Wettanbieter
Die schwerwiegenden Verletzungen mehrerer Top-Athletinnen haben im Skispringen eine Grundsatzdiskussion ausgelöst.
Gleich drei Sportlerinnen – die kanadische Ex-Weltmeisterin Alexandria Loutitt, Österreichs WM-Zweite Eva Pinkelnig und die japanische Kombiniererin Haruka Kasai – erlitten am Wochenende bei den ersten Wettkämpfen auf der umgebauten Normalschanze in Predazzo Kreuzbandrisse.
DSV-Sportdirektor Horst Hüttel sparte nicht mit Kritik. Die Anlage in Italien sei "nicht gut gelungen", sagte der 57-Jährige dem Nachrichtenportal "t-online". Hüttel wurde deutlich: "Es gilt aus meiner Sicht, die Schanzenbau-Richtlinien zu hinterfragen."
Er forderte alle beteiligten Stelle, allen voran die FIS, die gesamte Angelegenheit "intensiv zu beleuchten" und fügte hinzu: "Das ist enorm tragisch für die Athletinnen und den Skisprungsport."
Eine sofortige Lösung sei schwierig, räumte Hüttel ein. "Es gibt die Möglichkeit, dass man den Schanzentisch um circa 0,5 Grad flacher gestaltet, was eventuell dazu führen könnte, dass sich die Flugbahn entschärft."
Zudem forderte er Anpassungen bei den Anzügen. Vorschläge seien unter anderem ein größeres Anzugvolumen oder eine geänderte Schrittlänge bei den Frauen.
Martin Schmitt stellt provokante Frage
Unterstützung erhält Hüttel bei seinen Forderungen von Ex-Weltmeister Martin Schmitt. Auch er sieht die Gestaltung der Schanze als Risiko: "Es gibt ein erhöhtes Risiko, weil ich einen höheren Landedruck habe, eine höhere Flugkurve auf beiden Schanzen."
Darüber hinaus erinnerte Schmitt an die generelle Anfälligkeit von Frauen für Kreuzbandverletzungen: "Dazu gibt es Studien, auch in anderen Sportarten." Der viermalige Weltmeister stellte zudem die Telemarklandung infrage: "Das ist eine sehr unnatürliche und ungünstige Haltung, um einen Landedruck abzufedern. Gepaart mit dem verwendeten Material wird man in eine Position gezwungen, die Kreuzbandverletzungen provoziert. Ich würde einfach mal ein bisschen provokant die Frage in den Raum werfen: Was wiegt höher? Tradition oder Gesundheit der Athleten?"
