Nach dem Nackenschlag zum Auftakt der WM-Qualifikation steht Julian Nagelsmann aktuell mächtig in der Kritik. Auch Uli Hoeneß, langjähriger Präsident des FC Bayern, staunt über einige Entscheidungen des Bundestrainers. Für eine Trainerdiskussion sei es aber noch zu früh.
"Man kann nicht nach so einem Spiel den Stab über ihn brechen", stellte Uli Hoeneß am Sonntag im "Doppelpass" bei "Sport1" klar. Der desolate Auftritt beim 0:2 gegen die Slowakei ändere für ihn nichts an der Einschätzung, dass Julian Nagelsmann "natürlich nach wie vor der richtige Trainer" sei.
Gleichzeitig müsse auch der Ex-Bayern-Coach einsehen, dass viele Experimente am Donnerstag in Bratislava nicht aufgegangen seien.
"Ich bin ein bisschen altmodisch. Die heutigen Trainer verändern so viel. Der Nnamdi Collins soll auf einmal den Rechtsverteidiger geben. Da wird auch im Spiel munter durchgewechselt, etwa von der Vierer- auf die Dreierkette. Das verstehe ich überhaupt nicht", kritisierte Hoeneß die ständigen personellen Rochaden in der DFB-Elf.
Zum Auftakt der WM-Mission war Nagelsmann öffentlichkeitswirksam von seinem Plan mit Joshua Kimmich als Rechtsverteidiger abgerückt. Der Star des FC Bayern soll künftig wieder im Mittelfeldzentrum gesetzt sein.
Deutschland bereit für den WM-Titel? Hoeneß winkt ab
Einen logischen Nachfolger auf der defensiven Außenbahn gibt es nicht. Debütant Collins von Eintracht Frankfurt hatte gegen die Slowakei einen denkbar unglücklichen Auftritt. Schwerer als Einzelleistungen wog dort allerdings fehlender Einsatzwille.
Zwischen Transfer-Berichterstattung und neuen taktischen Ideen habe man in Deutschland den Blick für das Wesentliche verloren, holte Hoeneß zur Generalkritik aus. "Wir müssen wieder über die Basics sprechen", forderte der Bayern-Patron.
Trotz der jüngsten Pleite will man beim DFB an der Zielsetzung für die WM 2026 festhalten: In Kanada, Mexiko und den USA soll der fünfte Titel her.
Hoeneß hält es für vermessen, zum jetzigen Zeitpunkt von solchen Erfolgen zu träumen. "Ich finde es nicht besonders gut, schon jetzt vom Titel zu sprechen. Deutschland kann das schaffen, aber da muss wirklich alles passen. Und im Moment passt eben nicht alles", stellte der 73-Jährige klar.