Anstatt Abstiegsangst macht sich beim FC Schalke 04 derzeit Aufstiegshoffnung breit. Ein Gefühl, das man in Gelsenkirchen lange vermisst hat. Doch was macht die Königsblauen aktuell so stark? sport.de nennt die Gründe für den Hammer-Start.
Miron Muslic als Vater des Erfolgs
18 Punkte nach acht Spieltagen und Platz zwei in der 2. Bundesliga - der FC Schalke 04 hat den stärksten Saisonstart nach zehn Jahren hingelegt.
Der neue Trainer Miron Muslic kann sich zurecht als Vater des jüngsten Schalker Erfolgs feiern lassen.
Die 700.000 Euro Ablöse, die Schalke an den englischen Klub Plymouth Argyle überwiesen hat, haben sich bereits ausgezahlt.
Muslic ist es gelungen, aus der Trümmertruppe der vergangenen Jahre, in der viele ihr eigenes Ego über die Mannschaft stellten, eine Einheit zu formen.
Schalke tritt überraschend aggressiv, intensiv und mutig auf. Kleine Rückschläge sorgen nicht mehr dafür, dass die Spieler die Köpfe hängen lassen. "Was unsere Mentalität betrifft, diese Widerstandsfähigkeit, das ist etwas Nachhaltiges, und das wird uns mittel- und langfristig helfen", betonte auch der Coach.
Muslic hat es außerdem geschafft, die Verantwortung im Team auf mehrere Schultern zu verteilen. Während in der vergangenen Saison noch viel Druck auf Kapitän Kenan Karaman lastete, übernehmen aktuell auch Spieler wie Timo Becker oder Loris Karius Verantwortung.
"Ich hatte das Gefühl, dass er (Karaman, Anm. d. Red.) in der vergangenen Saison die ganze Last fast alleine tragen musste. Schalke ist zu groß für zwei Schultern. Einen Giganten kann man nicht alleine stemmen", erklärte Muslic im Interview mit der "Sport Bild".
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Die Abwehr des FC Schalke 04 steht
In dieser Saison steht die Abwehr des FC Schalke 04 so fest wie lange nicht mehr. Die neue defensive Stabilität sorgt für Selbstvertrauen. Erst fünf Gegentore haben die Knappen kassiert.
In den drei deutschen Profiligen mussten nur zwei Mannschaften derzeit noch weniger Tore hinnehmen als die Gelsenkirchener: Der FC Bayern (drei nach sechs Spieltagen) und Borussia Dortmund (vier nach sechs Spieltagen).
In der vergangenen Saison war Schalke noch eine der Schießbuden der Liga gewesen. 62 Gegentore standen am Ende zu Buche. Bereits nach drei Spieltagen hatte man damals sechs Gegentreffer kassiert.
Die aktuelle Dreierkette bestehend aus Hasan Kurucay, Nikola Katic und Timo Becker funktioniert. Auch Torwart Loris Karius zeigt sich in starker Form. Und auch die offensiven Spieler tragen mit ihrem frühen Pressing zum Erfolg bei.
"Defend until the end, solange der Ball noch nicht im Tor ist", lautet das neue Abwehr-Motto, das Muslic den Spielern - offenbar mit Erfolg - eingeimpft hat.
Auswärtsangst des FC Schalke 04 ist besiegt
In der vergangenen Saison tat sich Schalke gerade bei Auswärtsspielen besonders schwer, trat zaghaft - schon fast ängstlich - auf. Nur vier Spiele in der Ferne wurde gewonnen.
Aktuell stehen bereits drei Auswärtssiege zu Buche. Womöglich hat ein Kniff von Trainer Muslic den Spielern neuen Ansporn gegeben. Der Österreicher hat seinem Team immer dann einen zusätzlichen freien Tag gegeben, wenn es auswärts kein Tor kassierte.
Das war bei Dynamo Dresden (1:0) und beim 1. FC Magdeburg (2:0) der Fall.
Neue Ruhe beim FC Schalke 04
Das Image des Krisenklubs ist beim FC Schalke 04 aktuell kaum zu vernehmen.
Der neue Geschäftsführer Frank Baumann und Finanzchefin Christina Rühl-Hamers haben es geschafft, den Klub in ruhige Gewässer zu führen.
So hat zum Beispiel die Freistellung von Kaderplaner Ben Manga nicht etwa für einen medialen Aufschrei und Krisenstimmung gesorgt. Auf Schalke scheint hingegen neue Professionalität eingekehrt zu sein. Der Verein macht einen geordneten und strukturierten Eindruck.
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FC Schalke 04 bleibt demütig
Trotz des Höhenflugs bleibt man beim FC Schalke 04 demütig. Die Königsblauen jetzt schon als Aufstiegskandidaten einzuschätzen, wäre vermessen.
Im bisherigen Saisonverlauf war Schalke schließlich selten völlig überlegen, oft wurden nur knappe Siege eingefahren. Hinzu kommt, dass die Gegner bislang größten Teils aus der unteren Tabellenhälfte stammten. Echte Härtetests stehen demnach noch bevor.
Der Revierklub sollte daher bemüht sein, die Euphorie nicht überkochen zu lassen. Der Grat zwischen Abstiegsangst und Aufstiegshoffnung ist gerade auf Schalke schmal. Die Stimmung kann erfahrungsgemäß schnell kippen.
"Wir sind noch keine Spitzenmannschaft, aber wir befinden uns auf dem Weg dorthin", merkte Muslic zuletzt treffend an.


































