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Weltrekordlerin gesperrt

Doping-Hammer: Lauf-Legende mit Rekord-Forderung

Ruth Chepngetich ist für drei Jahre gesperrt worden
Ruth Chepngetich ist für drei Jahre gesperrt worden
Foto: © IMAGO/Tess Crowley
28. Oktober 2025, 07:11

Seit Donnerstag herrscht Gewissheit: Die Marathon-Weltrekordlerin Ruth Chepngetich wird wegen Dopingvergehens für drei Jahre gesperrt. Ein Fall, der die Laufszene aufwühlt. Lauf-Legende Herbert Steffny ist von der Sperre "nicht überrascht" und fordert, dass die Bestmarke kassiert wird.

Die Leichtathletik hat einen neuen "großen" Doping-Fall. Nach einer Probe mit absurd hohen Werten von Hydrochlorothiazid (HCT) ist die Weltrekordlerin Ruth Chepngetich gesperrt worden. Das teilte die unabhängige Integritätskommission des Leichtathletik-Weltverbands (AIU) am Donnerstag mit.

Zwar handelt es sich bei HCT nicht um ein leistungssteigerndes Mittel, es kann aber die Einnahme anderer Substanzen verschleiern und ist daher verboten.

Der Test im März hatte absurd hohe Werte hervorgebracht. Im Urin der 31-Jährigen wurde eine Hydrochlorothiazid-Konzentration von 3800 ng/ml festgestellt – damit wurde der zulässige Höchstwert von 20 ng/ml um das 190-Fache überschritten. Eine schlüssige Erklärung für die Werte konnte die Kenianerin nicht liefern.

Steffny vom Anti-Dopingsystem "positiv überrascht"

Chepngetich war im Juli bereits vorläufig suspendiert worden. Weil sie den Verstoß eingeräumt hat und die Strafe akzeptiert, wurde die Sanktion automatisch um ein Jahr reduziert.

Der Fall hat besonderes Gewicht, weil die Athletin besonders im Fokus stand. Im vergangenen Herbst hatte Chepntgetich noch ein fettes Ausrufezeichen gesetzt. In Chicago lief sie zu einem wahren Fabel-Rekord. In 2:09:56 Stunden pulverisierte sie den Frauen-Weltrekord im Marathon um fast zwei Minuten.

Schon damals produzierte das Fragezeichen. Ex-Läufer und Autor Herbert Steffny meldete kurz darauf größere Zweifel an.

Wirklich überrascht ist er von der Sperre nun also nicht. "Ich war auch in Berlin 2023 als Journalist im Ziel dabei, als die Äthiopierin Tigist Assefa schon 2:11:53 Stunden lief. Dieser Weltrekord war schon sensationell und eine enorme Verbesserung. Aber 2:09:56 Stunden - das konnte ich nicht legal nachvollziehen", sagt er auf Nachfrage von sport.de.

"Ich habe mal nachgerechnet: Der Abstand zum Männerweltrekord ist lediglich 7,8 Prozent. Die sonstige Differenz zwischen Männer und Frauenleistung bei Mittel- und Langstrecken beträgt 10,8 Prozent. Positiv überrascht bin ich eher, dass das Dopingsystem funktioniert hat, also dass man sie erwischt hat."

Der Rekord wird der Kenianerin vorerst nicht weggenommen. Er hat weiter Bestand. Die AIU teilte aber mit, dass es weitere Untersuchungen gebe.

Über dem Marathon-Fabelrekord liegt jetzt ein großer Schatten

Dennoch liegt über diesem Fabel-Rekord nun ein großer Schatten. "Den sollte man streichen, so wie auch zum Beispiel den 800-Meter-Weltrekord mit 1:53,28 Minuten von Jarmila Kratochvilova oder Marita Kochs 400-Meter-Weltrekord von 47,60 Sekunden aus den Hochdopingzeiten der 1980er", fordert Steffny. In seinem eigenen "Großen Laufbuch" führt Steffny Chepngetichs Zeit nur mit Sternchen mit Hinweis auf die danach ausgesprochene Dopingsperre.

Dass die Suspension in eine dreijährige Sperre umgewandelt wurde, bewertet er als "gut und konsequent".

Das von Chepngetich genutzte Mittel HCT sei eben "im Sport verboten". "Es ist doch offensichtlich, dass das Diuretikum zur Verschleierung von anderen Dopingmitteln genommen wurde. Sie hat es auch zugegeben. Vielleicht sollte man auch dem Umfeld, dem Management und Trainer Federico Rosa an den Kragen gehen", so Steffny.

Nicht nur ein Problem des Laufsports

In seiner Gruppe sei Doping "wohl kein einmaliges Versehen", erklärt Steffny. "Denn mit den Gedopten Jemima Sumgong, Olympiasiegerin 2016 und Rita Jeptoo, mehrfache World Marathon Majors Siegerin, ist Chepngetich schließlich kein Einzelfall."

Viele sehen durch Fälle wie Chepngetich die Integrität des Marathonsports bedroht.

Für Steffy bleibt es indes nicht nur ein Problem der Leichtathletik. "Leider wird es diesen Wettlauf zwischen Betrügern und den Fahndern immer und nicht nur beim Marathon geben", sagt Steffny. "Der Nachwuchs sollte sich auch nicht die Frage stellen: 'Was soll ich schlucken?', statt 'Was soll ich trainieren?'"

Steffny weiter: "Was mir eher Sorgen macht, ist, dass man im Tennis oder Fußball solche Sperren und Konsequenzen offenbar nicht kennt, und dass da wohl auch nicht richtig getestet wird. Da haben die Leichtathletik oder der Radsport offenbar den 'Schwarzen Peter.'"

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