Der Biathlon-Weltcup in Hochfilzen steht vor der Tür. In seiner Kolumne für sport.de blickt DSV-Skijäger Justus Strelow auf die bisherigen Rennen und seine Ambitionen.
Um kurz vor acht Uhr klingelt an diesem Montag im Kinderzimmer des kleinen Melker der Wecker. Danilo Riethmüller und ich reiben uns kurz die Augen, dann erheben wir uns aus unseren Betten. Draußen auf dem Flur ist bereits Leben: Philipp Horn ist aus dem Zimmer von Julie gekommen, Philipp Nawrath aus dem Zimmer von Carl. Und Lucas Fratzscher und Simon Kaiser aus dem Elternschlafzimmer der fünfköpfigen Familie aus Östersund.
Am Ort des ersten Weltcups der Saison durften wir sechs deutschen Biathlon-Männer in einem schwedischen Privathaushalt logieren. Die Familie hatte ihr Haus an unsere Mannschaft untervermietet und war in den Tagen von Östersund zu Verwandten gezogen. Nach einem kurzen Frühstück bringen wir unser Kurzzeitzuhause gemeinsam auf Vordermann, dann geht es im Kleinbus Richtung Flughafen. Auf nach Hochfilzen, wo ich ab Freitag an den Start gehe!
Normalerweise wäre die Reise an den kleinen österreichischen Weltcup-Ort eine Odyssee in mehreren mühsamen Etappen. Glücklicherweise aber hat der Weltverband IBU drei Charterflieger bereitgestellt, die uns Athleten direkt nach Salzburg befördern. Mittags heben wir ab auf unseren zweieinhalbstündigen Flug. Zeit für mich, noch einmal die Ereignisse der ersten beiden Wettkampfwochenenden zu reflektieren.
Mein erstes Saisonziel habe ich bereits erreicht: Mit zwei Ergebnissen unter den Top 15 im Einzel und im Sprint konnte ich die Norm für die Olympischen Spiele 2026 bereits früh erbringen. Große Euphorie löst das bei mir allerdings nicht aus. Ich betrachte die Erfüllung der Norm vielmehr als Formalität, die ich abgehakt habe und die mir später nun nicht mehr auf die Füße fallen kann, wenn hintenraus die Zeit vielleicht knapp geworden wäre. Eine Pflichtaufgabe, vergleichbar mit dem Abwasch in der Küche zuhause: Man hat ein schlechtes Gewissen, wenn er nicht gemacht ist, freut sich aber auch nicht den ganzen Tag, sobald er erledigt ist.
Sollten bis Olympia alle deutschen Männer die Norm erfüllt haben, gilt es ohnehin auf den Punkt in Top-Form zu sein, um für Einsätze in den Rennen von Antholz auch tatsächlich nominiert zu werden. Von daher verbanne ich Olympia vorerst aus meinem Kopf, bleibe hellwach und konzentriere mich auf den Weltcup.
17:30 Uhr. Reisebusse haben uns Athleten vom Flughafen in Salzburg in unser Hotel in Hochfilzen transportiert. Sieben lange Stunden Reise liegen hinter uns. Vor dem Abendessen gehen wir gemeinsam eine knappe Stunde Joggen, um uns die Strapazen aus den Gliedern zu laufen. Möglichst schnell gilt es für mich, zu regenerieren: Um am Freitag mit voller Batterie im Sprint zu starten.

