Will Porsche seine Anteile am Manthey-Team loswerden? Dieses Gerücht hält sich seit Monaten hartnäckig im Fahrerlager. Denn die Volkswagen-Tochter verzeichnete dieses Jahr einen heftigen Gewinneinbruch und muss Stellen kürzen, was bereits beim WEC-Ausstieg eine Rolle spielte. Durch den Manthey-Verkauf von Beteiligungen könnte man frisches Kapital ins Unternehmen bringen.
Aber wieso sollte die Porsche AG ausgerechnet die 51 Prozent an der Manthey Racing GmbH loswerden, die einen Großteil der Motorsport-Aktivitäten Porsches stemmt? Wie "Motorsport-Total.com" aus sicherer Quelle erfuhr, hat Porsche im Zuge einer Portfolio-Bereinigung tatsächlich zahlreiche Beteiligungen geprüft, darunter auch die an der Firma Manthey.
Zudem hört man, dass ein hochrangiger Porsche-Mitarbeiter im Sommer im Rahmen eines 24-Stunden-Rennens offen darüber gesprochen habe, dass man einen Käufer für die Manthey-Anteile suche.
Motorsport: So eng sind Porsche und Manthey verbunden
Das kommt überraschend, denn Manthey ist eng mit Porsche verzahnt und stemmt mit über 350 Mitarbeitern neben den Rennsport-Programmen, in deren Zentrum der Einsatz des "Grello" steht, auch zahlreiche andere Aktivitäten für die Sportwagen-Marke.
Manthey fertigt Tuning-Kits für Porsche-Straßenfahrzeuge an und richtet die "Porsche Track Experience" aus, die Kunden die Möglichkeit gibt, mit Porsche-Straßen- und Rennautos auf Grand-Prix-Strecken zu fahren. Allein damit beschäftigt Manthey mehr Menschen als mit dem Rennsport.
Zudem trägt Manthey mit der "Porsche Endurance Trophy Nürburgring" einen eigenen Porsche-Markenpokal im Rahmen der Nürburgring-Langstrecken-Serie aus und ist im Porsche-Cupbereich für Wartung und Teilesupport zuständig. Auch das neue Cup-Auto von Porsche, das ab 2026 zum Einsatz kommt, wird bei Manthey aufgebaut.
Schon bisher sorgte Manthey unweit des Nürburgrings für die Endmontage und Auslieferung von Porsches Cup- und GT4-Fahrzeugen.
Porsche und Manthey: Kein Dementi der Verkaufsgerüchte
Die Firma ist hochprofitabel: 2023 erwirtschaftete man einen Gewinn von 2,27 Millionen Euro, 2022 waren es sogar 3,2 Millionen Euro. Neben der Porsche-Mehrheitsbeteiligung stehen die verbleibenden 49 Prozent der Manthey Racing GmbH im Besitz der Raeder Automotive GmbH der Brüder Nicolas und Martin Raeder, die auch als Geschäftsführer fungieren.
Wie Porsche und Manthey darauf reagieren, dass ein Verkauf der Porsche-Anteile angeblich im Raum steht? "Vielen Dank für die Anfrage. Wir kommentieren diese Gerüchte nicht", antwortet eine Manthey-Sprecherin.
Und auch in Stuttgart reagiert man ähnlich. "Wir bitten um Verständnis, dass wir uns zu Spekulationen nicht äußern, beziehungswiese diese auch nicht kommentieren", lässt ein Porsche-Sprecher Motorsport-Total.com wissen. Ein Dementi klingt anders.
Man sollte allerdings bedenken, dass die Porsche AG ein börsennotiertes Unternehmen ist. Ein klares Statement hätte möglicherweise Auswirkungen auf den Finanzmarkt, weshalb die Vermutung naheliegt, dass aufgrund der Börsennotierung keine Aussage getätigt werden darf.
Was gegen einen Verkauf der Porsche-Anteile spricht
Aber was bedeutet all das nun? Selbst im Falle eines potenziellen Verkaufs, für den es aktuell überhaupt keine Belege gibt, wäre es kaum vorstellbar, dass die Zusammenarbeit zwischen Porsche und Manthey endet. "Porsche braucht einen Dienstleister, weil sie nicht die Kapazitäten im Werk dafür haben", sagt ein Porsche-Kenner. "Und einen besseren kriegen sie nicht."
Abgesehen davon stellt sich die Frage, wer denn überhaupt die Porsche-Anteile übernehmen soll. Gerade die enge Verbindung zwischen dem Autohersteller und Manthey gilt als einer der Hauptgründe für den Erfolg des 1996 von Olaf Manthey gegründeten Teams, das in Meuspath deutlich expandiert hat und inzwischen über zahlreiche Gebäude und Hallen verfügt.
Es ist also gut möglich, dass sich in absehbarer Zukunft gar nichts ändert. Denn eine Übernahme der Anteile würde bedeuten, dass sich durch das Porsche-Aus auch der Wert von Manthey verringern würde. "Ein Porsche-Ausstieg würde für Unsicherheit sorgen, weshalb vermutlich niemand dieses Risiko eingehen würde", glaubt ein Brancheninsider.
