Nur weil Joshua Kimmich und seine Kollegen vom FC Bayern so lange und intensiv meckerten, checkte der VAR (eigentlich unerlaubt) den Vorlauf zum vermeintlichen 1:4 von RB Leipzig. Der DFB begründete diese Ausnahme als "im Sinne des Fußballs", dabei schmeckt das Ganze eher nach Bayern-Bonus. Das Beispiel zeigt aber auch: Der VAR braucht eine Reform in Richtung Challenge, meint sport.de-Redakteur Chris Rohdenburg.
Der Videobeweis in der Fußball-Bundesliga bleibt ein Aufreger-Thema, das wurde bereits am 1. Spieltag der neuen Saison deutlich, als Schiedsrichter Florian Badstübner ein Tor von RB Leipzig beim späteren 0:6 der Roten Bullen gegen den FC Bayern nach lauten Protesten der Münchner und etlichen Minuten Unterbrechung durch Wechsel überraschend zurücknahm (die Highlights auf RTL+). Allerdings erst, als der VAR konsultiert und um Rat befragt wurde. Dabei hätte dieser gar nicht eingreifen dürfen.
Der DFB verteidigte das Vorgehen des VAR einen Tag später gegenüber ntv als "im Sinne des Fußballs". "Niemand hätte es verstanden, wenn dieses Tor gezählt hätte", hieß es weiter. Doch soll das jetzt die neue Richtschnur für Eingriffe sein?
Aus den letzten Jahren und Saison gibt es zahlreiche Beispiele und Aufreger, in denen der VAR nicht korrigierend eingriff, obwohl auch dort Entscheidungen nicht "im Sinne des Fußballs" getroffen wurden. Immer hieß es: Pech, dass dem VAR dort laut Protokoll keine Intervention erlaubt war! Warum also ging das plötzlich beim Eröffnungsspiel in der Allianz Arena? Das Ganze hat zumindest ein Geschmäckle.
Dabei war es im Grunde durchaus korrekt, das Tor zu kassieren: Vor dem Treffer von Leipzigs Antonio Nusa war Castello Lukeba einfach mit dem Ball losgedribbelt. Somit wäre es durchaus ein "Skandal"-Tor gewesen, wie Bayerns Joshua Kimmich es im Nachgang nannte. Doch damit hätte man nach aktueller VAR-Regelung eben leben müssen.
FC Bayern nutzt die Challenge
"Die Art der Ausführung eines Freistoßes im Vorfeld eines Tores zu überprüfen, gehört streng genommen nicht zu den Aufgaben des Schiedsrichters", wie auch der DFB zugab. Der FC Bayern bediente sich aber durch den lautstarken Protest, angeführt von Kimmich, einer Maßnahme, die viele bereits seit Längerem für die Bundesliga forderten: einer Challenge.
"Aufgrund der ungewöhnlich heftigen Proteste der Bayern sah sich der Schiedsrichter dennoch veranlasst, diesbezüglich beim VAR nachzufragen. Der VAR hat sich daraufhin im Sinne des Fußballs ausnahmsweise zu einem kurzen Hinweis auf die irreguläre Freistoßausführung entschlossen", hieß es weiter beim DFB.
Heißt: Die (inoffizielle) Challenge wirkte. Doch ist diese bislang genauso wenig erlaubt wie der erwähnte Eingriff des VAR. Heißt: Entweder sollte die Liga Nägel mit Köpfen machen und Trainern/Spielern eine bestimmte Anzahl an Challenges pro Halbzeit erlauben, um proaktiv um Aufklärung zu bitten - ein durchaus gutes System.
Oder aber man bleibt beim aktuellen Vorgehen und bei den Einschränkungen des VAR. Dann aber muss der Schiedsrichter entweder seinen Job machen und die falsche Freistoßausführung erkennen - oder aber der VAR muss danach schweigen!


























