Fast ein Jahr lang kämpfte Packers-Receiver nach einem Kreuzbandriss um sein Comeback. Seit einigen Wochen ist der Passempfänger nun wieder im Einsatz und wurde in der Vorwoche mit zwei Touchdowns zum Matchwinner. Ein gutes Gefühl, wie er nun verriet.
Im exklusiven Interview mit sport.de und RTL/ntv gibt Watson Einblicke in seine Gefühlswelt nach dem entscheidenden Touchdown. Er blickt zudem auf seine Reha zurück, erklärt wieso Neid im Receiving-Corp der Packers kein Thema ist und blickt auf die Wochen der Wahrheit, die nun für die Packers anstehen.
Weg zum Comeback eine große Herausforderung
Es war der letzte Spieltag der Saison 2024 als sich Christian Watson ohne Einwirkung des Gegners gegen die Chicago Bears das Kreuzband riss. Die NFL Playoffs fanden natürlich ohne ihn statt und für den Receiver begann der lange Weg zurück auf den Platz.
Ein Weg, den Freunde und Familie mit ihm zusammen gingen. "Geholfen hat mir in aller erster Linie mein Umfeld, meine Familie und Freunde, meine Frau. Sie haben mich immer unterstützt", erklärt Watson.
Motivation schöpfte er jedoch aus anderer Quelle. "Es hat mich motiviert, meinen Teammates dabei zuzusehen, wie sie in den OTAs und auch im Training Camp gearbeitet haben. Natürlich ist es auch hart zu sehen, dass sie das tun, was man selbst gerne machen würde. Also habe ich hart gearbeitet, um auch draußen zu sein und mit ihnen arbeiten zu können. Wieder Teil des Wettkampfes zu werden war eine große Motivation für mich", so der Receiver.
"Es ist mental nicht leicht. Man muss seinen Frieden damit machen, dass es einfach ein langer Prozess ist. Das kann manchmal hart sein, wenn du drei oder vier Wochen am Stück immer wieder dieselben Sachen machen musst. Man muss einfach Schritt für Schritt weiterkommen. Oft möchte man lieber was anderes machen, man möchte mehr machen. Doch man muss sich an den Plan halten. Das kann mental schon anstrengend sein", offenbart Watson.

Vertragsverlängerung als Drucklöser
Um sich an besagten Plan zu halten, durfte sich Watson selbst nicht zu viel Druck auferlegen. Das ist einfacher gesagt, als getan. Entscheidend dafür war, dass die Packers während seiner Verletzung den Vertrag mit ihm um ein weiteres Jahr verlängerten.
"Es hat mir den Druck genommen, nach meiner Rückkehr direkt voll abliefern zu müssen, weil ich um einen neuen Vertrag gespielt hätte. So konnte ich die Reha auf dem schlausten und sichersten Wege durchführen. Es war also echt ein Drucklöser", so Watson.
"Natürlich hat es auch das Vertrauen des Teams in mich als Footballspieler gezeigt und gezeigt, dass sie zufrieden waren mit dem, was ich vor meiner Verletzung gezeigt hat. Ich bin sehr dankbar dafür", stellte Watson klar.
Mittlerweile fühlt sich Watson auch wieder wohl, auch wenn er die Strapazen der letzten Wochen noch merkt. "Es fühlt sich gut an. Natürlich bin ich kaputt und spüre die letzten Wochen, aber es fühlt sich trotzdem gut an, wenn man so platt vom Football ist und nicht wegen des Knies. Es ist eine schöne Erschöpfung. Ich fühle mich dennoch körperlich bei 100 Prozent, das war immer das Ziel nach meinem Kreuzbandriss. Dass ich erst zurückkomme, wenn ich wieder der alte Christian Watson sein kann. Es hat ein wenig Arbeit gebraucht, um auch mental wieder in diesen Modus zu kommen, aber aktuell fühle ich mich sehr gut", zeigt sich der Passempfänger begeistert.
Enge Verbindungen im Receiving-Corps der Packers
Watson kam 2022 als Zweitrundenpick in die NFL. Die Packers holten ihn zu einem Zeitpunkt, als man gerade mit Davante Adams einen Star-Receiver abgegeben hatte. Seither haben die Packers keine klare Nummer eins auf der Position des Wide Receivers. Neid und Missgunst im laufenden Konkurrenzkampf gibt es aber nicht.
"Das hängt natürlich viel davon ab, welche Verbindung wir zueinander aufbauen. Wir sind sehr eng miteinander, wir freuen uns über den Erfolg der anderen. Neid gibt es nicht. Wir wissen, dass es auch den anderen hilft, wenn jemand abliefert. Denn dann bekommen die anderen Chancen, weil weniger Fokus auf ihnen ist", stellt Watson klar.
"Natürlich ist es auch manchmal hart, wenn man etwas länger hinten dran ist, als man erwartet, aber wir sind in diese Situation reingewachsen. Wir verstehen uns so gut. Wir freuen uns, wenn einer unserer Brüder Erfolg hat und deshalb ist es schwer wirklich neidisch zu sein. Das ist das Geheimnis unserer Gruppe", erklärt der Receiver die Dynamik bei den Packers.
Watson als Matchwinner
Beim jüngsten 27:20-Erfolg über die New York Giants war es Watson, der mit zwei Touchdowns herausstach. Unter anderem erzielte er den Touchdown, der die Partie am Ende entschied.
"In dem Moment habe ich einfach nichts gedacht. Wir haben das Play schon mehrere Male in der Partie angesetzt und haben immer auf die passende Defense-Formation gewartet, auf Man Coverage. Als ich dann gesehen habe, das alles passt, war mir klar: Ich muss nur mein Duell gewinnen. Der Ball kam perfekt, ich musste ihn nur noch fangen. Viel gedacht habe ich ansonsten nicht", lässt Watson das entscheidende Play Revue passieren.
"Bei meinem ersten Touchdown war ich allerdings super emotional. Darauf habe ich ein Jahr gewartet, ich war richtig glücklich. Deshalb war der zweite Touchdown eigentlich nur die Kirsche auf der Torte, aber natürlich auch sehr wichtig für das Spiel", gibt der Receiver weitere Einblick in sein Seelenleben.
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Watson: "Am Ende werden die Packers oben stehen"
Nach zuvor zwei Niederlagen in Serie war der Sieg der Packers ein enorm wichtiger, zumal in den nächsten drei Wochen gleich drei Division-Duelle anstehen. Am Sonntag trifft man auf die Minnesota Vikings (ab 19 Uhr live bei RTL), an Thanksgiving auf die Lions. Der dritte Akt wird dann im Duell gegen die Chicago Bears ausgetragen.
"Es ist ganz sicher die entscheidende Phase in dieser Saison. Wir haben unsere Höhen und Tiefen gehabt, doch jetzt geht es um alles. Wir haben die Chance, uns in der Division abzusetzen, wir haben alle unsere Ziele noch im Blick", weiß Watson um die Brisanz der kommenden Duelle.
"Natürlich sind die Vikings ein großer Rivale. Wir hatten zuletzt immer ähnliche Records, das hat die Rivalität noch größer gemacht, weil wir um die Plätze in der Division gekämpft haben. Alle Teams in der NFC North sind große Rivalen, der Top-Spot in der Division ist seit einigen Jahren heiß umkämpft und wir wollen diesen Platz zurückhaben", so Watson.
"Auch als Spieler spürt man die Rivalitäten in den Spielen. Man spürt am Spieltag einfach etwas mehr Spannung, als wenn man ein Team aus der anderen Conference spielt. Die Spiele gegen die Rivalen bedeuten einfach etwas mehr als andere, auch weil man um die wichtigen Plätze und um die Playoffs kämpft. Und dort ist es ein großer Unterschied, ob du als Seed eins bis vier ins Rennen gehst oder eben als Fünfter, Sechster oder Siebter. Deshalb ist die Division so wichtig und die Spiele sind etwas entscheidender. Man geht in solche Spiele unter dem Motto 'Wir müssen gewinnen'", so die klare Botschaft.
Und natürlich lässt sich Watson zum Schluss auch noch eine Kampfansage an die Konkurrenz entlocken: "Am Ende werden die Packers oben stehen", ist sich der Receiver sicher. "Wir haben alles, was es braucht. Wir müssen voll fokussiert sein, wir müssen unsere Aufgaben erledigen und Konstanz reinbringen. Es wird jede Woche etwas besser und wenn wir da weiter machen, werden wir da stehen, wo wir hin wollen."




































