Vor dem Skispringen in Klingenthal schreib Felix Hoffmann in seiner sport.de-Kolumne über seine Gefühlslage vor dem Heim-Weltcup im Vogtland.
"Was haben ein weihnachtlicher, erzgebirgischer bzw. vogtländischer Schwippbogen und die Klingenthaler Schanze gemeinsam?"
Die Frage eines bereits am Morgen mit maximaler Kommunikationsenergie aufgeladenen Mannschaftskameraden eröffnet zwischen Marmelade, Putenbrust und Käsebrötchen eine Art improvisiertes Weihnachtsquiz, das weihnachtliche Besinnlichkeit und sportive Ambitionen verknüpfen will.
Nach einem strammen Veranstaltungskalender in den ersten Wochen des Weltcupwinters , der uns von Norwegen und Schweden über Finnland nach Polen führte, sind wir seit Freitag im Vogtland oder wie ich immer denke im "Allgäu des Ostens" und haben den Heimweltcup vor uns, auf den ich mich sehr freue.
Der Tag beginnt im Hotel "Mühlleiten", immer wieder der Standort des deutschen Teams, ruhig, familiär und mit schneller Anbindung an die Klingenthaler Schanze.
"Was haben Schwippbogen und Schanze gemeinsam?"
Während unser Quizmaster wohl noch nicht so zufrieden mit der mannschaftlichen Teilnahmebereitschaft hinsichtlich seines Ratespiels ist, schweifen meine Gedanken im Lichterglanz der Frühstücksstube noch mal zu den ersten Springen der Saison. In sieben Einzelspringen konnte ich sieben Top-Zwölf-Platzierungen erreichen, darunter fünf Top-Ten-Platzierungen und ein Podest, der vorläufige Höhepunkt meiner Weltcup-Karriere.
Ich sitze zufrieden im Vogtland. Training und Mühen, auch mal Rückschläge- das ist alles Vergangenheit. Ich bin im hier und jetzt und mit allen guten Ergebnissen im Rücken komme ich jetzt sozusagen nach Hause, um vor dem Heimpublikum in Klingenthal zu springen. Ich freue mich.
Die Vogtländer sind ein fantastisches Publikum und es zaubert mir schon immer eine Gänsehaut auf den Rücken, wenn die Gesänge und der Ruf des eigenen Namens hochsteigen zum Absprungbalken. Ich würde mich freuen, wenn auf Grund des guten Saisonstarts die Begeisterung noch höher schwappt- Momente, die einen in der Luft gut tragen.
Die Schanze hier liegt mir grundsätzlich gut, sie hat keine Tücken und wenn das Wetter uns keinen Streich spielt, dann sollten die Sprünge hier im Vogtland zu beherrschen sein und sich hoffentlich nahtlos in die bisherige Ergebnisliste einreihen.
Mein Blick geht aus dem Fenster raus in das bewaldete Tal, leider liegt auch hier kein Schnee, der die Stimmung in der Arena sicherlich winterlicher und weihnachtlicher gemacht hätte.
"Was haben der vogtländische Schwippbogen und die Klingenthaler Schanze gemeinsam?"
Als mein Mannschaftskamerad die rätselhafte Frage das dritte Mal stellt, diesmal mit aufrüttelndem Grundton habe ich mich aus der gemeinsamen Runde schon verabschiedet und bin auf dem Weg zum Zimmer. Ich brauche die Ruhe, um den Fokus aufzubauen. In einer Stunde fahren wir ab zur Schanze.
Herzliche Grüße
Felix Hoffmann
