Ottmar Hitzfeld schrieb als Cheftrainer von Borussia Dortmund (1991 bis 1997) und dem FC Bayern (1998 bis 2004 und 2007 bis 2008) deutsche Fußballgeschichte, gewann unter anderem mit beiden Klubs einmal die Champions League. 2004 hätte er dann beinahe den prestigeträchtigsten Posten im deutschen Fußball übernommen: den des Bundestrainers. Doch was damals niemand wusste: Mentale Probleme und Erschöpfung verhinderten den Schritt an die Spitze der Nationalelf.
In Auszügen aus dem Buch "Mensch Fußballstar" des Schweizer Journalisten Andreas Böni, veröffentlicht von der "Bild", spricht der heute 76-Jährige so offen wie nie über seine gesundheitlichen Probleme, die ihn in den 1990er- und 2000er-Jahren immer wieder begleiteten.
"Drei Tage lang liege ich fast nur im Bett und grüble. Es ist brutal. Das Angebot ist verlockend, aber ich habe keine Kraft. Am liebsten hätte ich die Decke über den Kopf gezogen und weitergeschlafen", schrieb Ottmar Hitzfeld in dem Enthüllungsbuch, welches in der nächsten Woche auf den Markt kommen wird.
Er habe unter Rückenschmerzen, Schlafproblemen und dem "Gefühl völliger Leere" gelitten, so der Erfolgscoach weiter, der für sich in dieser Zeit erkannte: "Ich kann nicht mehr."
Hitzfeld "wollte nie mehr Trainer sein"
Das Angebot des Deutschen Fußball-Bundes, den Posten des Bundestrainers beziehungsweise Teamchefs als Nachfolger von Rudi Völler zu übernehmen, lehnt er schließlich ab. Hitzfeld entscheidet sich im Sommer 2004 bewusst gegen eine schnelle Rückkehr auf die Trainerbank.
"Ich wollte nie mehr Trainer sein", meinte Hitzfeld er rückblickend. Stattdessen zog er sich für anderthalb Jahre nach Engelberg in die Schweizer Berge zurück. Eine bewusste Auszeit, fern vom Druck des Profifußballs.
Der siebenmalige deutsche Meister berichtete von einem Schlüsselerlebnis, welches ihm in der Rückbetrachtung die Augen geöffnet habe: Im Auto überfällt ihn plötzlich Platzangst. Atemnot, Engegefühl – erst das Herunterkurbeln der Scheiben lindert die Panik. "Da realisiere ich: Ich brauche Hilfe. Ich brauche einen Psychiater", heißt es in dem Auszug des Buchs "Mensch Fußballstar". Erst Antidepressiva verschafften Hitzfeld schließlich Ruhe, anschließend beginnt er, auf die Warnsignale seines Körpers zu hören.
In den Jahren 2008 bis 2014 ist er noch einmal erfolgreich als Trainer der Schweizer Nationalmannschaft tätig.