Für die deutschen Basketballer beginnt die heiße Phase der Jagd nach der EM-Medaille. Bevor die ganz großen Gegner warten, müssen sie die Pflichtaufgabe gegen Portugal lösen.
Àlex Mumbrú lehnte entspannt an der Bande und plauderte mit dem Teamarzt, als Dennis Schröder und Franz Wagner die Bälle durch das Netz rauschen ließen. Beim ersten Training nach der Landung in Riga standen dem Basketball-Bundestrainer am Donnerstagabend die Strapazen seiner Erkrankung noch leicht ins Gesicht geschrieben, er scheint jedoch rechtzeitig zur Jagd nach EM-Gold fit zu werden.
Wenn die Deutschen am Samstag (ab 13:45 Uhr bei RTL) im Achtelfinale gegen Portugal in die K.o.-Runde starten, wird Mumbrú wieder auf der Bank dabei sein, ob direkt als hauptverantwortlicher Chefcoach ist noch offen. Am Freitag leitete der Spanier erstmals das Training, auch die Teammeetings übernimmt der 46-Jährige wieder.
"Das Training heute lief ganz gut. Und ich gehe davon aus, dass er das Spiel auch leitet", sagte Co-Trainer Alan Ibrahimagic, der Mumbrú bislang in allen EM-Spielen vertrat, nachdem jener in Tampere wegen eines akuten Abdomens sechs Tage im Krankenhaus gelegen hatte. "Man merkt, dass es ihm besser geht. Es ist auf jeden Fall eine große Hilfe, dass er wieder da ist", sagte Johannes Thiemann.

Während der Weltmeister den krassen Außenseiter Portugal wohl auch ohne den rekonvaleszenten Coach aus dem Weg räumen würde, mahnte Daniel Theis jedoch zu äußerster Vorsicht. "Die werden hochmotiviert sein in einem Achtelfinale gegen uns als Weltmeister", sagte der frühere NBA-Profi der ARD-Sportschau nach der Einheit in der lettischen Hauptstadt: "Vielleicht ist das für die ein Spiel des Lebens." Mit diesem Mindset war Deutschland schon in der Gruppenphase von Tampere bestens gefahren.
Ibrahimagic erwartet "einen sehr physischen Gegner"
Die fünf klaren Siege in der finnischen Sauna-Metropole sowie den Gruppensieg hatten Schröder und Co. bereits abgehakt, als sie in den Flieger nach Lettland gestiegen waren. "Sie wissen, dass all das, was bisher abgeliefert wurde, nichts zählt", sagte Ibrahimagic und fügte an: "In Riga steht ein neues und ziemlich brutales Turnier an."
Portugal kann dabei nur als Durchgangsstation gesehen werden, die großen Gegner warten erst später. Selbst im Viertelfinale, in dem die Deutschen auf Italien oder Slowenien um NBA-Superstar Luka Doncic treffen würden, wären sie klarer Favorit. So könnte es bis zum Halbfinale, dann könnte Gold-Anwärter Serbien blühen, bis zur ersten richtigen Prüfung dauern. So werden die Nationalspieler das aber kaum sehen, sie halten die Spannung hoch. "Jetzt ist 'Do or Die' von hier an", sagte Wagner.
Die Gefahr, dass gegen Portugal ein Ausrutscher passiert, ist gering. Zwar verfügen sie mit dem 2,13 Meter großen Neemias Queta, der bei den Boston Celtics von der Bank kommt, über NBA-Power auf der Center-Position, die Qualität der Deutschen kann der EM-Neuling jedoch nicht ansatzweise kontern. So erwarte Ibrahimagic "einen sehr physischen Gegner, der versuchen wird, das Spiel zu verlangsamen." Sein Team müsse bereit sein, "dagegenzuhalten und unser Spiel durchzusetzen." So wie es in Tampere zuvor immer gelungen war.




