Auch auf der Königsetappe der 112. Tour de France am Donnerstag konnte Jonas Vingegaard im Kampf um das Gelbe Trikot gegen Tadej Pogacar keine Zeit gutmachen - im Gegenteil. Der ehemalige Sieger der Frankreich-Rundfahrt, Bjarne Riis, hätte sich gewünscht, dass der Däne schon deutlich früher ins Risiko gegangen wäre.
"Hätte Visma mit Matteo Jorgenson von Anfang an hart gepusht und früher angegriffen, hätte Jonas mehrere Minuten verlieren können. Aber das ist das Risiko. Das hätte ich lieber gesehen", erklärte Riis in seiner Kolumne für "BT". Vingegaard hatte auf der extrem harten Bergetappe erst am langen Schlussanstieg versucht, Pogacar zu attackieren.
"Ob er insgesamt 4 oder 6 Minuten auf Pogacar verliert, ist egal. Zumindest hätten wir Zuschauer einen engagierten Versuch gesehen. Stattdessen war alles ein bisschen lahm und hat zu nichts geführt", legte der Sieger der Frankreich-Rundfahrt im Jahr 1996 nach.
Tour de France: "Es ist fast Game Over"
Vingegaard habe "versprochen, dass er bis zum Umfallen kämpfen würde, und wir hatten auch damit gerechnet", so der 61-Jährige weiter, der den letzten Mut jedoch vermisste: "Er hat es dann doch nicht ganz gewagt. Es scheint, als sei Visma schachmatt gesetzt. Sie können noch so viele Pläne schmieden, aber man muss auch die Beine haben, um sie umzusetzen."
Gleich zweimal versuchte es der Visma-Kapitän auf den letzten 30 Kilometern, konnte den Slowenen aber wieder nicht abschütteln. Im Gegenteil. Auf den letzten Metern nahm Pogacar dem zweifachen Tour-Sieger wieder einige Sekunden ab. In der Gesamtwertung steht der Tour-Dominator mit einem komfortablen Vorsprung von 4:26 Minuten auf Vingegaard an der Spitze.
"Es ist fast Game Over. Das heißt aber nicht, dass er es am Freitag nicht versuchen kann, will und soll. Er muss bis zum Schluss kämpfen, aber es wird schwer werden. Ich sehe es einfach nicht kommen. Ich glaube nicht, dass er stark genug ist, um Pogacar unter Druck zu setzen", malt Riis ein düsteres Szenario für seinen Landsmann.