Der Hamburger SV gewinnt erstmals seit sieben Jahren und vier Monaten wieder ein Bundesligaspiel.
Merlin Polzin ruderte mit den Armen, schrie seine Spieler an und schickte sie mit durchaus rabiaten Schubsern in die Fankurve. Die Erleichterung beim Hamburger SV und seinem jungen Trainer war riesig, als nach 2688 Tagen endlich wieder ein Sieg in der Fußball-Bundesliga gelungen war.
"Wir haben endlich Tore gemacht, wir haben viele Chancen rausgespielt, im Moment sind wir einfach überglücklich", sagte Ersatz-Kapitän Miro Muheim nach dem 2:1 (1:0) im Kellerduell gegen den 1. FC Heidenheim bei "Sky": "Wir haben gekämpft für diese drei Punkte und sie verdient."
Luka Vuskovic erlöste die HSV-Fans mit dem ersten Tor nach der Bundesliga-Rückkehr (42.). Rayan Philippe erhöhte im zweiten Durchgang auf 2:0 (59.). Bundesliga-Debütant Adam Kölle verkürzte spät (90.+3) und ließ die Hamburger noch einmal zittern. Während die Norddeutschen mit nun vier Punkten erst einmal durchpusten können, bleibt Heidenheim als einziger Bundesligist punktlos - und Tabellenletzter.
"Wir haben für ein Auswärtsspiel unfassbar viele Chancen gehabt, wir haben mit einem Tor viel zu wenig daraus gemacht", ärgerte sich Trainer Frank Schmidt. Man habe nicht nur einen Punkt verschenkt: "Für mich sind's drei." Die Situation sei "momentan schwierig", gab der Coach zu und forderte: "Wir müssen unsere Tiefschlafphasen in der Defensive unbedingt abstellen."
HSV zunächst unter Druck
Vor 57.000 Zuschauern im ausverkauften Volksparkstadion lieferten sich beide Teams einen intensiven Fight mit etlichen Chancen. Vor allem Heidenheim dürfte den vielen vergebenen Gelegenheiten nachtrauern, ein ums andere Mal rettete HSV-Keeper Daniel Heuer Fernandes für seine nicht immer sattelfeste Defensive.
"Wenn man am vierten Spieltag ein Endspiel hat, wäre das neu", hatte HSV-Trainer Merlin Polzin vor der Partie gesagt und die kniffelige Tabellensituation nach dem schwachen Saisonstart beider Mannschaften relativiert: "Aber natürlich wollen wir mit aller Macht einen Sieg erreichen."
Diese Energie übertrug sich allerdings zunächst nicht auf den Rasen. Heidenheim diktierte in der Anfangsphase Spieltempo und -rhythmus - und kam zu guten Torchancen. Gleich dreimal war es Heuer Fernandes, der sein Team vor einem frühen Rückstand bewahrte. Erst hechtete der HSV-Keeper erfolgreich nach einem Kopfball von Luca Kerber, keine 60 Sekunden später parierte er gegen Jan Schöppner (12.). Und auch beim Flachschuss von Arijon Ibrahimovic tauchte Heuer Fernandes reaktionsschnell ab (18.).
In der Folge stabilisierten sich die Gastgeber und kamen ihrerseits zu ersten Gelegenheiten. Nachdem Fabio Vieira (21.) und Ransford Königsdörffer (27.) das Ziel noch verfehlten, erlöste Vuskovic die HSV-Fans. Nach einem Freistoß traf der 18-Jährige aus sieben Metern. Doch Heidenheim blieb gefährlich, Ibrahimovic und Mikkel Kaufmann ließen aber auch zwei weitere Hochkaräter vor der Pause aus.
Auch im zweiten Abschnitt blieb Heuer Fernandes im Fokus und verhinderte gegen Kaufmann und Ibrahimovic den möglichen Ausgleich. Erst der Philippe-Treffer nach punktgenauer Vorarbeit von Vieira gab den Gastgebern mehr Sicherheit.