Erstaunliche Geschichte am Rande der Schwäbischen Alb: In Ulm werden deutsche Biathlon-Talente geschürft. Was steckt hinter diesem Vorzeigeprojekt?
Wer an Biathlon denkt, denkt vermutlich vor allem an tiefstes Bayern und Schnee. Es geht aber auch anders.
In dem Jahr, als Julia Tannheimer geboren wurde, startete das ungewöhnliche Biathlon-Projekt des DAV Ulm in der Domstadt.
"Im Vergleich zu anderen Standorten sind die Möglichkeiten in Ulm begrenzt. Aber genau so haben wir gelernt, aus kleinen Mitteln viel zu machen", erklärte DSV-Talent und Ulmer Eigengewächs Tannheimer bei "chiemgau24.de". "In Ulm gibt es ein mega Trainer- und Betreuerteam. Dieses Engagement strahlt auf die jungen Sportler ab und sorgt für eine besondere Energie", sagte die Biathletin weiter.
Das Verrückte: In Ulm gibt es auch im Winter kaum Schnee. Der Ort an der Donau ist nicht gerade als Wintersport-Hochburg bekannt, macht sich aber seit Jahren einen Namen als Ausbildungsstelle für Biathleten.
Biathlon: Ulmer Talente sorgen für Schlagzeilen
Wie kam es dazu? "Die Ursprungsgeschichte geht auf die Familie um Werner Rösch zurück. Die wollten Biathlon nach Ulm holen und haben aus einem nutzlosen Gebäude einen Schießstand gemacht", erinnerte sich Timo Stocker, der Sportdirektor in Ulm.
Lob gibt es auch vom DLV-Sportdirektor Felix Bitterling. Er nennt Ulm ein "Vorzeigeprojekt. Sie finden immer Lösungen, in allen Bereichen".
Tannheimer ist das Gesicht des Erfolges: Die 20-Jährige gewann schon mehrere WM-Titel im Juniorenbereich. Sie gilt als großes DSV-Talent. Auch wenn sie inzwischen im Schwarzwald trainiert, hat sie ihre Heimat ins Herz geschlossen. "Ich bin sehr stolz, diesen Verein repräsentieren zu dürfen. Es freut mich dann auch unheimlich zu sehen, dass sie stolz auf mich sind" sagte sie.
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Aber auch die Ulmer Talente Charlotte Gallbronner und Melina Gaupp landeten jüngst bei den Deutschen Meisterschaften weit vorne.
Tannheimers jüngerer Bruder Lukas wurde 2025 sogar Jugendweltmeister im Sprint, Philipp Lipowitz räumte 2021 Gold im Einzel ab.
Biathlon in Ulm: Kein Schnee, kein Problem
Weil es im "PistenBully-Biathlonzentrum" in der Gemeinde Dornstadt bei Ulm also keinen Schnee gibt, laufen die Sportler das ganze Jahr über auf Skirollern. "Wir könnten klimaneutralen Schnee produzieren, dafür ist es in Ulm aber nicht kalt genug", erläuterte Stocker.
Die Ulmer zeigten beim Bau auch Improvisationstalent. Weil die Deutsche Bahn neben der Biathlonanlage die neue Strecke Ulm-Stuttgart baute, nutzen die Macher den Bauschutt als einen künstlichen Berganstieg für die Skiroller.
Bei all den Erfolgen im Spitzensport wollen sie in Ulm aber auch den Breitensport fördern.
"Der Zulauf ist von allen Seiten groß, Biathlon hat sich in Ulm etabliert. Ganz wichtig ist uns dabei auch der Breitensport. Nur auf Leistungssport zu setzen, funktioniert an unserem Standort nicht", sagte Stocker.
Sein Ziel: "irgendwann den Deutschen Schülercup oder den Deutschlandpokal auszurichten".

