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Wie schlagen sich die Neuzugänge?

Was der BVB für sein Geld bislang (nicht) bekommen hat

Die Neuzugänge Bellingham und Silva müssen sich beim BVB ihre Stammplätze erst noch erkämpfen
Die Neuzugänge Bellingham und Silva müssen sich beim BVB ihre Stammplätze erst noch erkämpfen
Foto: © IMAGO/Madeleine Fantini
10. Oktober 2025, 09:59

Borussia Dortmund gab viel Geld für Neuverpflichtungen im Sommer. Auffällig ist: Noch hat keiner der Neulinge dem BVB seinen Stempel aufdrücken können. Die Gründe sind unterschiedlich.

Rund um Borussia Dortmund war im zurückliegenden Sommer eine durchaus interessante Transfer-Strategie zu beobachten.

Bei seinem absoluten Wunschspieler Jobe Bellingham ging der BVB früh in die Vollen. Pünktlich zur Klub-WM, also Mitte Juni, stand der 20-Jährige bereits im Kader von Cheftrainer Niko Kovac. Dabei wurde das Transfer-Budget mit 30,5 Millionen Euro ordentlich belastet. Hinzu zählen muss man die ebenfalls Festverpflichtungen der Außenverteidiger Daniel Svensson (6,5 Mio. Euro) und Yan Couto (20 Mio. Euro). Patrick Drewes wurde indes für kleines Geld vom VfL Bochum als Ergänzung des Torwartteams geholt.

Nach mehreren Wochen ohne Präsentation von Neulingen und zunehmend kritischen Stimmen aus dem Fanlager schlug die Borussia kurz vor dem Ende der Wechselfrist gleich dreifach zu: Der zuvor nur bis Ende Juni ausgeliehene Carney Chukwuemeka (20 Mio. Euro), Stürmer Fabio Silva (22,5 Mio. Euro) und Abwehrtalent Aaron Anselmino (Leihe) wurden auf dem letzten Drücker zum Kovac-Kader hinzugefügt.

Allzu viel haben Sport-Geschäftsführer Lars Ricken und Sportdirektor Sebastian Kehl bei der Kaderplanung im Sommer nicht falsch gemacht, blickt man auf die Ergebnisse zum Saisonstart. Doch gerade Bellingham, Silva und Anselmino nehmen noch keine tragende Rolle ein, wenngleich einzelne Glanzmomente durchaus zu erkennen sind. Die Gründe dafür sind unterschiedlich.

  • Jobe Bellingham: Auf dem Weg zum BVB-Sorgenkind?

Die Erwartungen an Jobe Bellingham hätten nach seinem Wechsel zu Borussia Dortmund größer nicht sein können. Der 20 Jahre alte Bruder von Jude Bellingham, der aus guten Gründen nur mit seinem Vornamen auf dem Trikotrücken aufläuft, soll beim BVB mittel- bis langfristig den neuen Mittelfeldchef geben.

Von dieser Rolle ist der Engländer aber noch weit entfernt. Nach einem sehr selbstbewussten und dominanten Auftreten bei der Klub-WM (ein Tor, eine Vorlage und eine Gelbsperre, die er ausgerechnet im Brüder-Duell gegen Real Madrid absitzen musste) hadert Jobe Bellingham sichtbar mit Anpassungsschwierigkeiten.

Zwar wurde er in allen bislang neun Partien der Borussia in der laufenden Saison eingesetzt, von Beginn an durfte er aber nur drei Mal ran. Und: Über die vollen 90 Minuten agierte er kein einziges Mal.

Jobe Bellingham sammelte zwar viele Ballaktionen - mit 172 Kontakten in 187 Bundesliga-Minuten ist sein Schnitt höher als der von Felix Nmecha (246 Ballkontakte in 378 Minuten) oder Marcel Sabitzer (263 Kontakte in 433 Minuten). Noch konnte er daraus aber nur wenig Kapital schlagen. Das beste Zusammenspiel zeigen derzeit Nmecha und Sabitzer, sodass sich Bellingham hinten anstellen muss.

Bleibt dies so, besteht Konfliktpotenzial. Das Dortmunder Sorgenkind selbst, aber auch sein Vater Mark, der sich bereits nach der Auswechslung seines Sohnes im ersten Liga-Spiel auf St. Pauli lautstark beschwert hatte, pochen auf Einsatzzeiten. Gemunkelt wurde sogar schon über eine Flucht im Winter, sollte sich das Blatt nicht wenden.

So weit wird es wohl nicht kommen. Aber: Sowohl der BVB als auch Bellingham haben sich von den ersten Wochen der Zusammenarbeit sicherlich mehr versprochen.

  • Fabio Silva: Die späte Zusatz-Option

Der kurz vor der Wechselfrist vollzogene Transfer von Stürmer Fabio Silva ging nicht ohne Nebengeräusche über die Bühne. Berichtet wurde zunächst etwa, der Portugiese habe seinem neuen Arbeitgeber eine im Sommer durchgeführte Operation verschwiegen. Dadurch sei die Ausfallzeit länger gewesen als angenommen.

Der BVB dementierte anschließend, auch der Spieler selbst widersprach. Das Thema ist in Dortmund abgehakt. Und da der 23-Jährige inzwischen auch wieder fit ist, liegt der Fokus allein auf dem Sportlichen.

Was der 1,85 Meter große Angreifer am Ball kann, deutete er trotz geringer Spielzeit bei seinem Debüt an. Silva ist trickreich, spielfreudig und stark im direkten Duell. "Das ist es, was ich einbringen kann", sagte er nach seiner Einwechslung in Mainz: "Ich mag es, anders zu sein."

Noch muss sich nachhaltig zeigen, wie gut seine Abschlussstärke ist - schließlich wird ein Stürmer vor allem an seinen Scorerwerten gemessen. Nach der Länderspielpause dürfte Silva von Kovac stetig mehr Einsatzzeiten bekommen. Gerade wenn Stammkraft Serhou Guirassy eine Pause benötigt, muss der Neuzugang liefern.

  • Aaron Anselmino: Ein neuer Dauer-Verletzter für den BVB?

Äußerst vielversprechend war der (Kalt-)Start von Innenverteidiger Aaron Anselmino. Wenige Tage nach seinem Abschied vom FC Chelsea wurde er von Niko Kovac im Bundesliga-Duell gegen Union Berlin in die Startformation geschickt. Der BVB hatte damals einen akuten Abwehr-Engpass, der 20 Jahre alte Argentinier war die einzig verbliebene Option im Kader.

Das Risiko des Cheftrainers - Anselmino kam ohne jegliche Spielpraxis nach Dortmund - zahlte sich aus. Der Neuling überzeugte mit einer resoluten Leistung, sein einziger Wackler blieb beim 3:0-Heimsieg ungestraft (sport.de-Note 1,5)

Wer sich weitere Glanzmomente des Leihspielers erhoffte, wurde jedoch schnell enttäuscht. Anselmino klagt seither über muskuläre Probleme und verpasste es somit, sich in Abwesenheit von Nico Schlotterbeck weiter zu empfehlen. Inzwischen ist der Abwehrchef des BVB wieder an Bord. Selbst bei vollständiger Genesung hat Anselmino bei der Borussia daher aktuell wenig Aussicht auf Spielminuten.

Immerhin: Die Ausleihe ist für den BVB aus finanzieller Sicht völlig risikofrei, eine Gebühr muss an Chelsea laut Medienberichten nicht gezahlt werden.

  • Chukwuemeka, Svensson, Couto: Längst beim BVB integriert

In Carney Chukwuemeka, Daniel Svensson und Yan Couto spielen inzwischen drei in der Vorsaison zunächst ausgeliehene Profis dauerhaft in Schwarz-Gelb, für die in diesem Sommer viel Geld fällig wurde. Das Trio zählt aber längst nicht mehr zur Kategorie Neuzugang, ist es doch schon voll in die Mannschaft integriert. 

Couto war im Vorjahr samt Kaufpflicht von ManCity geholt worden. Nach langer und schwieriger Anlaufzeit ist der Brasilianer mittlerweile auch aus sportlicher Sicht angekommen. Defensive Fehler blieben in 2025/26 bislang aus, zudem zeichnete er sich offensiv mit zwei Toren und einer Vorlage nun schon mehrfach aus. 

Svensson ist sogar einen Schritt weiter. Der kampf- und laufstarke Schwede, dessen Kaufoption im Sommer gezogen wurde, schwingt sich bei den Fans zu einem der Publikumslieblinge auf. Er ist der neue Dauerbrenner der Mannschaft: In allen Pflichtspielen stand der linke Schienenspieler in der Startformation, stets spielte er durch. Auch er ist inzwischen offensiv (zwei Tore) in Erscheinung getreten. 

Chukwuemeka, Ende August vom FC Chelsea für 20 Millionen Euro verpflichtet, muss seine Rolle in Dortmund derweil noch finden.

Zunächst einmal ist der verletzungsanfällige Youngster nur Reservist. Zu stark ist die Konkurrenz aktuell im zentralen sowie im offensiven Mittelfeld.

Sein Potenzial deutete der 21-Jährige aber an: Bei seinem ersten Startelf-Einsatz 2025/26 im Champions-League-Spiel gegen Bilbao (4:1) zählte er prompt zu den Torschützen.

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