Skispringer Andreas Wellinger erlebte in Lillehammer einen bitteren Fehlstart in die neue Saison. Ein Experte findet deutliche Worte, auch der Ruhpoldinger selbst sieht sehr viel Luft nach oben.
Wellinger komme "nicht richtig weg vom Tisch", erklärte der langjährige Bundestrainer Werner Schuster bei "Eurosport" und sprach von einem "rabenschwarzen Saisonstart" des deutschen Skisprung-Hoffnungsträgers.
In Lillehammer habe Wellinger "schon früher durchwachsene Ergebnisse" gehabt, so der Experte. "Es geht jetzt darum, die Ruhe zu bewahren, klar zu analysieren und ein Konzept zu erarbeiten."
Schuster ergänzte: "Bei einem Spitzenspringer lebt die Hoffnung, dass er sich im Wettkampfgeschäft steigern kann. Andi hat die motorischen Fähigkeiten und das Talent, unter höchster Anspannung in kurzer Zeit in die Spur zurückzufinden. Leicht wird es allerdings nicht, denn wenn man die Qualifikation nicht schafft, ist man weit weg."
"Mir gelingt es noch nicht, dass die Balance vom Sprungsystem passt", sagte Wellinger selbst nach seinem 40. Platz im zweiten Springen von der Großschanze in der norwegischen Wintersport-Hochburg. "Ich springe oben raus und habe die Unterstützung vom Ski nicht, das Gefühl, dass ich leicht werde oben in der Luft."
Im ersten Einzel-Wettbewerb war er sogar bereits in der Qualifikation gescheitert. Hinzu kamen schwache Trainingssprünge.
Wellinger will "Herausforderung" annehmen
Nach eigener Aussage fehlt Wellinger die Aktivität. "Das ist nur ein passives Warten. Dann fällt mir das System runter", schilderte der 30-Jährige.
Aber: Wellinger blickt bereits wieder nach vorne.
"Im Moment ist es wirklich eine Herausforderung. Ich hatte schon viele Herausforderungen in meiner Skisprungkarriere und jetzt wieder eine, die es zu lösen gilt. Ich weiß auch, dass sie zu lösen ist", sagte der zweimalige Olympiasieger.
Skispringen: Andreas Wellingers Leistung "für den Arsch"
Der Sonntag sei immerhin "ein Schritt nach vorne" und "ein bisschen besser" als das restliche Wochenende gewesen, betonte Wellinger, "aber vom Gefühl her bei weitem noch nicht da, wo ich hinkommen will. Zumindest geht von ganz unten am Freitag der Pfeil leicht nach oben".
Am Samstag hatte Wellinger in der "ARD" noch klarere Worte gefunden. "Es ist auf Deutsch gesagt für den Arsch, was ich im Moment fabriziere. Ich hänge über dem Eck wie ein abgestochener Vogel, es ist keine Leichtigkeit drin. Ich könnte im Moment bei den Abfahrern gut dabei sein, aber nicht im Skispringen", haderte er mit seiner Leistung.
Aus deutscher Sicht gab es in Lillehammer derweil einen großen Lichtblick: Felix Hoffmann bejubelte sein erstes Karriere-Podest.

