Oliver Baumann lässt die Debatte um eine Rückkehr von Kapitän Manuel Neuer vom FC Bayern in die Nationalmannschaft offensichtlich völlig kalt. Der Torwart liefert beim wichtigen 1:0 der DFB-Elf in Nordirland nervenstark ab. Laut Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus ist die T-Frage beantwortet.
Mit mehreren starken Paraden hielt Oliver Baumann im WM-Quali-Spiel der deutschen Nationalelf die an diesem Montagabend in Belfast so elementare Null.
Wie immer, wenn er bisher als Nationaltorwart gefordert war, war Baumann zur Stelle, holte sich im sport.de-Länderspielzeugnis verdientermaßen die Note 2,0 ab.
Es schien, als seien dem Hoffenheimer die endlos schwelenden Debatten um ein DFB-Comeback von Manuel Neuer und die Zukunft der verletzten Stammkraft Marc-André ter Stegen völlig egal - auch wenn Bundestrainer Julian Nagelsmann nach dem 1:0-Erfolg in Belfast bei RTL anmerkte, dass Baumann das ganze Bohei um die Frage der deutschen Nummer 1 sicher nicht total ausblenden könne.
Lothar Matthäus hat in seiner "Sky"-Kolumne jetzt einen Punkt hinter die "T-Frage" gesetzt. "Momentan gibt es keine Torwartdiskussion, weil Baumann bis Ende des Jahres und vielleicht auch, wenn er sich nicht verletzt, bis zur Weltmeisterschaft die Nummer eins im deutschen Tor bleibt", schreibt der Weltmeister-Kapitän von 1990.
Nagelsmann muss sich dank Baumann "keinen Kopf machen"
Baumann habe in Nordirland "ein sehr gutes Spiel gemacht und die deutsche Mannschaft einige Male vor einem Gegentor bewahrt", resümierte Matthäus. "Daher ist es völlig normal, dass der Bundestrainer auf ihn setzt. Was in acht Monaten passiert, wann Marc-Andre ter Stegen zurückkommt, darüber macht sich Nagelsmann jetzt keinen Kopf."
Gegenwärtig müsse sich Nagelsmann auch "über ter Stegen oder Manuel Neuer keine Gedanken machen", so der Rekordnationalspieler: "Das hat der Bundestrainer am Montagabend klar rübergebracht und das finde ich auch völlig verständlich. In Baumann hat er eine Nummer 1, der er vertraut."
Stars des FC Bayern ein Erfolgsfaktor beim DFB
Im "Bayern-Block" sieht Matthäus indes einen erfolgversprechenden Faktor für die Nationalmannschaft. In Belfast hatte Nagelsmann mit Joshua Kimmich, Jonathan Tah, Leon Goretzka, Aleksandar Pavlovic und Serge Gnabry gleich fünf Münchner aufgeboten.
"Wenn es in der Vergangenheit einen Bayern-Block gab, war die DFB-Elf in der Regel bei Turnieren auch erfolgreich", so der RTL-Experte.
Es sei durchaus "verständlich", wenn der Bundestrainer auch zukünftig auf eine 4-2-3-1-Formation vertraue, "weil er fünf Bayern-Spieler in der Nationalmannschaft hat, die dieses System im Verein auch spielen".
Grundsätzlich sollte die Mannschaft laut des früheren Mittelfeldstars "eine DNA und ein Grundsystem" haben: "Ich finde es gut und wichtig, dass man ein System hat und jeder weiß, auf welcher Position er gebraucht wird."
Im Offensivspiel sieht Matthäus noch Luft nach oben. "Von den acht deutschen Toren in der WM-Qualifikation fielen fünf nach Standardsituationen. Die Mannschaft ist aus dem Spiel heraus nur zu wenigen Chancen gekommen", kritisierte der 64-Jährige: "Das ist ein Manko und zeigt, dass noch eine spielerische Qualität fehlt, die vielleicht Jamal Musiala und Kai Havertz mitbringen, wenn sie nach ihren Verletzungen der Mannschaft wieder zur Verfügung stehen."
Generell seien die Erfolge gegen Luxemburg (4:0) und in Nordirland positiv zu bewerten. "Es sind die Spiele, die man gewinnen muss, um sich für ein großes Turnier zu qualifizieren", so Matthäus: "Solche Spiele können etwas mit einem Team machen."
