Hinter dem FC Bayern liegt eine skurrile und teils wilde Transferperiode. Ihren Tiefpunkt fand sie am Deadline Day mit der überteuerten Leihe von Nicolas Jackson. Ein Kommentar.
"Ist Nick Woltemade 80 Millionen Euro wert", diese Frage stellte Sportvorstand Max Eberl am Rande der Klub-WM mehreren Medienvertretern.
Der FC Bayern beantworte die Frage - völlig zu Recht - mit "Nein", Newcastle United allerdings mit einem klaren "Ja, sogar noch mehr". Und so zog es den Nationalspieler für irre 90 Millionen Euro auf die Insel. Der geplatzte Deal sorgte an der Säbener Straße für Torschlusspanik, die in einer irren Transfer-Posse um Nicolas Jackson gipfelte. Ein Spieler, der zweifelsohne das Potential mitbringt, die Münchner in Breite und Spitze zu verstärken.
Doch die im Raum stehenden Konditionen kurbeln die Vermutung an, dass der FC Chelsea die Verzweiflung an der Säbener Straße finanziell bestens ausgenutzt hat. Rund 16,5 Millionen Euro zahlt der Bundesliga-Primus dem Vernehmen nach als Gebühr an die Blues - dafür, dass der senegalesische Nationalspieler in der kommenden Saison das Trikot des FC Bayern trägt.
Will man Jackson langfristig halten, werden angeblich weitere 65 Millionen Euro fällig. Macht nach Adam Riese über 80 Millionen Euro für einen Spieler, der bei Chelsea vor allem durch seine Inkonstanz auffiel - eine Summe, die der FC Bayern dann doch auch in den absoluten Wunschspieler hätte investieren können.
Auch Luis Diaz war (zu) teuer für den FC Bayern
Denn dieser war Woltemade bis zu seinem Wechsel in die Premier League. War man sich an der Säbener Straße möglicherweise zu sicher, den 23-Jährigen im kommenden Sommer vom VfB Stuttgart verpflichten zu können?
Die Vorgabe des Aufsichtsrates, in der Schlussphase des Transferfensters nur noch Leihen zu realisieren (und so womöglich wichtiges Geld für die Woltemade-Verpflichtung 2026 zu sparen), passt dazu wie die Faust aufs Auge.
Dass der FC Bayern noch Bedarf hat, war nicht nur Fans und Experten, sondern eben auch der Konkurrenz nach den Abgängen von Thomas Müller, Kingsley Coman, Leroy Sane, Paul Wanner und Mathys Tel klar.
Entsprechend hoch setzte der FC Liverpool bereits die Ablöse für Luis Díaz an, der für 70 Millionen Euro plus X nach München kam - ebenfalls ein Mondpreis, den der Rekordmeister aus Mangel an Alternativen aber für den 28-jährigen Kolumbianer zahlte.
Verkommt der FC Bayern zur Resterampe der Konkurrenz?
Über die Qualitäten der (zu) teuren Neuzugänge lässt sich nicht streiten, mit ihnen hat der FC Bayern zwei wichtige Puzzleteile für eine erfolgreiche Saison gefunden. Dennoch wird man das Gefühl nicht los, Jackson und Diaz sind nicht mehr als teure Notlösungen, die bei anderen Top-Klubs entbehrlich waren.
So läuft der Rekordmeister Gefahr, zur Resterampe der finanziell überlegenen internationalen Konkurrenz zu werden.
Dieses Problem bringt die völlig irre Entwicklung des Transfermarkts mit sich. Vor allem die reichen Klubs aus der Premier League werfen mit Geld immer mehr nur so um sich. Etwas, das der FC Bayern nicht mitmachen kann und will.
Statt horrende Summer für Spieler wie Jackson und Diaz zu blechen, müssten die Münchner deshalb eigentlich anfangen, kreativere Transfers zu tätigen.