Der Disput zwischen den Dallas Cowboys und Micah Parsons spitzt sich zu. Nun hat der Superstar öffentlich einen Trade gefordert und scheinbar mit dem NFL-Team abgeschlossen, worauf Teameigner Jerry Jones nur müde lächelt. Wie geht es nun weiter? Ein Kommentar.
In der NFL gibt es einfach ein paar Grundlagen, die für alle gleich sind. Unter anderem die Tatsache, dass Rookie-Verträge standardmäßig vier Jahre gehen und Erstrundenpicks noch eine eingebaute Option für ein fünftes Vertragsjahr haben.
Diese hat den Zweck, über seine potenziell besten Draftpicks noch ein Jahr länger Kontrolle zu haben, ehe die unweigerliche Free Agency wartet. Und während viele andere Teams hier mittlerweile schlau vorgehen und die Eigengewächse, die es in der Liga geschafft haben und die vielleicht sogar zu Stars herangereift sind, frühzeitig mit neuen Verträgen ausstatten, vertritt man in Dallas eine andere Philosophie.
Hier ist es mittlerweile Tradition, bis auf den letzten Drücker zu warten, ehe man einen eigenen Star langfristig bindet. Das führt vor allem dazu, dass es stets teurer als nötig wird, den Spieler zu halten.
Dak Prescott ging nun schon zweimal ins letzte Vertragsjahr - dreimal, wenn man die Saison 2020 mitzählt, als er letztlich unter dem Franchise Tag spielte. CeeDee Lamb war im Vorjahr drauf und dran, ins letzte Vertragsjahr zu gehen und nun hat es Micah Parsons erwischt, bei dem es ebenfalls so gekommen ist.
NFL: Der Markt für Premiumpositionen explodiert
In allen Fällen war es eigentlich allen klar, dass eine frühzeitige Verlängerung absolut sinnvoll gewesen wäre, da der Markt auf Quarterback oder Wide Receiver gerade explodiert. Und gleiches gilt nun auch für die Edge Rusher.
Das Resultat war, dass Dak Prescott nun zweimal Verträge erhielt, die ihn zum Topverdiener machten - einmal mit im Schnitt 40 Millionen Dollar pro Jahr, nun sogar mit 60 Millionen Dollar pro Jahr, was bis heute keiner sonst übertroffen hat. Lamb landete zwar nicht ganz an der Spitze seiner Position, aber immerhin in der Nähe davon mit durchschnittlich 34 Millionen Dollar.
In allen Fällen hätten es die Cowboys günstiger haben können, wenn sie nicht erstmal der versammelten Konkurrenz den Vortritt gelassen hätten, was Vertragsverlängerungen betrifft.
Bei Parsons wird es wohl ähnlich laufen, nachdem man so lange gewartet hat, bis allen voran Maxx Crosby (35,5 Mio. im Schnitt), Myles Garrett (40 Mio.) und nun auch noch T.J. Watt (41 Mio.) neue Verträge bekommen haben. Die allgemeine Erwartung ist, dass Parsons sie alle überbieten wird, eben weil er vielleicht der beste Edge Rusher der Liga, noch dazu sehr jung (26) und vor allem der Nächste an der Reihe ist.
Parsons ist angepisst
Bei Parsons kommt nun jedoch noch ein weiterer Faktor hinzu: er ist angepisst! Sicherlich hat er sich das Myles-Garrett-Playbook zum Erzwingen einer Vertragsverlängerung zu Herzen genommen, als er seinen offenen Brief verfasste, in dem er essenziell mit dem Team Schluss gemacht hat - "ich will nicht mehr für die Dallas Cowboys spielen ...".
Doch wer weiß, ob das seine ehrliche Meinung oder nur ein Druckmittel ist. Jerry Jones jedenfalls, dem man in dieser Sache die Hauptschuld für das ganze Theater geben muss, hat diese Botschaft meiner Ansicht nach zu Recht als Verhandlungstaktik abgetan. Und letztlich wird vermutlich genau das passieren, was immer passiert in so einem Fall: die Cowboys werden zu Kreuze kriechen, klein beigeben und dem Spieler genau das zahlen, was er will.
Parsons wird den Vertrag von Watt unterm Strich in Sachen Durchschnittsgehalt und Garantien (108 Mio. Dollar) überbieten und der bestbezahlte Non-Quarterback der Liga werden.
Die Frage, die jedoch bleibt, lautet: war es das wert? War es wirklich nötig, sich wiederholt über Parsons lustig zu machen? In dem Zuge wurde auch noch Dak Prescott mit vor den Bus geworfen, weil es wagte, sich zu verletzen?! Jones versuchte im März - nach Aussage von Parsons und diversen Medienberichten, die das gleiche erwähnten -, einen Deal mit Parsons direkt zu verhandeln, ohne dass es Parsons überhaupt bewusst war, dass dies die Intention eines eigentlich lockeren Gesprächs war.
Anschließend schaltete Parsons seinen Agenten ein, was jeder vernünftige Profisportler machen sollte, speziell, wenn es um einen Vertrag im neunstelligen Bereich geht. Danach herrschte bis heute Funkstille und man darf sich schon fragen, was genau Jones und Co. damit bezwecken wollten.
Wollte man dem Spieler mögliche ungünstige Vertragsdetails unterjubeln? Bestenfalls ist so eine Verhandlungstaktik unseriös und unprofessionell.
Der Punkt dürfte letztlich einfach sein, dass Jerry Jones es liebt, wenn man über ihn redet. Das hat er unzweifelhaft auch in dieser Offseason wieder eindrucksvoll erreicht. Doch als Spieler wird man sich schon Gedanken machen, ob man für so einen Mann künftig noch spielen will.
Man bekommt zwar gerade als Star letztlich den Vertrag, den man will, muss aber damit leben, dass der eigene Name zuvor mitunter durch den Dreck gezogen wird. Denn für Jones gilt Aufmerksamkeit als höchstes Gut und es gilt immer das alte Motto: "There's no such thing as bad publicity."



































