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Briten-Juwel erschüttert Schwergewicht

Moses Itauma - Risiko für Usyk, Chance für Kabayel?

Moses Itauma ist zurzeit die heißeste Aktie im Schwergewicht
Moses Itauma ist zurzeit die heißeste Aktie im Schwergewicht
Foto: © IMAGO/Zac Goodwin
19. August 2025, 07:15

Es tut sich was im Schwergewicht. Ein 20-Jähriger mischt die Szene auf, wandelt auf Mike Tysons Spuren. Saudi-Mogul Turki Al-Sheikh fordert schon ein klassisches Generationen-Duell. Und der König? Hat keine Eile. Oleksandr Usyk beantragt erstmal eine Ausnahegenehmigung. Für Deutschlands Schwergewichts-Star Agit Kabayel könnte indes ein Türchen aufgehen.

Der Begriff Shootingstar passt zu Moses Itauma wie die rechte Faust, mit der der Brite am Samstag seinen Landsmann Dillian Whyte in der Kingdom Arena von Riad niederstreckte.

Aus kurzer Distanz schlug der trockene "Kopfschuss" an der Schläfe des 37-jährigen Routiniers ein. Whytes Beine verweigerten der erschütterten Kommandozentrale im Hirn daraufhin den Befehl. Das Ende nach nicht einmal zwei Minuten.

Itaumas elfter K.o.-Sieg im 13. Kampf glich einem Kinderspiel. Der angekündigte erste Härtest in Person des gestandenen Whyte, einst WM-Herausforderer von Tyson Fury, blieb aus. Umso beeindruckender bestand Itauma den "Augentest".

Gewiss: Das abgewetzte Schlachtross Whyte war nur noch ein Schatten früherer Tage. Wie leichtfertig der erst 20-jährige Itauma seinen Gegner verdrosch, bringt dennoch viele Kenner zum Schwärmen.

"Ich sage jetzt mal was: In diesem Alter, bei der Anzahl an Kämpfen, die er gehabt hat, ist er das beste Talent, mit dem ich je zu tun hatte", jubilierte Promoter Frank Warren und schob eilig hinterher, dass er schließlich "mit einigen der besten britischen Boxer und anderen Weltmeistern von überall her zu tun gehabt habe."

Einen wie Itauma hat Usyk noch nicht geboxt

Nun gut, als Itaumas Strippenzieher ist Warren zum Anpreisen verpflichtet. Der 73-Jährige ist aber beileibe nicht der einzige, den das Faust-Juwel vom Hocker reißt. Dies- wie jenseits des Großen Teichs gibt es kaum einen Experten, der die Frage nach dem kommenden Superstar im Schwergewicht nicht mit "Moses Itauma" beantwortet.

Der in der Slowakei geborene Engländer mit nigerianischen Wurzeln bringt ein ziemlich einzigartiges Gesamtpaket in den Ring. Mit 1,94 Meter und einem Gewicht im Bereich von 106 bis 108 Kilo ist Itauma kein tapsiger Koloss, sondern flott auf den Beinen, besticht mit Balancegefühl und schnellen Kombinationen.

Außerdem versteht der Mann aus Kent etwas vom Fintieren, lockt seine Kontrahenten in Fallen, sieht Gegenangriffe voraus und reagiert dank seiner Beinarbeit sowie einem beweglichen Oberkörper entsprechend. Und dann ist Itauma auch noch Rechtsausleger.

Vielleicht fordert der saudische Box-Mogul Turki Al-Sheikh deswegen jetzt schon das Generationen-Duell zwischen Schwergewichts-König Oleksandr Usyk und dem unerfahrenen Itauma. Der Youngster hat Stärken, die die britischen Usyk-Opfer Tyson Fury, Anthony Joshua und Daniel Dubois nicht oder nur in geringerem Maße haben. 

Einen schnellen "Southpaw" mit Dampf in beiden Händen, agil durch den Ring gleitend -, solch einen Herausforderer hat Usyk, selbst Linkshänder, seit seiner Thronbesteigung im Schwergewicht in der Tat nicht vor den Fäusten gehabt.

Für Ex-Weltmeister Fury, 2024 zweimal von Usyk geschlagen, steht fest: Sollte der Kampf kommen, wird Itauma den Meister "demolieren".

Parker als WM-Zwischenstopp?

Itauma sind die Vorschusslorbeeren egal. Ein Marktschreier wie der "Gypsy King" ist er nicht - im Gegenteil. "Wenn ich total ehrlich bin, verdienen Joseph Parker und (Agit) Kabayel ihre Chance, aber ich würde die Chance auch liebend gern ergreifen", sagte Itauma auf einen möglichen Kampf gegen Usyk angesprochen. 

Eilig hat es die britische Box-Hoffnung nicht. "Ich bin erst 20 Jahre alt, ich habe vielleicht noch zehn, 15 Jahre Karriere", warf Itauma einen losen Blick in die Zukunft. Aus seinen Ambitionen macht der Engländer freilich keinen Hehl. Ein WM-Kampf scheint nur eine Frage der Zeit.

Mike Tysons Rekord als jüngster Schwergewichts-Champion der Geschichte ist für Itauma (wird Ende Dezember 21) zwar nicht mehr zu knacken. Platz zwei vor Box-Legende Floyd Patterson (21 Jahre/10 Monate) und dem "Größten" Muhammad Ali (22/8) ist aber drin.

"Aufgepasst, ich bin die Nummer 1 der WBO-Rangliste. Parker ist ..., vielleicht ist das ein guter Kampf", brachte Itauma den Neuseeländer als möglichen Zwischenstopp in seinem auf Weltmeister programmierten Navi ins Spiel.

Ein interessanter Gedankengang, denn Parker ist als WBO-Interims-Champion Pflichtherausforderer von Schwergewichts-König Usyk, der neben dem WBO-Titel auch die Gürtel von WBA, WBC und IBF hält.

Usyk beantragt Ausnahmegenehmigung bei der WBO

Die WBO hat Usyk erst am 24. Juli verpflichtet, den Titel als nächstes gegen Parker zu verteidigen, setzte den Kämpfern eine Frist von 30 Tagen. Bis dahin muss ein Deal stehen. Usyk drückt allerdings auf die Bremse.

Der Weltmeister sei verletzt und habe bei der WBO eine Ausnahmegenehmigung beantragt, um mehr Zeit für die Verhandlungen zu bekommen, ließ Frank Warren kürzlich bei "Sky Sports" wissen. 

Klar ist: Usyk kann sich seinen nächsten Herausforderer aussuchen, WBO hin oder her. Der 38-Jährige hat sich schon dreimal (einmal im Cruiser-, zweimal im Schwergewicht) zum "Undisputed Champion" der großen Verbände gekrönt. Fraglich, ob er sich auf der Zielgeraden seiner einzigartigen Karriere von Verbands-Statuten treiben lässt. Usyk hat angekündigt, noch einmal zu boxen und dann aufzuhören.

Pfeift der Schwergewichts-König auf die WBO, dürften ihm die Funktionäre den Gürtel abknöpfen und Parker inthronisieren. Itauma könnte dann schon Ende des Jahres seine WM-Chance gegen den Kiwi-Fighter bekommen. In Großbritannien ließe sich die historisch angehauchte Titel-Mission des Supertalents besser verkaufen als ein Duell zwischen Usyk und Parker. 

Für die Promoter und Saudi-Pate Al-Sheikh hätte Parker vs. Itauma seinen Reiz. Den Sieger könnten die Matchmaker 2026 wunderbar im nächsten Multimillionen-Blockbuster um die unumstrittene Schwergewichts-Weltmeisterschaft gegen Usyk ins Seilquadrat schicken. 

Usyk vs. Kabayel in Deutschland?

Die Frage ist, was der Champion bis dahin tut. In Deutschlands Boxstar Agit Kabayel hat Usyk auch beim WBC einen Interims-Champion als "Mandatory" auf dem Zettel. Der "Leberking" aus dem Ruhrpott sieht sich als "größte Herausforderung" des ungeschlagenen Herrschers, wie Kabayel im Interview mit RTL/ntv und sport.de betonte

Video: Exklusiv: Kabayel fordert Usyk heraus

Sollte Usyk seine WBO-Pflicht tatsächlich sausen lassen, könnte für Kabayel ein Türchen aufgehen. Ein WM-Kampf in Deutschland würde dem Ukrainer eine spezielle Bühne bieten. 

In Deutschland gebe es "die größte Konzentration an Ukrainern außerhalb der Ukraine", gab Kabayel-Manager Spencer Brown bei sport.de zu bedenken. Ein Duell zwischen Usyk und seinem Schützling würde in Deutschland Fußball-Stadien voll machen. 

Eine Hoffnung, die auch Kabayel hat. Peile Usyk wirklich ein letztes Hurra im Boxring an, "warum sollte er nicht vor seiner eigenen Fanbase abtreten wollen?", fragte der 32-Jährige. 

"Mit diesem Kampf können wir jedes Stadion ausverkaufen - sei es die Veltins-Arena auf Schalke oder die Merkur-Arena in Düsseldorf. Ich habe einen riesigen Support hier und in Deutschland leben viele Ukrainer."  

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