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Fragen wühlen Skispringer auf

Neue Regeln, alles besser? Schmitt hat eine große Hoffnung

Video: Neue Regeln: Schmitt hofft auf "Abschreckung"
20. November 2025, 16:11

Am Freitag startet die neue Skisprung-Saison. Nach dem massiven Anzug-Skandal im vergangenen Winter stellt sich die Frage: Was bringen die neuen Regeln und ist der Sport nun fairer geworden? "Eurosport"-Experte Martin Schmitt ordnet im Gespräch mit sport.de die Lage an der Schanze ein. Die wichtigsten Aussagen zeigen wir auch oben im Video. 

Der Skisprung-Tross startet mit einer großen Hypothek in die neue Saison, die mit Weltcup, Skiflug-WM, Vierschanzentournee und Olympia in Italien viele Highlights bereithält. 

Gleich beim Heimspiel in Lillehammer sind zwei der umstrittenen Hauptdarsteller wieder dabei: Die Norweger Johann André Forfang und Marius Lindvik standen in der Vorsaison rund um den Manipulationsskandal im norwegischen Skisprung-Team im Fokus.

Die anschließenden Sanktionen aber waren relativ milde. Umso lauter gerieten die Beteuerungen von Forfang und Lindvik, von nichts gewusst zu haben. Ihre Sperren sind inzwischen abgegolten. Zum Weltcup-Start sind sie wieder dabei.

Der Skandal aber beschäftigt den Sport weiter. Der Verband geriet unter Zugzwang. Dies hat dazu geführt, dass neue Regeln eingeführt wurden. Es gibt nun ähnlich wie im Fußball Gelbe und Roten Karten für Verstöße bei der Ausrüstung. Die Anzüge sollen noch strikter und engmaschiger kontrolliert werden.

Was ist von den neuen Regeln zu halten?

Skisprung-Experte Martin Schmitt ist davon überzeugt, dass das neue Reglement fruchten kann. "Das finde ich gut. Also die Abschreckung war schon deutlich zu gering", sagt er im Gespräch mit RTL/ntv und sport.de.

Als Springer habe man nur befürchten müssen, für den Wettkampf disqualifiziert zu werden. "Und wenn ich mich gerade bei einem Großereignis außerhalb der Medaillenränge bewege und vielleicht um Platz zehn rumspringe und eigentlich keine großen Aussichten auf eine Medaille habe, dann ist natürlich die Verlockung schon groß, da ein bisschen über die Grenzen des Erlaubten zu gehen, um dann die Chance zu haben, wirklich eine Medaille zu gewinnen", so Schmitt.

Mit einer möglichen Roten Karte gebe es nun eine "deutlich stärkere Konsequenz", erklärt der "Eurosport"-Experte. Denn auch eine Sperre für das nächste Weltcup-Wochenende ist jetzt möglich. Und es bedeutet, "dass das Team den Platz auch nicht weiter vergeben kann, sondern dass das Team dann auch einen Startplatz weniger hat."

Der Hauptpunkt: Durch die neue Regel rechnet der 47-Jährige mit einer größeren Abschreckung. "Ich glaube, die Maßnahmen sind jetzt sinnvoll und jetzt muss man abwarten, wie sich das alles einspielt in der Wettkampfsaison, ob es die Fälle gibt, ob es zu wirklich zu Roten Karten kommt oder ob die Abschreckung schon genug ist, dass alle sich eher im sicheren Bereich bewegen."

War die Aufklärung rund um den Skandal ausführlich genug?

"Man hat zumindest das gemacht, was man noch machen konnte", sagt Schmitt. Es sei "eine Entscheidung auf einer juristischen Ebene getroffen worden", so der Ex-Skispringer. "Die muss man akzeptieren."

Allerdings räumt er ein: "Wenn man die Bilder im Kopf hat, hätte man eher ein höheres Strafmaß erwartet. So geht es wahrscheinlich den meisten Skisprungfans." Letztendlich habe es außer dem belastenden Video wenig gegeben und die Manipulation nur für einen Wettkampf nachweisen können. Beide Athleten wurden für drei Monate gesperrt und musste eine Geldstrafe in Höhe von 2000 Schweizer Franken zahlen, ihre WM-Medaillen wurde ihnen nicht aberkannt. 

Schmitt geht davon aus, dass die Norweger sich die Strafe "auch zu Herzen genommen haben" und "entsprechend auch hoch motiviert in dieser Saison an den Start gehen, um zu beweisen, dass die Erfolge der Vergangenheit nichts mit Manipulation zu tun haben."

Wird der Sport jetzt fairer?

Die Crux liegt vor allem in der tatsächlichen Umsetzung der neuen Regeln. "Man erhofft sich natürlich, dass das Ganze nun fairer wird", so Schmitt.

"Wie so oft man hat in den letzten Jahren immer schon wieder mal einen Anlauf unternommen und hat das Reglement enger gefasst", erklärt Schmitt. "Letztendlich geht es auch um die Umsetzung. Also wie wird das Reglement durchgesetzt? In der Praxis im Weltcup, Wochenende für Wochenende?"

Es werde das Entscheidende sein, "dass die Kontrollen greifen, dass es keinen Spielraum gibt, dass es eben dann auch schnell Disqualifikationen und es keine Grauzone gibt", so Schmitt weiter.

Er glaube daran, dass das Reglement umsetzbar sei. "So wie es jetzt geschrieben ist, könnte man es schon sehr, sehr konsequent umsetzen. Und das ist jetzt die Aufgabe der Verantwortlichen."

Gibt es erste Lehren aus der Vorbereitung?

Schmitt berichtet von guten Eindrücken über den Sommer. "Es bedarf ein bisschen Anpassung für die Springer. Man muss sich technisch natürlich auf das neu veränderte Material oder Reglement einstellen, aber letztendlich ist das auch keine große Schwierigkeit."

Vereinfacht gesagt sei die Anzugfläche etwas reduziert im Männerbereich. "Und dadurch muss man natürlich ein bisschen die Technik anpassen. Sprich: Man kann vielleicht nicht mehr ganz so aggressiv sein, wie man es letztes Jahr noch sein konnte."

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