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So lang sind Lindvik und Forfang gesperrt

Erstes Urteil im WM-Skandal gefällt!

Marius Lindvik wurde wie Teamkollege Johann André Forfang erneut gesperrt
Marius Lindvik wurde wie Teamkollege Johann André Forfang erneut gesperrt
Foto: © IMAGO/Terje Pedersen
23. August 2025, 17:48

Mehr als fünf Monate nach dem Manipulationsskandal bei der WM in Trondheim gibt es nun Gewissheit über den Ausgang der Ermittlungen: Der Ski-Weltverband FIS und seine Ethik-Kommission haben sich im Verfahren um die beiden involvierten Skispringer Johann André Forfang und Marius Lindvik auf einen Vergleich geeinigt. 

Fast ein halbes Jahr treibt der Manipulationsskandal um die Sprunganzüge des norwegischen Teams bei dessen Heim-WM in Trondheim die Skisprung-Szene um. Seit Samstagmorgen ist nun klar, wie die Untersuchung für die beiden beteiligten Athleten Johann André Forfang und Marius Lindvik endet: Wie der Ski-Weltverband FIS mitteilte, ist es zu einem Vergleich gekommen.

"Die FIS hat das FEC (FIS-Ethik-Komitee, Anm. d. Red.) gebeten, die Anklageschriften gegen Johann Forfang und Marius Lindvik anzunehmen. Die FIS hält eine Mindest-Sperre von drei Monaten für angemessen, wobei bereits verbüßte Zeiten der vorläufigen Sperre davon abgezogen werden sollen. Die FIS fordert die FEC außerdem auf, beide Athleten zur Zahlung eines angemessenen Beitrags zu den Kosten des Verfahrens, einschließlich der Untersuchung durch die IECO (unabhängige Ethik- and Compliance-Abteilung der FIS, Anm. d. Red.), in Höhe von jeweils 2.000 CHF zu verurteilen", heißt es in der Presseaussendung.

Unterzeichnet wurde der Vergleich bereits am Freitag, den 22. August, von der Anwältin der beiden Springer, Anne-Lise H. Rolland, dem FIS-Anwalt Dr. Stephan Netzle sowie den dem Vorsitzenden des dreiköpfigen Panels des FIS-Ethik-Komitee Michael Beloff.

Rolland veröffentlichte über norwegische Medien ihrerseits ein Statement, in dem beide Athleten anerkennen, dass sie beim Großschanzen-Einzel der WM in Trondheim mit nicht regelkonformen Anzügen gesprungen sind. Sie erkennen demnach auch an, dass sie "Fragen zu den an den Anzügen vorgenommenen Änderungen hätten stellen müssen und dass die Unterlassung dieser Fragen einen Regelverstoß darstellt".

Sie haben demnach gegen zwei Regeln der Internationalen Wettkampfordnung (IWO) der FIS verstoßen, und "übernahmen dafür auch die Verantwortung". Jedoch wurde beidseitig betont, dass "keine Kenntnis davon hatten, dass die Anzüge gegen die Vorschriften verstießen, und dass die FIS die Athleten auch nicht dafür angeklagt hat."

Forfang und Lindvik zum Weltcup-Start wieder dabei

Das Datum, ab dem die neu verhängte Sperre für Forfang und Lindvik läuft, ist der 23. August. Da die bereits verbüßten 18 Tage gemäß dem Vergleich gegengerechnet werden, beträgt die Dauer nun zwei Monate und zwölf Tage. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass beide Athleten für den Rest der Sommersaison gesperrt sind.

In Summe ist es zwar die schärfste verhängte Strafe in der Geschichte des Skispringens, die je in einem unmittelbaren Zusammenhang mit einem Wettkampf verhängt wurde, jedoch kommen beide Athleten glimpflich davon, da sie in der laufenden Saison keine Springen von großer Relevanz verpassen werden.

Sie können also zum Start der Weltcup-Saison am 21. November in Lillehammer wieder ins internationale Wettkampfgeschehen einsteigen. Bei Wettkämpfen innerhalb Norwegens, wie den Landesmeisterschaften am Sonntag, dürfen sie weiterhin teilnehmen.

Etwas überraschend kommt die erneut verhängte Sperre allerdings schon, da beide beim ersten Sommer-Grand-Prix in Courchevel bereits teilgenommen hatten. Lindvik hatte dort das erste Springen (mit nachweislich regelkonformem Material) sogar gewonnen.

Forfang bekundete gegenüber dem Rundfunk "NRK": "Es ist vielleicht die beste Lösung für eine ansonsten sehr unschöne Situation. Natürlich hätten wir einen anderen Weg einschlagen und versuchen können, vollständig freigesprochen zu werden. Aber die Vorschriften sehen nun einmal vor, dass man eine objektive Verantwortung für die eigene Ausrüstung hat, auch wenn die Routinen im Team nicht ganz damit im Einklang standen. Und dann müssen wir die geringste Strafe akzeptieren, die von der FIS vorgeschlagen wurde."

Noch kein Urteil gegen Trainer und Techniker

Offen ist nach aktuellem Stand noch, welche Konsequenzen die Ereignisse von Trondheim für den ehemaligen norwegischen Cheftrainer Magnus Brevig, sowie dessen Assistenten Thomas Lobben und Service-Techniker Adrian Livelten haben werden. Diese wurden vom norwegischen Verband zunächst suspendiert, im Mai entlassen und ebenfalls von der FIS angeklagt. 

Laut einem Bericht des Senders "TV2" hatte der FIS-Vorstand empfohlen, diese für 18 Monate zu sperren – das würde dann auch für den Fall gelten, sollten sie bei anderen Verbänden tätig werden. Zusätzlich wolle die FIS ihnen laut Medienbericht auch die entstandenen Rechtskosten auferlegen.

Begonnen hatte der WM-Skandal am letzten Wettkampftag, als auf anonym gefilmten und veröffentlichten Videos zu sehen war, wie Wettkampfanzüge auf unzulässige Art und Weise bearbeitet wurden. Es wurde eine nicht erlaubte Naht in das Innenleben des Anzugs eingenäht, die für mehr Stabilität beim Flieger in der Luft sorgen sollte.

Daraufhin wurden Forfangs und Lindviks Anzug von den FIS-Materialkontrolleuren inspiziert und konfisziert und beide Springer vom Großschanzen-Einzel disqualifiziert. In der Folge verhängte die FIS gegen beide Athleten und drei ihrer Teamkollegen Wettkampfsperren. Letztere drei wurden jedoch nach dem ersten Untersuchungsbericht am 11. August freigesprochen.

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