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Fahrermarkt schon in Bewegung

Quartararo spricht über Zukunftspläne

Fabio Quartararo hat in der MotoGP Optionen
Fabio Quartararo hat in der MotoGP Optionen
Foto: © IMAGO/JOEL CARRETT
22. Oktober 2025, 17:24

Fabio Quartararo wirkte entspannt, als er dieser Tage am Smiths Beach, direkt am Phillip Island Grand Prix Circuit, spazieren ging. Zuvor hatte der MotoGP-Weltmeister von 2021 eine Woche an der australischen Goldküste verbracht, um den lokalen Lebensstil mit frühem Aufstehen, Training, gutem Essen und Ausruhen bei Sonnenuntergang zu genießen.

Trotz jahrelanger Kämpfe mit einer Yamaha, der er immer weniger vertraut, wirkt Quartararo im Interview für die spanischsprachige Ausgabe von "Motorsport.com" gelassen, als er über seine Zukunft nach 2026 spricht - vielleicht das bisher beunruhigendste Zeichen für den japanischen Hersteller.

Fabio, Sie sind auf eher unerwartete Weise in die MotoGP-Klasse gekommen. Vermissen Sie heutzutage etwas an dieser eher unbekannten Version Ihrer selbst?

Fabio Quartararo: "Eigentlich nicht. Mein MotoGP-Einstieg war ein wenig improvisiert. Petronas suchte damals einen Fahrer und es gab viele Kandidaten. Aber ich schaffte es, die zwei besten Moto2-Rennen meines Leben zu fahren. Das gab mir die Chance, den Sprung zu schaffen."

Dank dieser Chance hat sich Ihr Leben komplett verändert. Denken Sie manchmal darüber nach, was passiert wäre, wenn sich diese Gelegenheit damals nicht ergeben hätte?

"Das war mein zweites Moto2-Jahr und ich wurde von Mal zu Mal schneller. Vielleicht hätte ich in der folgenden Saison noch konkurrenzfähiger sein können, aber das weiß man nie. Wenn man die Chance bekommt, in die MotoGP-Klasse aufzusteigen, muss man sie nutzen. Im folgenden Jahr kam der Triumph-Motor. Wer weiß, vielleicht hätte ich mich nicht so schnell daran gewöhnt."

Quartararos private Zukunftspläne

Hat sich Ihr Freundeskreis im Laufe der Jahre stark verändert? Haben Sie noch Kontakt zu Freunden aus Ihrer Kindheit oder Schulzeit?

"Ich habe eigentlich keine Schulfreunde, weil ich kaum in die Schule gegangen bin und mit 14 Jahren mit meinem damaligen Manager nach Alicante gezogen bin. Dadurch bin ich schneller erwachsen geworden. Mein bester Freund ist fünf Jahre älter als ich. Ich habe mich immer mit älteren Leuten umgeben."

"Seit ich MotoGP fahre, habe ich gelernt, meinen Kreis enger zu ziehen. Wenn man anfängt, gute Ergebnisse zu erzielen, Geld zu verdienen und all das, dann tauchen viele neue Freunde auf. Ich weiß ganz genau, wer mich wegen meiner Person liebt und nicht wegen dem, was ich habe."

Ihren Social-Media-Beiträgen nach zu urteilen, liegt Ihnen Ihre Familie sehr am Herzen. Sie sind mit 26 Jahren noch jung. Gehört es zu Ihren Zukunftsplänen, eine Familie zu gründen?

"Ich bin sehr familienorientiert, wahrscheinlich weil ich meine Familie nicht oft sehe. Und ja, ich möchte auf jeden Fall eine Familie gründen, aber ohne mich unter Druck zu setzen. Wenn die richtige Person kommt, ist das der richtige Zeitpunkt. Es ist keine Frage des Alters. Wenn es morgen passiert, großartig. Wenn nicht, warte ich auf den richtigen Moment."

Yamaha hat Ihnen einst die Möglichkeit gegeben, ihr MotoGP-Debüt zu geben. Wie sehr hat das Ihre Entscheidung beeinflusst, Ihren Vertrag zu verlängern?

"2022 stand ich kurz davor, Yamaha zu verlassen. Aber ich hatte gerade den WM-Titel 2021 gewonnen und führte die WM an, also blieb ich. Dann habe ich den Vertrag bis 2026 verlängert, weil ich Vertrauen in die Entwicklung des Motorrads hatte und davon überzeugt war, dass es dieses Jahr gut laufen würde. Es lief aber nicht wie erwartet, wir haben uns nicht verbessert. Hoffentlich wird das Motorrad in der Saison 2026 besser sein."

"Es ging mir weniger darum, mich verpflichtet zu fühlen, sondern vielmehr darum, die Vor- und Nachteile abzuwägen. Diese zwei Jahre waren eindeutig die letzte Chance für Yamaha. Ich gebe zu, dass auch ein bisschen Ego im Spiel war. Ich wollte mit diesem Motorrad wieder an die Spitze zurückkehren."

Was Yamaha tun muss, um Quartararo zu halten

Wir haben über dieses Thema schon einmal gesprochen, und leider hat sich für beide Seiten in einem Jahr nicht viel geändert. Was muss Yamaha tun, um Sie zu halten?

"Sie müssen eine Lösung finden."

Ist dafür noch Zeit?

"Es bleibt nur noch sehr wenig Zeit. Ich hoffe, dass Yamaha in wenigen Monaten das schafft, was man in Jahren nicht geschafft hat. Denn auch ich habe nicht mehr viel Zeit, das ist klar. Ich habe nicht mehr viel Zeit, um meine Träume zu verwirklichen."

Der Fahrermarkt öffnet Jahr für Jahr früher. Ist schon etwas in Bewegung?

"Mehr als in Bewegung. Ich denke darüber nach, was ich will und was ich bereit wäre zu tun. Aber es ist noch zu früh, um über die Zukunft zu sprechen. Die Sache ist, wie Sie sagen, dass der Markt jedes Jahr früher in Bewegung kommt. Ich kann es mir nicht leisten, darauf zu warten."

Einige Fahrer, nicht MotoGP-Fahrer, sagen, dass sie mit dem, was sie erreicht haben, zufrieden wären, wenn sie jetzt zurücktreten würden. Marc Marquez oder Fernando Alonso sind Beispiele dafür. Wenn Sie heute zurücktreten würden, wären Sie dann zufrieden oder hätten Sie noch Dinge offen?

"Ich hätte noch viel offen. Ich bin glücklich, denn mein größter Traum war es, MotoGP-Fahrer zu werden und einen Weltmeistertitel zu gewinnen. Das habe ich geschafft. Aber ich bin mit dem, was ich erreicht habe, im Vergleich zu meinem aktuellen Potenzial nicht zufrieden."

"Ich weiß, dass ich jetzt viel besser bin als 2021, als ich Weltmeister wurde. Nach drei zähen Jahren habe ich viel darüber gelernt, wie man ohne das richtige Motorrad kämpft. Ich bin ein Gewinner und weiß, was ich noch erreichen muss, bevor ich mich zurückziehe und mich erfüllt fühle."

Es ist klar, dass Sie jedes Mal, wenn Sie die Chance hatten, Ihr Talent zu zeigen, dies auch getan haben. Haben Sie im Vergleich zu den anderen Yamaha-Fahrern das Gefühl, dass Sie das Team alleine vorangebracht haben?

"Nicht ganz alleine, aber über eine Runde hinweg konnte ich viel mehr herausholen. Das war schon seit meiner ersten MotoGP-Saison meine Stärke. In vielen Qualifyings bin ich Dritter oder Fünfter geworden, und ich weiß genau, wo ich Zeit verliere - ob es der Motor ist, der Grip, oder Dinge, die ich nicht kontrollieren kann."

"In den Rennen gebe ich immer alles. Wir haben gesehen, wie Alex [Rins] in Indonesien an zweiter Stelle fuhr, aber was zählt, ist die Position, auf der man ins Ziel kommt. Wir wussten bereits, dass wir mit diesem Reifen nicht mehr pushen konnten."

Was Quartararo im Formel-1-Paddock gelernt hat

Wie hat sich das Management und die Kommunikation innerhalb von Yamaha verändert, seit Lin Jarvis durch Paolo Pavesio ersetzt wurde?

"Ich spreche nicht viel mit Paolo. Für mich sind die Leute in der Box wichtig. Ich spreche mehr mit den Ingenieuren. Als ich bei der Formel 1 zu Gast war (Ende Mai in Barcelona; Anm. d. Red.), habe ich Dinge gesehen, die wir nicht ausnutzen. Wir haben uns anschließend zusammengesetzt, einige Systeme geändert, und ich denke, das hat ganz gut funktioniert."

Ohne nach vertraulichen Details zu fragen: Handelte es sich dabei um operative oder um technische Angelegenheiten?

"Kein Problem, ich kann das erklären. Es ging einfach darum, die Menge an Informationen zu erhöhen, die dem Fahrer zur Verfügung stehen. In der Formel 1 wird da viel mehr gemacht, zum Beispiel beim Thema Reifen."

"Wir wissen, dass wir nicht das Potenzial haben, um Siege zu kämpfen, aber wenn wir Fünfter statt Achter werden können, müssen wir es versuchen. Und dafür brauche ich so viele Informationen wie möglich: wo ich pushen kann, wo ich auf die Reifentemperatur achten muss und so weiter. Das haben wir vorher nicht gemacht und müssen wir immer noch verbessern."

Sie meinen das Rennmanagement während des Rennens selbst?

"Genau. Einen Bericht darüber zu haben, wie sich die weichen und harten Reifen verhalten, wo ich mehr oder weniger pushen kann. Das wusste ich vorher nicht, aber von Mai bis jetzt haben wir uns in diesem Bereich schon verbessert.

Erhalten Sie diese Informationen während des Rennens?

"Das sind eher Informationen, die ich vor dem Rennen bekomme. In Indonesien wusste ich zum Beispiel bereits, dass ich nicht so pushen konnte wie Alex. Hätte ich das getan, wären wir vielleicht zwischenzeitlich Zweiter und Dritter gewesen, aber am Ende wären wir Neunter und Zehnter geworden. Ich habe es vorgezogen, zu bleiben wo ich war, um besser abzuschneiden. Früher hätte ich wahrscheinlich dasselbe wie Alex gemacht und wäre genauso weit zurückgefallen."

Hat Yamaha diesen Ansatz auch für die andere Seite der Box übernommen?

"Ich habe ihnen die Idee gegeben. Dann liegt es an den Chefs zu entscheiden, ob sie nützlich ist. Ich glaube, sie wenden sie jetzt auch auf die anderen Fahrer an."

Marc Marquez' Beispiel für Quartararo "definitiv inspirierend"

Was halten Sie von dem, was Marc Marquez gemacht hat? Nicht nur, dass er jetzt wieder so dominant Weltmeister geworden ist, sondern dass er an sich selbst gezweifelt hat, ein lukratives letztes Jahr bei Honda aufgegeben hat, um zu einem Satellitenteam zu wechseln, und dann so zurückgekommen ist, wie er es getan hat.

"In Marcs letztem Jahr bei Honda war bereits klar, dass das Motorrad eine zu große Rolle spielte und er sich nicht mehr verletzen wollte. Ich habe eine Dokumentation über den Sachsenring gesehen, wo er acht Mal in Folge gewonnen hatte, in jenem Jahr aber wegen Stürzen nicht einmal ins Ziel kam."

"Für mich ist das, was er getan hat, ein Vorbild. Innerhalb von zwei Jahren hat er sich von einem Fahrer, der wegen des Motorrads nichts erreichen konnte, zu einem Fahrer entwickelt, der in der vergangenen Saison Rennen gewonnen hat und der nun komfortabel den WM-Titel 2025 eingefahren hat. Als Fahrer und als Mensch ist das spektakulär."

Vor zwei Jahren hatten Sie wahrscheinlich noch nicht das finanzielle Polster, das Sie jetzt haben. Inspiriert Sie das Beispiel von Marquez nicht dazu, etwas Neues auszuprobieren?

"Es wurde viel über meinen aktuellen Vertrag für 2025 und 2026 gesprochen, aber die Zahlen aus den zwei Jahren davor waren nicht weit davon entfernt. Ich bin nicht nur wegen des Geldes bei Yamaha geblieben. Marc hat Honda verlassen, als alle anderen Werksteams bereits ihre Fahrer unter Vertrag hatten. Aber ja, sein Beispiel, unabhängig vom Geld das beste Motorrad zu wählen, ist definitiv inspirierend."

Wie macht sich der Einfluss von Liberty Media seit dem MotoGP-Einstieg bislang für die Fahrer bemerkbar?

"Bisher sind es vor allem Dinge, die uns schaden. Wir haben noch nicht viele positive Aspekte erkannt. Ein Beispiel ist, dass wir uns in Indonesien bei 50 Grad Celsius Hitze mit geschlossenem Reißverschluss vor der Startaufstellung aufstellen mussten."

Werden Sie versuchen, auf Anpassungen solcher Vorschriften hinzuwirken?

"Bei einigen Rennen ist das in Ordnung, wie zum Beispiel in Australien, wo es kein Problem ist, die Lederkombi zu tragen, weil sie bequem ist. Aber sie sollten darüber nachdenken, wie sich ein Fahrer fühlt, wenn er 40 Minuten lang auf dem Motorrad sitzt mit all der Hitze. Vielleicht könnten sie den Plan ein wenig anpassen."

"Es wäre gut, wenn sie mehr an die Fahrer denken würden. Es geht auch um die Anzahl der Personen im Fahrerlager. Das gibt es in der Formel 1 nicht. Dort sind Formel 2 und Formel 3 in anderen Fahrerlagern untergebracht. Das sollte sich bei uns ändern, es sollte exklusiver sein."

Vor einem Jahr haben Sie sich entschieden, Ihre Managementstruktur zu ändern. Sie haben Ihren Manager verlassen und sich mit Tom Maubant, Ihrem Freund und Assistenten bei den Rennen, zusammengetan. Ist es nicht riskant, sich so dem bevorstehenden Fahrermarkt zu stellen?

"Wir sind wie Hyänen, uns entgeht nichts! Als wir die Änderung vorgenommen haben, mussten wir die Verträge für 2024 aushandeln. Wir haben also bereits Erfahrung. Ich schätze das Vertrauen, das ich in Tom habe, mehr als seine Erfahrung. Ich weiß, wozu er fähig ist und was er tun wird. Daher habe ich keinen Zweifel daran, dass er die beste Option wählen wird."

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