So schnell kann's gehen. Nach den Traum-Jahren unter Xabi Alonso mit Meisterschaft, Pokalsieg und Vize-Titel herrschen bei Bayer Leverkusen auf einmal "Kölner Verhältnisse". Geht der Werksklub jetzt den Bach runter? Mitnichten, glaubt Reiner Calmund. Bei sport.de spricht die Bayer-Legende den Leverkusen-Bossen sein Vertrauen aus. Sorgen um Bayer hat er nicht.
Nur zwei Bundesliga-Spiele und ein Pokalspiel saß Erik ten Hag auf der Trainerbank bei Bayer Leverkusen - dann zogen die Bosse Fernando Carro und Simon Rolfes nach einem bitteren 3:3 bei Werder Bremen die Reißleine und feuerten den Holländer.
"Beispiellos", nannte ten Hag die schnellste Trainer-Entlassung der Bundesliga-Geschichte. Es habe nie ein Vertrauens-Verhältnis zwischen ihm und der Vereinsführung bestanden.
Zwischen den Zeilen eindeutig hatte zuvor Rolfes den Rauswurf begründet. Tenor: Ten Hag ist der falsche Mann, um den XXL-Umbruch unterm Bayer-Kreuz nach der Alonso-Ära zu wuppen.
Für Manager-Ikone Reiner Calmund haben Rolfes und Carro mit der Blitz-Trennung konsequent gehandelt. "Der Zeitpunkt ist natürlich überraschend", sagte Calmund bei sport.de.
"Aber ich habe großes Vertrauen in den Vorstandschef Fernando Carro und auch in Simon Rolfes. Wenn die so eine Entscheidung nach zwei Spielen bereits treffen, dann hat das auch zwingende Gründe. Die machen das ja nicht als Hobby. Zumal sie es ja waren, die Erik den Hag verpflichtet haben. Aber wenn sie merken: Es passt nicht, dann ist es besser zu sagen: Nicht rumeiern. Schluss. Aus. Wir trennen uns."
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Calmund: "Dann mache ich einen dreifachen Salto"
Carro und Rolfes seien offensichtlich zu dem Schluss gekommen, "das kriegen wir nicht in Gang, wir machen hier keine Experimente, wir trennen uns", so der 76-Jährige.
Ten Hag jetzt als falsche Wahl abzustempeln, sei zu einfach, sagte Calmund. "Er ist ein Trainer, der seine Meriten verdient hat. Im Nachhinein ist man immer schlauer. Was haben die ganzen Super-Schlauberger nicht alles erzählt, als vor drei Jahren Xabi Alonso verpflichtet wurde. Der hatte noch keine Profi-Mannschaft trainiert. Und was war am Ende? Deutscher Meister, Pokalsieger, Vizemeister."
Bei der Frage nach der Nachfolge hält sich Calmund zurück. "Aus meiner Sicht braucht es einen Trainer mit klarer Kommunikation. Ich hatte beim ersten Heimspiel gegen die TSG Hoffenheim das Gefühl, dass die Abläufe nicht passten. Aber am Ende wissen das Simon Rolfes und Fernando Carro besser als ich."
Sorgen um "sein" Bayer Leverkusen macht sich der langjährige Strippenzieher des Klubs nicht. "Ich war schon vor der Saison vernünftig. Ich habe gesagt, wenn Bayer Leverkusen sich auch nach dem Umschwung, auch nach den vielen Abgängen, nach dem Neubeginn einer Mannschaft mit vielen Talenten, aber auch jungen, noch unerfahrenen Spielern international qualifiziert, bin ich voll zufrieden", sagte er.
Sollte es am Ende gar mit der Qualifikation für die Champions League reichen, "würde ich einen dreifachen Salto machen", so Calmund über die Ambitionen Bayer Leverkusens.