Borussia Mönchengladbach hat sich nach turbulenten Tagen beim Debüt seines Interimstrainers Eugen Polanski einen Achtungserfolg bei Bayer Leverkusen erkämpft.
Eugen Polanski umarmte glücklich jeden seiner Spieler, in der Kurve riefen die Fans seinen Namen. Der Interimscoach hat den Absturz von Borussia Mönchengladbach erst einmal gebremst - nicht zuletzt dank eines glücklichen Händchens. Denn der bisherige U23-Coach wechselte beim hitzigen 1:1 (0:0) beim Vizemeister Bayer Leverkusen den späten Ausgleich ein.
Joker Haris Tabakovic rettete den kriselnden Fohlen im ersten Spiel nach der Trennung von Gerardo Seoane in der Nachspielzeit mit dem ersten Saisontor (90.+2) einen Achtungserfolg - und einen Punkt, der Mut macht.
"Eugen hat alle Spieler mitgenommen und die richtigen Worte gefunden", meinte Kapitän Rocco Reitz bei "DAZN": "Wir haben endlich das erste Tor geschossen, den Punkt nehmen wir sehr gerne mit und sind happy."
Polanski, der mindestens auch am kommenden Spieltag gegen Eintracht Frankfurt noch auf der Bank sitzen wird, sammelte zumindest ein paar Argumente für ein dauerhaftes Engagement. Nach dem enttäuschenden Saisonstart mit nur einem Punkt aus drei Spielen und einem Torverhältnis von 0:5 präsentierte sich Gladbach stabiler, saisonübergreifend wartet das Team aber seit elf Spielen auf einen Sieg.
Bayers Torschütze Tillman hadert
Bayer verpasste trotz der Führung durch Malik Tillman (70.) den zweiten Erfolg unter seinem neuen Trainer Kasper Hjulmand. "Wir haben zu viele einfache Bälle verloren, gegen Ende das Spiel nicht mehr ganz kontrolliert, zu viele Chancen zugelassen", meinte Tillman.
Leidenschaft hatte Polanski als Basis ausgemacht. "Die Fans wollen sehen, dass sich eine Mannschaft zerreißt und so der Funke überspringt", sagte er. Eine Woche nach dem desaströsen Auftritt gegen Bremen (0:4) wartete Gladbach zunächst tief in der eigenen Hälfte ab - und überstand die Bayer-Drangphase zu Beginn, weil Torhüter Moritz Nicolas gegen Patrik Schick stark auf der Linie rettete (9.).
Gegen defensiv disziplinierte Gäste fiel Leverkusen wie schon vor drei Tagen in der Champions League beim FC Kopenhagen (2:2) nur wenig ein. Ohne den gesperrten Kapitän Robert Andrich wusste Bayer nichts mit dem eigenen Ballbesitz anzufangen. Die Gladbacher arbeiteten sich dagegen von Minute zu Minute mehr ins Spiel. Polanski, der einst als Spieler in 44 Bundesliga-Partien für den VfL auf dem Platz gestanden hatte, coachte aktiv.
Gladbach mit neuer Emotionalität
Sein Jubel über den vermeintlich ersten Saisontreffer der Borussia ebbte aber schnell ab, nach einem VAR-Eingriff war klar: Jens Castrop (23.) hatte im Abseits gestanden.
Die neue Emotionalität, die sich Gladbachs Bosse bei der Entscheidung für Polanski erhofft hatten, brachten die Profis jedenfalls auf das Feld - auch nach der Pause.
Die Borussen setzten Nadelstiche und kamen zu Chancen: Kevin Stöger (57.) sowie Shuto Machino (60.) verfehlten jedoch knapp. Leverkusen versuchte deutlich mehr in der Offensive und wurde belohnt: Nach einer Hereingabe von Ernest Poku schlug Schick ein Luftloch, der Ball kam zu Tillman, der überlegt zur Führung traf. Doch Gladbach schaffte noch den späten Ausgleich.