche Fehler. Wie jedes Jahr ist sein Cockpit dank Papa Lawrence so sicher wie das Amen in der Kirche.

"Ich würde nicht so sehr auf ihm rumhacken und sagen, der gehört überhaupt nicht in die Formel 1", sagt Danner, der vor allem die Einstellung des Kanadiers kritisiert: "Was Lance Stroll überhaupt nicht hat, ist irgendein Funken Freude an dem, was er macht. Deswegen kommt er eigentlich permanent schlecht gelaunt, widerwillig und muffig rüber – das stört. Diese Gleichgültigkeit ist äußerst deplatziert." In einem "normalen Umfeld hätte es genügend Gründe gegeben, ihn vor die Tür zu setzen", so der Experte: "Aber Aston Martin ist nun mal kein normales Teamumfeld."

Nach zuletzt harten Jahren bei Alpine hat Esteban Ocon bei Haas den Spaß wiedergefunden, fuhr unterm Strich eine grundsolide Saison. "Das liegt auch an Laura Müller", lobt Danner die Renningenieurin des Franzosen: "Sie hat ihn echt ganz anders eingestellt. Ich habe das übers Jahr verfolgt: Er ist viel freundlicher und entspannter geworden als er es in den letzten Jahren war, und ich freue mich, dass er bei Haas weiterfahren kann."

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  • Platz 14: Liam Lawson, Racing Bulls/Red Bull, 38 Punkte

Liam Lawson bekam nach nur zwei Rennen heftig eine übergebraten, musste sein Red-Bull-Cockpit aufgrund schwacher Leistungen für Yuki Tsunoda räumen. Der Schock blieb dem Neuseeländer noch eine ganze Weile in den Gliedern stecken. Dann aber berappelte sich Lawson und kam Rennen für Rennen besser in Schuss.

"Sein Speed war dann prima, er fuhr teils ja auf Augenhöhe mit Hadjar, manchmal sogar besser", resümiert Danner. Allerdings müsse Lawson "noch an so einigen Dingen arbeiten", so der RTL-Kommentator. "Er ist der einzige Fahrer in diesem Jahr, der wegen Erratic Driving, wegen bescheuerten Fahrens, eine Strafe bekommen hat. Man kann hart fahren, aber man kann nicht immer so tun, als würden die anderen nicht mitfahren. Da besteht Aufholbedarf für Lawson."

Der 20-Jährige baute in den ersten Rennen den ein oder anderen unnötigen Unfall, steigerte sich im Saisonverlauf aber eindeutig und setzte vor allem im letzten Drittel des F1-Jahres im Haas immer wieder Highlights wie Platz vier in Mexiko. "Bearman hat einen echten Grundspeed, der ist wahnsinnig und das ist auch ein Thema für Lewis Hamilton. Wenn er bei Ferrari weiter Zicken macht, wird er auf die Straße gesetzt und Bearman kommt ins Auto – fertig", betont Danner.

Bearman habe sich in der Saison 2025 "für Höheres empfohlen, gar keine Frage. Er ist bei Ferrari unter Vertrag und natürlich spekulieren sie da: Wenn Hamilton doch das Handtuch wirft und keine Lust mehr hat, dann haben sie mit Bearman sofort einen, den sie reinsetzen können und es funktioniert."

Der Franzose lieferte im Junior-Team von Red Bull eine ganz starke Rookie-Saison ab, fuhr beim Grand Prix der Niederlande sogar sein erstes Podest ein. Der Lohn: 2026 steigt Isack Hadjar von den Racing Bulls zu Red Bull auf, wird Teamkollege von F1-König Max Verstappen. "Er ist ein sehr intelligenter Fahrer, der versteht, was er da tut", lobt Danner den 21-Jährigen. "Hadjar hat die Fähigkeit, nicht nur schnell draufloszufahren, sondern sich in allen Rennsituationen zurechtzufinden."

Hadjar sei "aus dem Stand eine andere Liga" als Yuki Tsunoda, der seine Karriere ebenfalls im B-Team der Bullen begann, und den er jetzt bei Red Bull ablöst. Danner traut dem jungen Franzosen im Seniorteam einiges zu: "Ich kann mir gut vorstellen, dass er sich dort einen Status erarbeiten kann, sodass wir seit vielen Jahren wieder einmal einen vernünftigen zweiten Fahrer bei Red Bull sehen", so der Formel-1-Experte.

Vor der Saison galt Sauber angesichts von vier mickrigen Punkten im Jahr 2024 als kranker Mann der Formel 1. Hätte Nico Hülkenberg vor der Saison einer die Ausbeute von 51 Punkten, Rang elf in der Fahrer-WM und die erste Podestplatzierung der Karriere zur Unterschrift vorgelegt –, der Routinier hätte garantiert unterschrieben.

Hülkenberg gefiel sich in der Rolle als Entwicklungsfahrer des Sauber/Audi-Projekts ebenso wie als "Fahrlehrer" von Rookie Gabriel Bortoleto. "Das war schon eine Traumsaison", kommentiert Danner das Jahr des "Hulk", das allerdings "etwas harzig" losgegangen sei. "Das Auto war ganz schwer zu fahren. Erst nach Barcelona hatten sie dann ein paar Modifikationen am Auto, dass es angenehmer und fahrbarer wurde."

Davon profitierte Hülkenberg auch im Regen von Silverstone, als er mit all seiner Klasse sensationell auf Rang drei surfte und seinen Podest-Fluch endlich bannte. Zwar fiel der 38-Jährige danach in ein kleines Ergebnis-Loch, hinkte vor allem am Samstag hinterher. Aber: Zum Ende der Saison kam er wieder in die Gänge und sammelte Punkte. "Hülkenberg hat seine Qualifying-Probleme abgelegt, fuhr in diesem Mittelfeld-Durcheinander gut mit und kann positiv in die Zukunft schauen", so RTL-Experte Danner.


Zur Person: 

Christian Danner (67) schaffte 1985 mit dem Gewinn der Formel-3000-Europameisterschaft den Sprung in die Formel 1. Bis 1989 fuhr er in der Königsklasse für mehrere kleine Teams und errang bei 36 Grand-Prix-Starts vier WM-Punkte. Danach fuhr er in der US-amerikanischen IndyCar-Serie und avancierte zum ersten deutsche Rennfahrer, der in Formel 1 und IndyCar Punkte holte. In der DTM gewann Danner zwischen 1988 und 1996 fünf Rennen, 1997 zog er sich aus dem Motorsport zurück. Seit 1998 kommentiert der Bayer an der Seite von Heiko Waßer die Formel 1 bei RTL. Danner arbeitet zudem als Fahrsicherheitstrainer.

Fahrerwertung

#FahrerTeamPunkte
1GroßbritannienLando NorrisMcLaren423
2NiederlandeMax VerstappenRed Bull Racing421
3AustralienOscar PiastriMcLaren410
4GroßbritannienGeorge RussellMercedes AMG F1 Team319
5MonacoCharles LeclercFerrari242

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