Am Donnerstag vor dem Barcelona-Wochenende hat Yamaha endgültig bestätigt, dass Jack Miller auch in der Saison 2026 für das Pramac-Team fahren wird. Damit verliert Miguel Oliveira seinen MotoGP-Stammplatz. Das hatte sich schon länger abgezeichnet, aber nun steht es fest.
"Es war dennoch überraschend im Hinblick auf das große Ganze", sagt der Portugiese dazu. "Als ich mich 2024 entschieden habe, hierherzukommen, war dieses Projekt auf einen Eins-plus-Eins-Jahresvertrag ausgelegt, mit einer Leistungsklausel zur Saisonmitte im ersten Jahr."
"Die Idee war, zwei erfahrene Fahrer im Satellitenteam zu haben, um Feedback zu geben und den Übergang des Projekts zu unterstützen. Zwei Schlüsselmomente waren entscheidend: Der erste Moment war die Verletzung, nach der ich zu spät in die Saison hineinkam."
"Zu diesem Zeitpunkt war die Entscheidung über den zweiten Fahrer bei Pramac bereits gefallen", verweist Oliveira auf die Einigung mit Superbike-Star Toprak Razgatlioglu. "Dadurch fühlte es sich an, als wäre ich das schwächste Glied, weil ich von einer Verletzung zurückkam."
"Und jedes Rennen war so etwas wie ein: 'Beweis dich selbst. Zeig uns, was du wert bist.' Es ist in Ordnung, Druck zu haben, aber diese Art von Druck ist, nun ja ... ich will nicht sagen unfair. Es steht mir nicht zu, das zu beurteilen. Aber so war es eben."
"Und die Tatsache, dass die Entscheidung so lange auf sich warten ließ, hat die Anspannung vielleicht noch erhöht. Ich musste mich damit auseinandersetzen, während sich mir manchmal der Magen umdrehte, weil ich einfach nichts wusste."
"Die Entscheidung fiel spät - in Balaton, als schließlich der Rookie, den Yamaha wollte, abgesagt hat. Andernfalls hätte es ein anderes Line-up gegeben, als ihr es jetzt seht. Es ist eine dieser Entscheidungen, die man vielleicht nicht teilt oder nicht für die beste hält - aber es ist, wie es ist."
Als Diogo Moreira absagte ...
Denn Yamahas eigentlicher Wunschkandidat für den zweiten Platz neben Razgatlioglu war Diogo Moreira. Als dieser absagte und sich stattdessen für das Honda-Angebot im LCR-Team entschied, musste Yamaha-Direktor Paolo Pavesio kurzfristig handeln.
Miller beklagte sich zudem öffentlich darüber, dass man ihn so lange im Unklaren ließ. Schließlich wurde am Donnerstag im Balaton Park kurzfristig ein Meeting einberufen und ihm der freie Platz zugesagt. Damit war Oliveira endgültig raus.
"Ob etwas fair oder unfair ist, steht mir nicht zu, das zu beurteilen", äußert sich Oliveira diplomatisch. "Am Ende des Tages ist es ein Job, der auf Leidenschaft basiert. Es steckt sehr viel Leidenschaft darin."
"Es ist ein Ziel, ein Kindheitstraum: in die MotoGP zu kommen, so ein Motorrad zu fahren und dieses Privileg zu genießen. Das ist etwas sehr Großes. Aber gleichzeitig ist es ein Job. Und wie bei jedem Job hast du einen Chef, und der Chef entscheidet."
"Wie ich vorhin gesagt habe: Es war für mich überraschend, weil ich mit allen im Team gesprochen habe - mit der japanischen Gruppe -, um Feedback einzuholen, wie ich mich schlage. Sie schienen mein Feedback und meine Arbeitsweise sehr zu schätzen."
"Da beginnt man zu glauben, dass sich die Dinge zu deinen Gunsten entwickeln könnten. Aber am Ende gibt es eine Person, die entscheidet - und diese Person hat gesagt: 'Nein.' Und damit war es erledigt."
Zukunft des fünfmaligen MotoGP-Rennsiegers offen
Seit 2019 fuhr Oliveira in der MotoGP und hat mit KTM fünf Rennen gewonnen. Nach KTM und Aprilia war Yamaha seine dritte Marke. Wie die Zukunft des 30-Jährigen aussehen wird, ist zu diesem Zeitpunkt offen.
In Ungarn gab es erste Gespräche mit Aprilia, ob er dort neben Lorenzo Savadori zweiter Testfahrer werden könnte. Aber auch aus der Superbike-WM besteht Interesse. Das wäre einerseits BMW, aber auch Yamaha hat Oliveira angeboten, die Nachfolge von Jonathan Rea anzutreten.
"Wir sind im Gespräch", sagt er zur Yamaha-Option in der Superbike-WM. Aber seine Priorität wäre es, in der MotoGP zu bleiben: "Auf dem Papier sieht es so aus, als stünden mir verschiedene Türen offen. Im Moment habe ich noch keine Entscheidung getroffen."
"Ich bin wirklich offen, mir Vorschläge anzuhören. Vielleicht finde ich etwas Interessantes. Mein Herz ist stark mit diesem Paddock verbunden. Natürlich weiß ich, dass die einzige Möglichkeit hier vielleicht ein Testfahrer-Job sein könnte."
"Aber mit einem Hersteller verbunden zu sein und bei der Entwicklung eines Motorrads zu helfen, ist etwas sehr Reizvolles. Es ist etwas anderes - aber ich will auch unbedingt Rennen fahren." Welchen Weg Oliveira einschlagen wird, werden die kommenden Wochen zeigen.