Während sich McLaren im Kaspischen Meer versenkt, surft Max Verstappen in der Formel 1 weiter auf einer Erfolgswelle, gewinnt nach Monza auch das Stadtrennen von Baku souverän. Kann der Weltmeister doch noch einmal in den Titelkampf eingreifen?
In ihrem sport.de-Debrief zum Aserbaidschan-GP erläutern F1-Experte Christian Danner und RTL-Daten-Analytiker Steffen Kosuch, warum hinter dem Red-Bull-Trend ein Fragezeichen steht. Außerdem nimmt das Duo die "erschreckend" schwachen McLaren unter die Lupe und geht der Frage nach, ob das Baku-Fiasko nur ein einmaliger Ausrutscher bleibt.
Max Verstappen machte in Baku genau da weiter, wo er in Monza aufgehört hatte - er fuhr die Konkurrenz in Grund und Boden. Den Grundstein für seinen Triumph legte er am Samstag. Bei dem Crash-Festival im Qualifying behielt der viermalige Weltmeister die Nerven und raste mit einer starken Leistung zur Pole Position.
Startplatz 1 setzte der Holländer gewohnt perfekt um - in seinen vierten Saisonsieg. Verstappen lief zu keinem Zeitpunkt Gefahr, das Rennen aus der Hand zu geben. Einzig eine gewagte Strategie (Start auf harten Reifen) hätte bei einem frühen Safety Car problematisch werden können - dies blieb aber aus.

Vom Aufwärtstrend bei Red Bull profitierte auch der vielgescholtene Yuki Tsunoda, der in Baku Sechster wurde und den lang erhofften Lichtblick zeigte. Der RB21 scheint "fahrbarer" geworden zu sein. Ob Red Bull wirklich einen generellen Performance-Sprung gemacht hat, oder dem Auto nur die jüngsten Strecken mit wenig Abtrieb besser lagen, wird sich erst in den kommenden Rennen herausstellen.
Trendwende bei Red Bull und McLaren? Abwarten!
Singapur wird ein ganz anderes Pflaster als Baku, beim Nacht-GP ist viel Downforce gefordert. Aber selbst wenn Red Bull seinen Trend aufrechterhält: Für einen echten WM-Kampf gegen die McLaren-Boliden dürfte es zu spät sein.
Besser als zuletzt präsentierte sich in Aserbaidschan Mercedes. George Russell fuhr trotz Krankheit ein kontrolliertes Rennen, das ihm Rang zwei bescherte. Ob von einer besseren Startposition als der fünften noch mehr drin gewesen wäre, ist angesichts der Verstappen-Dominanz aber fraglich.
Auch Russells angeschlagener Stallkollege Kimi Antonelli rehabilitierte sich in Baku nach schwächeren Leistungen. Im Zweikampf zeigte er selbst gegen Russell Zähne und wurde verdient Vierter.
Ein trauriges Bild gab mal wieder Ferrari ab. Schon das Qualifying verlief mit Charles Leclercs Unfall und Lewis Hamiltons Aus in Q2 enttäuschend. Am Sonntag ging ebenfalls wenig. Die Performance der Roten reichte einfach nicht aus, um sich hochzuarbeiten. Teaminterne Strategiefehler passen zum tristen Gesamtbild und untermauern die miese Stimmung.
Noch schlechter als die Scuderia präsentierte sich ausgerechnet der diesjährige F1-Primus McLaren. Für das bisher so dominierende Team aus Woking war das Baku-Wochenende ein einziger Reinfall. Schon das Qualifying wurde vermasselt, Oscar Piastri baute in Q3 einen Unfall, Lando Norris kam nach diversen Fehlern nicht über Startplatz sieben hinaus.
Das Erschreckende aus McLaren-Sicht: Am Sonntag ging es geradewegs so weiter. Piastri legte einen Frühstart hin und versenkte sein Auto schon in der ersten Runde in der Wand. Norris kam zwar ins Ziel, aber auch nur als Siebter, verbesserte sich auf der Strecke also nicht.
Rang sieben - eindeutig zu wenig für Norris und McLaren, auch wenn nicht nur der Brite Probleme hatte, andere zu überholen. Wie bei Red Bull bleibt abzuwarten, ob es bei McLaren eine Trendwende - in dem Fall nach unten - gibt oder ob das Tief in streckenspezifischen Performanceunterschieden begründet liegt.
Sainz-Erfolg mit Williams "sensationell, aber nicht unerwartet"
Wenn einige Topautos straucheln, haben die Verfolger und Mittelfeld-Teams immer Chancen - so auch in Baku. Perfekt nutzten dies die Racing Bulls. Liam Lawson sammelte als Fünfter Argumente für einen neuen Vertrag und Isack Hadjar holte als Zehnter auch noch einen Punkt. Der Franzose hätte mit einer fehlerfreien Fahrt sogar noch besser abschneiden können.
Sensationell, nach der Quali aber nicht ganz unerwartet, war der dritte Platz von Carlos Sainz im Williams. Von Platz zwei gestartet, profitierte der Spanier im Rennen davon, dass Lawson die Verfolger im ersten Renndrittel aufhielt. So schaffte es einzig Russell im Mercedes dank einer alternativen Overcut-Strategie noch an Sainz vorbei.