Die Kansas City Chiefs haben sich mit einer dominanten Vorstellung beim 37:20-Erfolg über die Baltimore Ravens in Woche 4 der NFL eindrucksvoll zurückgemeldet. Mahomes spielte so gut wie seit zwei Jahren nicht mehr, die Ravens trugen obendrein einige Verletzungen davon.
Ravens @ Chiefs: Auf einen Blick
- Die Chiefs haben sich mit einem dominanten Heimsieg über einen vermeintlichen Mitkonkurrenten in der AFC zurückgemeldet und ihr zweites Spiel in Serie gewonnen.
- Die Ravens standen sich offensiv zu oft selbst im Weg mit fragwürdigen Personnel-Paketen, Play-Calling und zu vielen Turnovers.
- Zu allem Überfluss verloren die die Ravens in diesem Spiel vier weitere Leistungsträger verletzt. Unklar ist, ob sie länger ausfallen werden. Doch in diesem Spiel waren sie nicht zu ersetzen.
Ravens @ Chiefs: Die Analyse
Das Spiel begann mit einem fulminanten ersten Drive der Ravens, in dem Lamar Jackson den Ball mit schnellen Pässen bewegte und Derrick Henry mit einem 14-Yard-Run für zusätzliche Gefahr sorgte. Am Ende fand Jackson Running Back Justice Hill mit einem 11-Yard-Touchdown-Pass zur frühen Führung für die Gäste.
Im direkten Gegenzug marschierten auch die Chiefs übers Feld, wurden jedoch in der Red Zone durch einen von Tavius Robinson an der Line abgefälschten Pass gestoppt. Kicker Harrison Butker verkürzte dennoch aus 38 Yards. Danach übernahm die Chiefs-Defense: Vor allem über Blitzes setzten sie Jackson massiv unter Druck und brachten den Quarterback immer wieder in Bedrängnis.
Unter diesem Druck leistete sich Jackson Fehler - so auch bei einer Interception zu Linebacker Leo Chenal. Anschließend legten die Chiefs 17 Punkte in Serie nach: Butker traf aus 23 Yards, und Patrick Mahomes fand noch vor der Pause JuJu Smith-Schuster sowie Isiah Pacheco für kurze Touchdown-Pässe. Die Ravens dagegen fanden offensiv kaum noch statt: ein Punt, ein gescheiterter 4th&1-Versuch, als Jackson unter Druck den Ball ins Aus warf, und ein Fumble des Quarterbacks bei 3rd&1 nach einem verzweifelten Scramble. Auffällig dabei: In beiden entscheidenden Situationen stand Derrick Henry an der Seitenlinie - ein Umstand, der die Chiefs zu Blitzes geradezu einlud.
Kurz vor der Pause ließen die Chiefs die Tür doch noch einen Spalt offen, als Butker ein Field Goal aus 56 Yards links vorbeischoss. Baltimore nutzte die Chance und verkürzte durch Rookie-Kicker Aaron Loop aus 43 Yards. Halbzeitstand: 20:10 Chiefs.
Ravens-Lazarett vergrößert sich
Nach der Pause kontrollierten die Chiefs weiter das Geschehen. Mahomes verteilte den Ball souverän gegen die Off-Coverage der Ravens, wodurch seine Receiver immer wieder Yards nach dem Catch erzielten. Den Drive schloss er mit einem 11-Yard-Touchdown-Pass auf Tyquan Thornton auf einer Seam-Route ab.
Die Ravens suchten ihr Heil verstärkt im Laufspiel und setzten nun häufiger auf Henry. Dennoch mussten sie nach einem Sack bei 3rd&3 erneut mit einem Field Goal Vorlieb nehmen - und abermals stand Henry in dieser wichtigen Szene nicht auf dem Feld. Noch schlimmer: Der Sack war zugleich Jacksons letzte Aktion. Der Quarterback verließ wutentbrannt das Spielfeld, warf seinen Helm weg und wurde durch Backup Cooper Rush ersetzt. Laut einem Bericht von "CBS" zog er sich eine Verletzung am großen hinteren Oberschenkelmuskel zu. Mit Rush war die Partie faktisch entschieden.
Für die Chiefs war es der zweite Sieg in Folge und für Mahomes bereits der sechste im siebten Duell mit Lamar Jackson und den Ravens. Baltimore kassierte dagegen nicht nur die nächste bittere Niederlage, sondern womöglich auch einen besonders teuren Rückschlag: Neben Jackson verletzten sich zuvor bereits Left Tackle Ronnie Stanley (Knöchel), Linebacker Roquan Smith (großer hinterer Oberschenkelmuskel) und Cornerback Marlon Humphrey (Wade). Genauere Diagnosen stehen noch aus. Hinzu kam, dass die Ravens ohnehin schon ohne Defensive Tackle Nnamdi Madubuike, Linebacker Kyle Van Noy und Defensive Tackle Travis Jones angetreten waren.
Baltimore Ravens (1-3) @ Kansas City Chiefs (2-2)
Ergebnis: 20:37 (7:3, 3:17, 3:10, 7:7) BOXSCORE
Ravens @ Chiefs: Die wichtigsten Statistiken
- Mit seinem Touchdown-Pass auf Pacheco in der ersten Hälfte wurde Mahomes zum jüngsten Quarterback der NFL-Geschichte (30 Jahre, 11 Tage), der 250 Touchdown-Pässe geworfen hat.
- Darüber hinaus ist Mahomes nun auch der Quarterback, der die wenigsten Spiele brauchte, um 250 Touchdown-Pässe zu erreichen. Er schaffte dies im 116. Spiel. Den Rekord hielt zuvor Aaron Rodgers (121).
- Worthy stellte in diesem Spiel ein Career-High mit 83 Receiving Yards auf. Auch seine 121 Scrimmage Yards sind ein neues Career-High.
- Trotz der insgesamt starken Vorstellung der Offense warten die Chiefs auch nach vier Spielen noch auf einen ersten Touchdown im ersten Viertel.
Der Star des Spiels: Patrick Mahomes (Quarterback, Chiefs)
Er wurde natürlich auch nicht unter Druck gesetzt, aber Mahomes machte in jedem Fall sein bestes Saisonspiel, machte im Grunde keine Fehler und verteilte den Ball schnell und präzise. Er warf vier Touchdown-Pässe und hatte das Spiel damit angesichts der geringen Gegenwehr der Ravens-Offense schon zum Start der zweiten Hälfte essenziell entschieden. Für Mahomes war es zudem das erste Spiel mit vier Touchdown-Pässen seit Oktober 2023 gegen die Chargers.
Der Flop des Spiels: Todd Monken (Offensive Coordinator, Ravens)
Ich weiß nicht, warum das immer gegen die Chiefs so ist, aber einmal mehr hat Monken die Stärken seines Teams gegen diesen Gegner über Bord geworfen und zu Beginn fast ausschließlich aufs Passspiel gesetzt, vor allem dann, wenn Runs angebracht gewesen wären. So wurde seine Offense viel zu berechenbar und eindimensional und er warf seine Spieler dem aggressiven Pass Rush der Chiefs (befeuert durch Blitzes) zum Fraß vor. Vor allem die wenigen Snaps für Henry sind einfach nicht nachzuvollziehen.
Analyse: Ravens @ Chiefs - das fiel taktisch auf
- Die Chiefs setzten Jackson immer dann unter Druck, wenn sie blitzten. Und dann hatte Jackson stets Probleme, einen Ausweg zu finden, weil es den Hausherren gut gelang, die Edge zu etablieren und Jackson nicht aus der Pocket ausbrechen zu lassen.
- Die Ravens spielten es jedoch auch ziemlich berechenbar und telegrafierten fast immer Pass, wenn sie Justice Hill ins Backfield stellten und Henry draußen ließen. Generell ließen sie Henry zu oft draußen und liefen entgegen ihrer sonstigen Tendenzen den Ball zu wenig. Besonders in 3rd&Short und 4th&Short-Situationen war es auffällig, wie selten Henry auf dem Feld stand.
- Die Chiefs spielten gerade in frühen Downs häufiger mit ihrer Base-Defense, was die Ravens dazu verleitete, nicht zu laufen.
- Abgesehen davon, dass den Ravens Playmaker in der Defensive Front verletzt fehlten, kam hinzu, dass sie zu häufig auf Misdirections der Chiefs hereinfielen und dann zu langsam waren, um den jeweils Ballführenden noch zu stoppen.
- Worthy kehrte zurück und wurde direkt wieder zu einem der wichtigsten Anspielpartner für Mahomes. Er wurde wie gehabt variabel eingesetzt mit vertikalen Rounds, Screens und Jet Sweeps. Er zwang die Ravens mit seinem Speed häufig in softe Off-Coverage und leichte Boxes, was die Chiefs auch mit dem Run Game ausnutzten.