Die Philadelphia Eagles sind mit zwei Siegen in die neue NFL-Saison gestartet und haben damit ihre Mission Titelverteidigung erfolgreich begonnen. Ein großer Name war dabei bislang aber noch kein Faktor: Wide Receiver A.J. Brown.
Es gibt viele Wege, Spiele in der National Football League zu gewinnen. Einer ist es, gute Defense zu spielen und aufs Run Game zu setzen. So haben es die Eagles in den ersten zwei Wochen bei den knappen Siegen über die Dallas Cowboys (24:20) und Kansas City Chiefs (20:17) gemacht.
Auffällig in diesen Spielen war jedoch auch, wie wenig durch die Luft ging. Und vor allem: Wie selten dabei Star-Receiver A.J. Brown in Aktion getreten ist. Brown, der sonst eigentlich die beste Anspielstation von Jalen Hurts war, sah in Woche 1 gegen die Cowboys nur ein einziges Target (1 REC, 8 YDS). Gegen die Chiefs wurde es etwas besser, denn dort waren es immerhin acht Pässe in seine Richtung, aus denen er fünf Receptions für 27 Yards machte.
Beides allerdings ist nicht berühmt. Doch woran lag das, und ist ein Ende dieses Trends in Sicht?
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NFL: Eines Superstars nicht würdig
Laut "Next Gen Stats" lief Brown 23 Routes in Woche 1 und 24 in Woche 2. Unterm Strich brachte er es bislang auf 0,58 Yards pro gelaufener Route, was ein äußerst überschaubarer Wert für einen NFL-Receiver generell ist; eines Superstars ist dies nicht würdig.
Verletzt ist er allem Anschein nach nicht, die Frage ist somit, was genau ihn gerade daran hindert, Targets zu sehen. Ein Faktor könnte sein, dass das Augenmerk der Defenses auf ihm liegt. Gegen ihn spielte man zuletzt häufiger Zone als gewöhnlich. Im Vorjahr noch zerstörte er vor allem Press Man Coverage (weniger als drei Yards Abstand zum Verteidiger) mit 3,6 Yards pro gelaufener Route. Gegen die Cowboys jedoch waren 19 seiner 23 Routes gegen Off Coverage (mehr als 5 Yards Abstand) und Brown steht normalerweise ohnehin eher für tiefere Pässe.
Jalen Hurts wiederum hat in diesem Jahr bislang hauptsächlich kurz geworfen. Das könnte ein Ansatz sein, um zu erklären, warum Brown so selten den Ball bekam. Sein einziges Target in Woche 1 war ein Pass, der 9,9 Air Yards flog und in diese Situation kam er gegen die tiefen Zones der Cowboys kaum. Gegen die Chiefs gab es eine gewisse Anpassung. Hier sah er im Schnitt eine Target-Tiefe von nur noch 7,4 Air Yards, also 1,5 Air Yards kürzer. Dass er dann nach dem Catch nichts mehr anrichtete, spricht nicht für ihn, ist aber auch nicht sein Spielstil.
Erschwerend kommt für Brown sicherlich dazu, dass der neue Offensive Coordinator Kevin Patullo generell noch keinen richtigen Zugang zum Passspiel gefunden zu haben scheint. Sicherlich ist ein Spiel gegen Kansas City nicht unbedingt die angemessene Benchmark, aber die Tatsache, dass Hurts gegen die Chiefs nur 1/4 Pässen angebracht hat, der mehr als zehn Air Yards flogen, ist schon bedenklich. Und der Pass, der ankam, war diese Verzweiflungs-Bogenlampe über 28 Yards zu DeVonta Smith. Sah zwar spektakulär aus, war aber so sicherlich nicht geplant.
Nur Brown nicht offen?
Da sowohl Brown als auch Smith normalerweise offen sind, dürfte auch schematisch noch einiges im Argen liegen. Gegen die Chiefs musste Hurts nämlich in 22,7 Prozent seiner Pässe in enge Passfenster werfen, gegen die Cowboys waren es nur 4,3 Prozent. Das kann auch am Gegner liegen, aber wenn man sieht, dass Hurts nur 20 Prozent seiner Dropbacks über Play Action begann, dürfte dies auch ein Faktor sein. Gegen Dallas waren es noch ein Drittel.
In beiden Spielen waren die Receiver bei Hurts' Targets jedoch im Schnitt mehr als 4,2 Yards vom Gegner entfernt. Brown hingegen war in beiden Spielen nur knapp zwei Yards vom Gegner entfernt und damit nicht wirklich häufig offen. Gegen Zone Coverage ist das aber auch nicht verwunderlich, wenn man sich einmal anschaut, was für Routes Brown so lief. Er lief allein sieben Slants und wurde fünfmal dabei angeworfen (4 REC, 26 YDS).
Wenn man kein YAC-Experte ist, wird man mit solchen mitteltiefen Routes nicht allzu viel Schaden anrichten.
Was muss nun also passieren, damit die Eagles ihre beste Waffe im Passspiel wieder besser ins Spiel einbeziehen? Der kommende Gegner könnte da genau zur rechten Zeit kommen. Die Eagles empfangen am Sonntag die Los Angeles Rams (ab 19 Uhr live bei RTL) und kommen mit einer dünn besetzten und nun auch noch geschwächten Secondary in die Stadt der brüderlichen Liebe. Cornerback Ahkello Witherspoon ist verletzt und wurde mit einem Schlüsselbeinbruch bereits auf IR gesetzt. Er zählt ohnehin nicht zu den hochklassigen Defensive Backs, war aber die beste Option, die die Rams hatten.

Rams-Secondary als Aufbaugegner für Brown?
Nun wird Backup Emmanuel Forbes die Kohlen aus dem Feuer holen müssen. Er und Cobie Durant werden die Corner-Positionen besetzen und es dann hauptsächlich mit Brown und Smith zu tun bekommen. Forbes hat im Vorjahr für die Rams 8,5 Yards pro Target (49 Targets) abgegeben. Um Brown in Schwung zu bringen, sollte man ihn womöglich gezielt auf Forbes' Seite postieren.
Forbes klebt zwar meist an seinem Gegner (durchschnittlich liegt seine Separation bei rund 2 Yards zum Receiver), doch verhindert er selten einen Catch oder Schaden im Anschluss. Allein in dieser Saison gab er in eingeschränkter Spielzeit eine Catch Rate von 83,3 Prozent ab, was 32 Prozent "over Expected" war laut "NGS". Überhaupt steht bei ihm in seiner Karriere an der Stelle schon immer ein positiver Wert, was im Kontext eher negativ ist.

Allerdings sei erwähnt, dass es keinen direkten Zusammenhang zwischen Browns schwachen Zahlen und einem bestimmten Gegenspieler gegeben hat. Gegen die Chiefs hatte er gegen keinen Defensive Back mehr als zwei Targets und nur gegen Safety Bryan Cook gelang ihm nicht wenigstens ein Catch (1 TGT).
Warum Brown bislang nicht zur Geltung kam, lässt sich also schwer mit einem bestimmten Faktor begründen. Es gibt mehrere Dinge, die da mit reinspielen. Das Play-Calling, das Play-Design, die Art und Weise, wie die Gegner die Eagles verteidigen und sicherlich auch ein wenig Formschwäche. Das spezielle Matchup mit den Rams lässt jedoch vermuten, dass bessere Zeiten auf Brown und die Eagles warten.