Mehr als zwölf Jahre war Christian Streich Cheftrainer des SC Freiburg. Mit seiner emotionalen und ehrlichen Art avancierte der Coach schnell zu einer Kultfigur der Bundesliga. Nach seinem Rücktritt fiel er aber in ein mentales Loch, wie er jetzt zugab.
Christian Streich war aus der Bundesliga gar nicht mehr wegzudenken - eine gesamte Generation kannte quasi nur Streich als Freiburg-Trainer. Zum Ende der Saison 2023/24 trat Streich dann zurück, um sich selbst zu schonen. Doch die Ruhe hatte auch negative Auswirkungen.
"Ich habe mich manchmal isoliert oder leer gefühlt", gab Streich gegenüber der "Badischen Zeitung" zu: "Ich habe all die Jahre von Montag bis Sonntag immer gewusst, wo ich hingehöre. Jetzt war alles anders."
Doch der Bundesliga-Alltag setzte dem heute 60-Jährigen immer mehr zu: "In den letzten Monaten hatte ich gemerkt, dass die Energie weniger wurde." Der Rücktritt hatte zunächst positive Folgen: "Der große innere Druck ist weniger geworden", hielt Streich fest.
Doch nach dem ersten Urlaub sei es dann "mit dem Einzug des Alltags mental zunehmend schwieriger" geworden. "Meine gewohnten Arbeitsabläufe gab es nicht mehr", bemerkte der Trainer, der in fast 500 Pflichtspielen an der Seitenlinie des SC Freiburg stand.
SC Freiburg: Streich musste sich aus mentalem Loch herauskämpfen
Doch Christian Streich wäre nicht Christian Streich, wenn er sich nicht aus diesen mentalen Gewöhnungsproblemen herausgekämpft hätte: "Gemeinsam haben wir daran gearbeitet, die neuen Möglichkeiten und Freiheiten zu erkennen und umzusetzen", dankte er seiner Familie und seinen Freunden.
Zu den neuen Freiheiten könnten natürlich auch Stadionbesuche bei seinem alten Verein zählen. Davon nimmt Streich aber Abstand - um seinen Nachfolger Julian Schuster nicht unter Druck zu setzen.
"Ich wollte nicht auf der Tribüne sitzen und gefilmt werden oder zu den Spielverläufen befragt werden", sagte Streich. Die Spiele verfolgt er lieber zu Hause vor dem Fernseher, allerdings "ohne Ton. So war es für mich gut."
Ob die Fußball-Fans nochmal ein Streich-Comeback an der Seitenlinie erleben, ist ungewiss. "Ich weiß es nicht. Momentan beschäftigen mich Dinge, die für mich neu sind und mir Spaß machen. Ich selbst bin gespannt, wo mich die Reise hinführt", schloss der sympathische Badener.