Österreichs Skisprung-Star Daniel Tschofenig schießt in einem Interview gegen die im Anzug-Skandal aufgeflogenen norwegischen Skispringer, unterstellt ihnen mangelndes Schuldbewusstsein. Einer der Beschuldigten keilt nun heftig gegen den ÖSV-Adler zurück.
Daniel Tschofenig ließ kürzlich im Interview mit der "Tiroler Tageszeitung" Dampf ab. "Sie haben den ganzen Skisprungsport in Verruf gebracht und stellen sich hin, als wären sie die Opfer von dem Ganzen. Dabei ist es der ganze Skisprungsport", lederte der Gesamtweltcupsieger der Vorsaison an die Adresse von Marius Lindvik und Johann André Forfang.
Die Norweger sind die Protagonisten des beispiellosen Skandals, der das Skispringen im Februar erschütterte. Währende der WM in Trondheim kam heraus, dass Team Norge bei den Anzügen nachweislich manipulierte.
"Wir haben uns schon oft gedacht, warum es da bei denen ein bisschen komisch ausschaut", sagte Tschofenig nun: "Ich verstehe, dass prinzipiell jeder das Beste rausholen will. Aber wenn es in einen Graubereich reingeht, dann sage ich: Ist das noch akzeptabel?"
Er selbst wolle "definitiv nicht in das Illegale reingehen". Eine Disqualifikation wegen Operierens am Limit könne passieren. "Aber dieses taktische Bescheißen finde ich unter aller Sau", betonte der Österreicher.
Skispringen: Marius Lindvik schießt gegen Daniel Tschofenig
Die verbale Keule aus Tirol hat Marius Lindvik nun retourniert. Er wirft Tschofenig und den Österreichern seinerseits unterschwellig vor, genau das gleiche unerlaubte Spielchen getrieben haben wie er und seine Kollegen.
"Diejenigen, die jetzt am lautesten schreien, sind meiner Meinung nach diejenigen, die selbst am schlimmsten waren", sagte Lindvik der Zeitung "Dagbladet". Und weiter: "Du solltest erst selbst sauber sein, bevor du so laut den Mund aufmachst."
Lindvik bezieht sich auf einen Bericht des norwegischen Fernsehsenders "TV2", wonach auch Springer anderer Nationen, darunter Österreich und Deutschland, des Anzug-Schummels verdächtig seien.
Lindvik jedenfalls geht "erhobenen Hauptes in die Saison", die vom 21. bis 23. Dezember auf der Olympiaschanze von Lillehammer startet. Er und Forfang sind dann nach einer dreimonatigen Sperre durch den Weltverband FIS startberechtigt - auch, weil die 18 Tage, die sie am Ende der Vorsaison suspendiert waren, von der Sperre abgezogen wurden.
Forfang äußerte indes Verständnis für Tschofenigs Aussagen. "Ich verstehe ihn gut. Ich hätte wahrscheinlich dasselbe getan", sagte er. Aus dem Österreicher hätten wohl die Emotionen mit Blick auf das milde FIS-Urteil gesprochen. "Ich wäre sehr überrascht, wenn er diesen Ton mir gegenüber anschlagen würde."

