Formel-1-Rekordweltmeister Lewis Hamilton parkte seinen Ferrari am Sonntag auf seiner Paradestrecke in Budapest auf dem enttäuschenden zwölften Platz. Hinterher zeigte sich der Brite völlig geknickt. Einen Rücktritt während der laufenden Saison erwartet RTL-Reporter und sport.de-Kolumnist Felix Görner aber nicht.
Ein Missverständnis in Rot oder ein 40-Millionen-Dollar-Irrtum - das ist Lewis Hamilton bei Ferrari.
Er ist jetzt an der Stunde null, am Tiefpunkt seiner Zeit bei den Italienern angekommen. Zum zweiten Mal hintereinander im Qualifying nicht in Q3 angekommen, gurkt er mit einem Auto, das sein Teamkollege auf die Pole Position stellen kann, auf Platz zwölf herum. Das sind Nackenschläge, die Lewis Hamilton zuvor in seiner gesamten Formel-1-Karriere so nie erlitten hat.
Dass er selbst dem Team nun empfiehlt, den Fahrer zu tauschen und meint, er sei absolut nutzlos - das sind Momente im Leben von Hamilton, die man kennt, die nun im Alter von 40 Jahren aber eine sehr viel größere Relevanz haben, weil sie auf einen Rücktritt hindeuten. Während der Saison schließe ich das aus, das wird nicht passieren.
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Nach der Saison, wenn die nächsten zehn Rennen so verlaufen wie die letzten, dann wird der Abschied von Lewis Hamilton aus der Formel 1 sehr, sehr wahrscheinlich. Aus dieser Psycho-Krise in Rot wird er nicht mehr herauskommen. Er sieht, dass sein Teamkollege sein Auto mit demselben Material nach ganz vorne stellen kann. Und da stellt er sich die Frage des Könnens. Die muss er aktuell mit Nein beantworten.
Alarmzeichen von Hamilton - Ferrari macht zu viele Fehler
Das sind sehr schwere Stunden für Lewis Hamilton und die Millionen Formel-1-Fans auf der ganzen Welt, die ihn unterstützen. Er kommt mit diesem Auto aber nicht zurecht, hat sehr viel Zeit in den letzten Wochen in das 26er-Auto investiert. Er weiß genau: Wenn er jetzt nicht die entscheidenden Weichen stellt für seinen Ferrari, ist es vorbei. Er sagt es selbst: Die Zeit läuft ihm weg.
Deswegen sind die Worte von Ungarn gewichtig, die haben Relevanz und klingen lange nach. Lewis Hamilton ist eben so, dass er sich in dem Moment, in dem es nicht mehr läuft, ganz stark hinterfragt. Das ist ein Alarmzeichen.
Insgesamt ist Ferrari - obwohl sie Zweiter sind in der Konstrukteurswertung - in diesem Jahr die große Enttäuschung, weil sie fahrerisch von der Aufstellung her eigentlich eine Top-Besetzung haben. Aber das Team macht viel zu viele Fehler, ist so wellig wie die schönsten Wellen des Mittelmeers. Das passt nicht, das reicht auch nicht.
Das Cavallino Rampante trottet nur hinterher
Ein weiterer Faktor kommt hinzu: Charles Leclerc drückt seinen Frust mittlerweile auch öffentlich aus, so wie gestern übers Team-Radio. Das hinterlässt natürlich auch bei so einem sensiblen Rennstall wie Ferrari, mit dieser nationalen Marke, mit diesem Mythos, Risse. Hinzu kommt, dass die Ungeduld in Italien groß ist. Die jüngeren sport.de-Leserinnen und -Leser wissen das womöglich nicht mehr: Der letzte Fahrertitel ist jetzt fast 20 Jahre her. Man muss dann schon in die Archive schauen. Die letzte Konstrukteurs-Weltmeisterschaft ist aus dem Jahr 2008 - auch das ist schon im Sinne der Formel 1 eine Zeit, die man kaum noch überblicken kann.

Ferrari trottet und zottelt als Cavallino Rampante hinter der Musik hinterher, und zwar nicht im Galopp, sondern in einem lahmenden Schritt. Dazu passt auch die Leistung von Lewis Hamilton.
Der wird zwar nicht zurücktreten während der Saison, aber es bedarf einer deutlichen Leistungssteigerung. Er muss auf die Augenhöhe von Leclerc kommen, sonst wird dieses Kino im Kopf - dieser Horrorfilm - weitergehen.