Woche 15 der NFL war gleich doppelt bitter für die Kansas City Chiefs. Sie verpassten die Playoffs und verloren Patrick Mahomes. Eine große Debatte ist damit beendet. Zudem gibt es einen neuen Topfavoriten in der AFC.
sport.de-Redakteur Marcus Blumberg nennt an jedem Montag seine Erkenntnisse der NFL-Woche.
Die Bills sind der neue Topfavorit der AFC
Sie lagen 0:21 zurück und haben dann fünf Touchdowns in Serie erzielt. Die Buffalo Bills haben ein gehöriges Ausrufezeichen bei den New England Patriots gesetzt und damit ihrem Konkurrenten um die AFC East einen klaren Dämpfer verpasst. Nach Lage der Dinge haben sie damit ihr Schicksal in der Division weiterhin nicht in der eigenen Hand und würden bei Gleichstand mutmaßlich dennoch den Kürzeren ziehen. Doch dieses Spiel, dass die Patriots im Anschluss als "Playoff-Spiel" bezeichneten, machte deutlich, dass die Bills wohl immer noch das bessere Team sind.
Die Bills haben mit Josh Allen den besten Quarterback, mindestens mal in der Conference, und weiterhin ein Run Game, das nur schwer zu stoppen ist. Defensiv machten sie Plays, als es zählte. Nimmt man all das zusammen, dann hat man hier ein ganz gefährliches Team, das in den Playoffs trotz möglicher Auswärtsfahrten - mehr als Rang 5 und eine Wild Card bleibt wie erwähnt unwahrscheinlich - vermutlich in kein Duell als Underdog gehen wird.
Zudem ist der große böse Wolf, die Kansas City Chiefs, nicht dabei. Seit 2020, also seit Josh Allen der Josh Allen ist, haben die Bills mit Ausnahme der Bengals in der Saison 2022 immer nur gegen die Chiefs in den Playoffs verloren. Ohne diese Hürde könnte also dieses Mal durchaus der große Wurf gelungen. Auf eine Super-Bowl-Teilnahme wartet man in Buffalo schon seit der Saison 1993, als man seinerzeit zum vierten Mal in Serie das große Spiel verlor.
Entsprechend stellt sich für die Bills nach dieser Vorstellung durchaus die Frage: Wenn nicht jetzt, wann dann? Man scheint rechtzeitig zur heißen Phase der Saison in Bestform zu sein. Man hat gerade einen aufstrebenden Gegner, der drohte, bereits drei Wochen vor Saisonende die Division klarzumachen, trotz großem Rückstand in die Schranken verwiesen und damit klargestellt, wer tatsächlich der Favorit in dieser Conference ist. Nun gilt es, das im Schlussspurt und im Januar zu bestätigen.
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GOAT-Debatte endgültig vorbei!
Für mich war das ohnehin schon länger kein Thema mehr, doch spätestens jetzt sollte auch der letzte Skeptiker überzeugt sein: Patrick Mahomes ist nicht der legitime Nachfolger beziehungsweise Contender von Tom Brady, wenn es um den Titel des "Greatest of all Time" geht. Nicht nur wurden er und die Chiefs trotz dreier Super-Bowl-Siege in den ersten acht Jahren schon zweimal im Big Game übel verhauen - Brady und die Patriots haben keinen Super Bowl mit mehr als einem Score Unterschied verloren -, nun haben die Chiefs in Mahomes' Prime auch noch die Playoffs verpasst.
Brady hat in seiner gesamten Karriere als Starter zwar auch einmal nicht die Playoffs erreicht, doch in der Saison 2002 war er noch nicht der Tom Brady. Zudem führte er die Liga dennoch in Touchdowns an und scheiterte nur an einem Tiebreaker und dank zahlreicher Verletzter um sich herum. 2008 verletzte er sich schwer am Knie im ersten Saisonspiel nach einem schmutzigen Hit von Bernard Pollard.
Mahomes dagegen hatte eigentlich alle seine Receiver nach den ersten Wochen ohne Rashee Rice (gesperrt) zusammen und nicht wenige wollten ihm für seine Leistungen in der Zeit davor schon zum MVP machen. Am Ende verpasste er dennoch die Playoffs. Nun kann man auch hier Verletzungspech in der Offensive Line als Grund anbringen. Gegen die Chargers fehlten drei Starter und man verlor mit Jaylon Moore auch noch einen Backup-Tackle. Doch glich Mahomes in der Vergangenheit solche Defizite eben immer mal aus, vor allem in der Regular Season.
Mit starkem Play-Calling, gutem Play-Design und eben seiner gottgegebenen Extraklasse fanden sie schon immer einen Weg, auch wenn die Saison mal nicht gut verlief. Doch in diesem Jahr war eben die Konkurrenz zu konstant und die besagten anderen Faktoren keine stabile Basis mehr. Zudem waren die besonderen Momente, in denen Mahomes viel aus nichts gemacht hat, speziell im Zusammenspiel mit Travis Kelce, rar gesät. Die Chiefs haben ihre Grenzen erreicht und das Ende dieser Ära offenbar auch.
Mahomes reißt sich das Kreuzband
Auch Brady und die Patriots waren nicht durchgehend dominant, doch war das Verpassen der Playoffs nie wirklich ein Thema, wenn Brady fit war. Mahomes würde nun drei Spiele spielen, in denen er keine Chance mehr auf die Postseason hat - Brady tat das nicht ein einziges Mal in seiner Karriere. Am Ende wird Mahomes das tatsächlich nun auch nicht tun, weil er sich Kreuzband gerissen hat. Doch für die Chiefs geht es fortan um nichts mehr in dieser Saison.
2025 ist offiziell die schlechteste Saison der Mahomes-Ära in Kansas City. Es ist nun an General Manager Brett Veach, die Schlüsse daraus zu ziehen und Mahomes wieder mit besseren Umständen auszustatten. Nach 2025 scheint das wichtiger zu sein als jemals zuvor, denn auf die besonderen Momente von Mahomes kann man sich offenbar nicht mehr per se verlassen.
Die GOAT-Debatte wiederum ist unmissverständlich beendet. Mahomes ist es nicht und wird es auch nicht mehr.
Kirk Cousins gibt Falcons viel zu überdenken
Die Atlanta Falcons haben Woche 15 mit einem sehenswerten 15-Punkte-Comeback im vierten Viertel bei den Tampa Bay Buccaneers eröffnet und damit für einen echten Schocker gesorgt.
Ein Schlüssel dabei? Die starke Vorstellung von Quarterback Kirk Cousins (373 YDS, 3 TD), der damit seine beste Saisonleistung im vierten Start seit der Verletzung von Michael Penix hingelegt hat. Auffällig war dabei vor allem, dass Cousins im Gegensatz zu Penix relativ häufig von under Center agierte. Er tat dies in etwa einem Viertel seiner Dropbacks, Penix dagegen lag hier bei fünf Prozent in der ganzen Saison.
Das schien das Playbook der Falcons deutlich weiter als sonst aufzumachen. Und Cousins half mit dabei, dass Kyle Pitts das beste Spiel seiner Saison - vielleicht auch seiner Karriere - hinlegte. Der Tight End fing elf Pässe für 166 Yards und drei Touchdowns. Das waren dreimal so viele Touchdowns, wie er vor dem Spiel in diesem Jahr hatte. Zudem lief Bijan Robinson für 93 Yards (82 Receiving Yards) und erzielte einen Touchdown. Selbstredend läuft es sich auch leichter von under Center als aus der Shotgun oder Pistol.
Warum erwähne ich das? Weil sich Penix augenscheinlich nicht wohl fühlt under Center, zumal er das am College im Grunde nie gespielt hat. Ob das nun der Schlüssel zum Sieg war, sei dahingestellt. Doch zeigt es, dass Penix womöglich nicht die Zukunft der Falcons ist und es vor allem nicht zwingend sein muss.
Lage bei Cousins ist klar
Ist es Cousins? Unklar. Doch mit Penix' Kreuzbandriss, der seinen Saisonstart 2026 zumindest mal infrage stellt, müssen die Falcons bei all ihren Überlegungen bezüglich der nahen Zukunft im Hinterkopf behalten, dass sie womöglich ohnehin zum Saisonstart im kommenden September einen anderen Quarterback brauchen. Die Lage bei Cousins bleibt derweil recht klar: Ihm stehen 45 Millionen Dollar zu, von denen zehn Millionen Dollar in Form eines Roster Bonus ohnehin schon garantiert sind.
Will man sich die übrigen 35 Millionen Dollar an Gehalt sparen, muss man ihn entlassen oder traden. Bleibt er im Kader, würde er indes mit 57,5 Millionen Dollar gegen die Salary Cap zählen. Doch wenn er bis zum Saisonende weiterhin gute Leistungen zeigt, dann stellt sich zumindest die Frage, ob die Falcons nicht besser damit fahren würden, ihn am Ende doch zu halten und womöglich wieder starten zu lassen.
Was Pitts und dessen Zukunft angeht, läuft sein Rookie-Vertrag im Frühjahr aus. Ohne die späte Leistungsexplosion gegen Tampa Bay wäre dies wohl ein klarer Fall gewesen: man hätte ihn gehen gelassen. Nun jedoch stellt sich die Frage, ob man Pitts nicht am Ende doch halten sollte. Für einen langfristigen Vertrag müsste er womöglich noch mehr zeigen als einen guten Schlussspurt, aber es spricht eigentlich nichts gegen einen Franchise Tag für den 25-Jährigen. Dieser kostet für einen Tight End im kommenden Jahr voraussichtlich rund 16 Millionen Dollar laut "Over the Cap". Ein Preis, der managebar erscheint, speziell, wenn man nun eine klare Idee hätte, wie man diesen speziellen Spieler am besten einsetzt.
Die Saison 2025 ist eine verlorene für die Falcons, doch gibt es einige Erkenntnisse, die man daraus ziehen kann, um sich für die Zukunft zu richten.
Black Sunday in der NFL
Der Sonntag in Woche 15 war in der Tat ein schwarzer Tag für die NFL. Nicht wegen irgendwelcher Entlassungen, die wir dann am Black Monday Anfang Januar sehen werden, sondern aufgrund zahlreicher schwerer Verletzungen von Aushängeschildern dieser Liga, die teilweise sicherlich noch größeren Einfluss auf den Ausgang dieser Saison nehmen könnten.
Allen voran ist hier Mahomes zu nennen, der sich das Kreuzband gegen die Chargers gerissen hat. Für ihn kam Gardner Minshew und schlug gewissermaßen den letzten Nagel in den Sarg dieser Saison für die Chiefs mit seiner späten Interception. Mahomes' Verletzung mag nun keinen allzu großen Einfluss mehr auf den Ausgang dieser Saison genommen haben, aber bitter ist sie trotzdem. Er ist der größte Name dieser Liga und wird nun auf keinen Fall mehr spielen in dieser Saison - besonders bitter: er fällt damit auch an Weihnachten gegen die Broncos aus, sodass womöglich alle drei Spiele an diesem Tag komplett belanglos sein werden.
Dann traf es offenbar auch Micah Parsons mit der gleichen Verletzung. Der Edge Rusher der Packers verletzte sich ohne Einwirkung des Gegners. Und das wird sehr wohl Einfluss auf den weiteren Saisonverlauf nehmen. Parsons war der wichtigste Verteidiger der Packers, die bis zu diesem Zeitpunkt wohl der Favorit in der NFC waren. Nun muss man diese Defense genau unter die Lupe nehmen, nachdem sie unterm Strich auch mit ihm schon wenige Antworten auf Bo Nix und die Broncos hatte.
Zu allem Überfluss verletzte sich auch noch Christian Watson, wobei hier die Diagnose noch aussteht. Doch sollte auch er länger fehlen, würde den Packers zugleich auch noch der wichtigste Receiver wegbrechen. Das sind zwei massive Tiefschläge für die Packers, die zwar nicht wirklich um die Playoffs bangen müssen - laut "Next Gen Stats" liegen ihre Chancen darauf immer noch bei 88 Prozent -, die aber sicherlich sehr viel verwundbarer sind als noch vor dieser Woche. In den Playoffs dürften sich ihre Chancen daher sicherlich vermindert haben.
Bei den Los Angeles Rams, die nun wohl der Topfavorit der NFC sind, droht derweil ein längerer Ausfall von Davante Adams, der sich am großen hinteren Oberschenkel verletzt hat. Auch wenn das nicht gravierend erscheint, könnte er mehrere Wochen verpassen. Auch das wäre ein Tiefschlag für diesen Contender, auch wenn Puka Nacua wohl mit dem Schrecken davon kam bei seiner Verletzung gegen die Lions.
Woche 15 war teuer für viele Teams und könnte den weiteren Verlauf der Saison merklich beeinflusst haben.






































