Auf die norwegischen Biathlon-Männer wartet eine ganz besonderes Saison. Nicht nur, weil mit den Olympischen Spielen ein alles überstrahlendes Highlight auf dem Programm steht, sondern weil das Team erstmals seit vielen Jahren auch ohne die beiden Bø-Brüder antreten muss. Sturla Holm Lægreid weiß, dass das problematisch sein wird.
Wenn sich das norwegische Biathlon-Team in den letzten Jahren auf etwas verlassen konnte, dann auf Johannes Thingnes Bø. Der frisch gebackene Biathlon-Rentner lieferte stets ab, wenn es drauf ankam. Sowohl in den Einzel-Rennen als auch den Staffeln war er der Trumpf, den (fast) niemand schlagen konnte.
Gesamtweltcup-Sieger Sturla Holm Lægreid glaubt, dass sich Bøs Fehlen vor allem in den Staffel-Rennen bemerkbar machen wird.
Norwegens Biathleten verlieren ihren "Joker"
"Wir haben es in diesem Jahr [bei der WM] geschafft, die Goldmedaille zu gewinnen. Aber das war natürlich mit den Bø-Brüdern. Mit ihnen hatten wir in den Staffeln immer einen Joker", sagte der Norweger im "Fondo-Italia"-Interview.
Der Gedanke im norwegischen Team sei immer gewesen: "Okay, wir führen gerade zwar nicht, aber warten wir, bis Johannes kommt und wir den Sieg dann holen", so Lægreid. Doch "diesen Joker können wir nicht mehr ziehen".
Gleichwohl habe Norwegen auch ohne den Dominator "eine sehr, sehr starke Mannschaft", befand die neue Nummer eins des Teams. "Und wenn wir liefern, können wir Gold holen. Aber es wird nicht einfach zu uns kommen, wir müssen dafür arbeiten", blickte er auf die Olympischen Spiele Anfang des kommenden Jahres voraus.
Bø hat es Norwegens Biathleten "leichter gemacht"
Laut Lægreid hat der Bø-Rücktritt nicht nur einen sportlichen Nebeneffekt. "Er stand immer in der ersten Reihe und hat den Fokus auf sich gezogen, an guten und schlechten Tagen. Das hat es den anderen leichter gemacht, etwas anonymer zu sein. Aber jetzt schauen alle auf mich und die anderen Jungs", sieht der 28-Jährige größeren Druck für sich und seine Mannschaftskollegen.
Bø sei auch in der vergangenen Saison "ganz sicher der beste Biathlet" gewesen. "Ihn zu verlieren, wird unseren Resultaten schaden. Es wird eine Herausforderung für uns, das zu kompensieren", sagte Lægreid.
