Lennart Karl spielt sich beim FC Bayern dieser Tage in den Vordergrund. Der 17-Jährige besticht auf dem Platz mit seiner Torgefährlichkeit. Am nötigen Selbstbewusstsein mangelt es dem Top-Talent ebenfalls nicht. TV-Experte Lothar Matthäus sieht den Fußball-Bundesligisten am Zug.
Eine saubere Ballannahme, ein kurzer Blick nach oben und ein satter Abschluss aus knapp 20 Metern in den rechten Winkel: Lennart Karl brachte den FC Bayern im Test gegen den Grasshopper Club Zürich (2:1) in der 21. Minute mit einem echten Traumtor in Führung.
Doch damit nicht genug: Nur fünf Minuten später bediente der 17-Jährige seinen Offensivkollegen Jonah Kusi-Asare mustergültig. Der 18 Jahre alte Mittelstürmer hämmerte das runde Leder aus kurzer Distanz unter die Latte.
Karl kann's, lautete die Erkenntnis aus der Pflichtspiel-Generalprobe des FC Bayern.
Starke Tor-Quote im Nachwuchs des FC Bayern
Der am 22. Februar 2008 geborene Karl machte seine ersten fußballerischen Schritte bei Eintracht Frankfurt und Viktoria Aschaffenburg. Im Sommer 2022 wechselte der offensive Mittelfeldspieler schließlich in die Nachwuchsabteilung des FC Bayern.
In der U17-Mannschaft sorgte Karl gleich für Aufsehen. 27 Tore in 18 Einsätzen sprechen eine eindeutige Sprache. In der vergangenen Saison durfte der Linksfuß ebenfalls in neun Spielen für die U19 ran. Hierbei steuerte der dribbelstarke Karl sieben Treffer bei. Mit seinem Doppelpack im Viertelfinale um die deutsche Meisterschaft gegen Borussia Dortmund (4:2) setzte das Top-Talent ein Statement. Beim darauffolgenden Halbfinal-Aus gegen Bayer Leverkusen (3:4 n.V.) gelang ihm dafür kein Scorerpunkt.
Gleiches gilt für die U17-Europameisterschaft in diesem Sommer. Karl gehörte beim Vorrunden-Aus zwar zum Stammpersonal von Cheftrainer Marc-Patrick Meister, blieb jedoch ohne Fortune.
Lennart Karl will sich beim FC Bayern festbeißen
Kurz darauf ging es für den Youngster mit dem FC Bayern zur Klub-Weltmeisterschaft in die USA. Beim 10:0-Kantersieg zum Auftakt gegen Auckland City feierte Karl mit seiner Einwechslung zur zweiten Hälfte sein Pflichtspieldebüt für die Profis.
Der Tempodribbler darf sich seitdem im Star-Ensemble von Cheftrainer Vincent Kompany beweisen. Bereits beim 4:0 im Testspiel gegen Tottenham Hotspur traf er mit einem sehenswerten Schlenzer. Im Duell mit dem Grasshopper Club Zürich ließ Karl den nächsten Geniestreich folgen.
"Ich will auf jeden Fall als Jugendspieler vorangehen, meine Stärken zeigen, um auch bei Bundesligaspielen oder größeren Spielen aufzuspielen. Bei den Freundschaftsspielen hat es schon ganz gut geklappt, aber ich will jetzt zum Beispiel auch gegen Stuttgart im Supercup oder in der Bundesliga Spielzeit bekommen. Ich arbeite sehr hart daran", stellte Karl am Dienstagabend klar.
"Ich fühle mich einfach wohl in der Mannschaft. Die Jungs nehmen mich perfekt auf. Ich kann meine Stärken zeigen", betonte der Rechtsaußen. "Natürlich ist die Intensität sehr hoch, aber ich kann auf jeden Fall mithalten", ergänzte der Münchner Hoffnungsträger gegenüber "Bayern.tv".
Lothar Matthäus nennt Barca als Beispiel für den FC Bayern
Die große Frage lautet vor dem Pflichtspielauftakt des FC Bayern im Supercup beim VfB Stuttgart (Samstag, 20:30 Uhr im sport.de-Liveticker): Bekommt Karl auch dauerhaft eine echte Chance unter Kompany?
"Mit Vertrauen des Trainers entwickeln Spieler Leichtigkeit, weniger Druck und nutzen weitere Chancen. So kommen sie in einen Lauf, wo man sagt: Der hat Geschwindigkeit, Technik und einen guten Torabschluss! Karl hat das gezeigt: Reingekommen und sofort ein Tor gemacht. Junge Spieler verdienen generell in der Bundesliga mehr Vertrauen, als es in den letzten Jahren der Fall war", ordnete Lothar Matthäus im exklusiven Gespräch mit RTL/ntv und sport.de ein.
Der Weltmeister von 1990 monierte: "Beim FC Bayern gibt es seit Jahren junge Spieler, doch sie werden nicht eingesetzt."
Der FC Barcelona zeige "mehr Mut, weshalb dort Spieler wie (Lionel, Anm. d. Red.) Messi schon mit 16 oder 17 Jahren die Chance bekommen. Auch in der Bundesliga sollten junge Spieler die Möglichkeit und das Vertrauen bekommen, vor allem in wichtigen Spielen. Mehrere Einsätze hintereinander sind wichtig, da Nervosität im ersten Spiel normal ist", zog Matthäus einen Vergleich heran.
Lennart Karl auf den Spuren von Jamal Musiala
Der FC Bayern ist von Karls Qualitäten überzeugt. Vergangene Woche bestätigten die Münchner die Vertragsverlängerung mit dem torgefährlichen Mittelfeldmann.
Karl befinde "sich auf einem richtig guten Weg", lobte Sportdirektor Christoph Freund nach der überzeugenden Saisonvorbereitung des Top-Talents.
Karl trägt beim FC Bayern übrigens die Trikotnummer 42. Jene Trikotnummer, mit der ein gewisser Jamal Musiala beim deutschen Rekordmeister seinen großen Durchbruch feierte. Musiala hat inzwischen die prestigeträchtige 10 von Leroy Sané geerbt. An einem passenden Vorbild mangelt es Karl an der Säbener Straße also nicht.