Nach dem Debakel beim Formel-1-Rennen in Baku muss das bisher so souveräne und dominante McLaren-Team auf einmal wieder Max Verstappen auf dem WM-Radar haben. Eine F1-Legende sieht den britischen Rennstall für einen Kampf gegen Verstappen nicht wirklich gerüstet.
McLaren erlebte am Kaspischen Meer Schiffbruch. WM-Leader Oscar Piastri schied aus, Lando Norris holte als Siebter auch nur magere sechs Punkte.
Strahlender Sieger in Aserbaidschan war stattdessen Titelverteidiger Max Verstappen, der in der Fahrer-WM zwar immer noch 69 Punkte hinter Piastri rangiert -, der aber mit zwei Siegen in Serie und einem wiedererstarkten Red-Bull-Boliden Witterung aufgenommen hat.
Jacques Villeneuve sieht McLaren und speziell Piastri angesichts des sich aufbauenden Verstappen-Drucks in einer kritischen Situation. "Wenn man um die WM kämpft, steht man immer an der Kante. Man weiß, dass man sich nicht den kleinsten Fehltritt erlauben darf, denn der hinter dir rennt schneller und wird nicht stolpern", warnte der F1-Champion von 1997 bei "OLBG".
Je mehr man zurückschaue, um zu sehen, wo der Verfolger steht, "desto eher stolperst du, es ist also sehr schwer", beschrieb der Kanadier die McLaren-Lage. "Es ist, wie wenn man sich diese Filme anschaut, wo eine Person vor einer anderen davonrennt: immer gestresst, immer sich umschauend - und es ist der Hintere, der am Ende immer aufholt."
McLaren psychologisch im Nachteil?
Der Druck, der auf McLaren nun laste, sei "sehr, sehr hart", sagte Villeneuve. Verstappen sei "hinten dran, er sieht wo sie (die McLaren, Anm.d.Red.) sind, er weiß genau, wo er hin muss. Das ist einfach. Aber wenn man vorne ist, sieht man nicht, was hinter einem passiert. Man ist verlockt, nach hinten zu gucken, aber das kann man sich nicht leisten."
| # | Fahrer | Team | Punkte | |
|---|---|---|---|---|
| 1 |  | Lando Norris | McLaren | 357 |
| 2 |  | Oscar Piastri | McLaren | 356 |
| 3 |  | Max Verstappen | Red Bull Racing | 321 |
| 4 | | George Russell | Mercedes AMG F1 Team | 258 |
| 5 |  | Charles Leclerc | Ferrari | 210 |
Red Bull habe das Kräfteverhältnis bei den vergangenen Grands Prix gedreht, führte der 54-Jährige weiter aus. "Und sie performen stark unter Druck, sie sind großartige Kämpfer, während McLaren letztes Jahr gezeigt hat, dass sie das nicht sind. Sie wissen das intern, die Fahrer wissen das, deswegen spüren sie jetzt die Hitze", sieht Villeneuve das Team aus Woking psychologisch im Nachteil.
Villeneuve: Für Norris wird's jetzt schwer
Ein Unfall wie der von Piastri in Baku könne immer mal passieren, so der elfmalige GP-Sieger. Das Erstaunliche an McLarens desaströsem Wochenende sei aber gewesen, dass beide Fahrer und das Team nicht funktioniert hätten, "nicht nur ein Aspekt. Besonders Norris hat das ganze Wochenende nicht geglänzt", kritisierte Villeneuve den WM-Zweiten.
"Seine Fehler waren nicht so schwerwiegend, weil er nicht in die Mauer gefahren ist, aber er hätte sich mindestens als Zweiter qualifizieren sollen. Dann ist er etwas weit rausgekommen, hat es vermasselt und dann ein lahmes Rennen gefahren. Es war unglaublich", schoss Villeneuve gegen den Briten.
Sollte Verstappen weiter siegen und Boden gutmachen, müsse McLaren Piastri zur Nummer 1 machen, forderte der Kanadier. "Norris ist jetzt in einer wirklich schwierigen Lage."
