Die Formel-1-Saison 2025 endete für Ferrari mehr als ernüchternd. Kein einziger Grand-Prix-Sieg stand in der abgelaufenen Saison zu Buche, Platz vier in der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft war ein vergleichsweise desaströses Abschneiden in der Teamwertung. Erstmals seit fünf Jahren verpasste Ferrari hier wieder die Top Drei. Ein Rückschritt, der bittere Erinnerungen weckt an das schwierige Jahr 2020, als noch Sebastian Vettel für die Scuderia fuhr. Doch diesmal scheint der Grund für den sportlichen Einbruch tiefer zu liegen.
Formel-1-Experte und Ex-Rennfahrer Marc Surer zeigt sich nämlich wenig überrascht vom Abschneiden der Italiener. In einem YouTube-Interview von "formel1.de" erklärt er, warum er mit der Ferrari-Stagnation beinahe schon gerechnet hatte: "Es hat ein Mann Ferrari verlassen, der die letzten Jahre immer ein super Auto gebaut hat".
Der Name dieses Mannes: Enrico Cardile. Der langjährige Ferrari-Ingenieur kündigte 2024 seinen Abschied an und wechselte anschließend zu Aston Martin. Ein folgenreicher Schritt, zum Leidwesen der Scuderia.
Zwar räumt Surer ein, dass Ferraris Autos auch zuvor keine Weltmeister-Fahrzeuge gewesen seien, doch sie hatten stets das Potenzial für Siege. "Von Anfang an, seit es diese Ground-Effect-Ära gibt, hat Ferrari immer ein super Auto gehabt", betonte der ehemalige Formel-1-Pilot und ergänzte: "Sie haben es dann vielleicht schlecht umgesetzt, aber grundsätzlich war das Auto gut." 2024 kämpfte Ferrari sogar noch bis zum Saisonfinale in Abu Dhabi um den WM-Titel in der Teamwertung, unterlag McLaren am Ende nur um 14 Punkte.
Ferrari in 2025 meilenweit zurück
Ein Jahr später jedoch klaffte eine riesige Lücke: McLaren sammelte 833 Zähler, Ferrari lediglich 398. Für Surer ist klar, dass der Abgang Cardiles dabei eine zentrale Rolle gespielt hat.
Der SF-25 entstand zwar noch unter dessen Leitung, doch nach seiner Kündigung im Sommer 2024 fehlte der prägende Einfluss. "Ferrari hat ihn dann blockiert, dass er sechs Monate nicht arbeiten darf. Also die haben schon gewusst, dass sie da ein Juwel verlieren", sagt Surer deutlich. Der Weggang sei letztlich dafür verantwortlich gewesen, "dass der Ferrari einfach nicht mehr so war wie früher."
Cardile galt als Insider, tief verwurzelt in Maranello. "Und ich denke, der wollte halt mal was anderes erleben, und dann war die Offerte von Lawrence Stroll [bei Aston Martin] sicherlich eine Verlockung, der er erlegen ist", so Surer.
Ferrari selbst verwies zuletzt darauf, die Weiterentwicklung des SF-25 frühzeitig gestoppt zu haben, um den Fokus auf das neue Auto für 2026 zu legen. Ob diese Strategie aufgeht, wird sich erst noch zeigen.


