Die französische Biathlon-Ikone Martin Fourcade hatte lange Zeit damit geliebäugelt, als Präsident für das nationale Organisationskomitee der Olympischen Winterspiele 2030 zu fungieren. Im Frühjahr zog der sechsfache Olympiasieger seine Bewerbung aber plötzlich zurück. Eine Entscheidung, die ihm nicht leicht fiel.
Für Ex-Biathlon-Star Martin Fourcade war die Erfahrung rund um die Bewerbung als Präsident für das Organisationskomitee der Olympischen Winterspiele von 2030 "schmerzhaft", wie er etwas mehr als ein halbes Jahr nach seinem Rückzug in einem ausführlichen Interview mit "L'Équipe" hervorhob: "Ich war verletzt. Das möchte ich nicht verhehlen."
Es folgten "einige schwierige Monate" nach seiner Absage: "Ich musste erst einmal tief durchatmen, Zeit mit meinen Lieben verbringen und mich neu orientieren, bevor ich aus meiner Höhle herauskomme."
Lange Zeit galt Martin Fourcade als Favorit auf den Posten. "Es war sowohl eine bewusste Entscheidung als auch ein Verzicht", erklärte er nun. Die Entscheidung hatte damals hohe Wellen in Frankreich geschlagen. Ende Februar wurde bekannt gegeben, dass der ehemalige Freestyle-Skier Edgar Grospiron die Leitung des Komitees übernimmt.
Fourcade hatte damals "das Gefühl, etwas zu diesem Projekt beitragen" zu können, gerne hätte er die Winterspiele im eigenen Land federführend gestaltet. Doch auf der anderen Seite musste der heute 37-Jährige einsehen: "Ich war nicht bereit, alle Kompromisse einzugehen."
Fourcade: "Die Olympischen Winterspiele müssen den Bergen gehören"
Er habe nur ein Projekt unterstützen wollen, das zu ihm und seinen Überzeugungen passt. "Ich wollte mich selbst nicht belügen", erklärte er, dass seine Vorstellungen mit jenen einiger Politiker nicht übereinstimmten. Einer der Knackpunkte war die Wahl der Austragungsorte in den französischen Alpen.
"Wir arbeiten an einem regionalen Projekt in einer Zeit, in der die Berge durch die globale Erwärmung bedroht sind und wir die natürlichen Lebensräume schützen müssen", erklärte er. Allein aus ökologischen Gründen hatte Fourcade aber nicht abgesagt, wie er zugleich betonte: "Ich habe dieses Projekt nicht als ökologischen Unsinn angesehen. Ich möchte das relativieren: Ich hatte nicht das Gefühl, dass dieses Projekt so etwas im Kern beinhaltet hat."
Seine Botschaft: Natur- und Umweltschutz müssen zentrale Rollen einnehmen. "Diese Themen dürfen bei den Olympischen Spielen und insbesondere bei den Olympischen Winterspielen nicht mehr optional sein. Sie müssen eine Art Grundlage bilden, auf der man aufbauen kann, und dürfen nicht erst mitten in einem Projekt hinzugefügt werden, um es akzeptabel zu machen. Die Olympischen Winterspiele müssen den Bergen gehören, den Menschen, die dort täglich leben."
2030 werden die Olympischen Winterspiele nach 1924, 1968 und 1992 zum vierten Mal in Frankreich ausgetragen. Geplant sind vier Wettkampforte.