Auf der Königsetappe der Tour de France hat Shootingstar Florian Lipowitz am Donnerstag hoch gepokert und viel Zeit verloren. Radsport-Ikone Jan Ullrich findet, dass die Taktik von Team Red Bull-Bora-hansgrohe unsinnig war.
"Am Col de la Madeleine war Florian Lipowitz nur 20 Sekunden hinter der Leadergruppe. Wenn man da Primoz Roglic nach hinten schickt, so 500 Meter vor der Kuppe, dann können die zu zweit wieder ganz schnell in die erste Gruppe zurückkommen", sagte der 51-Jährige bei "Eurosport". "Lipowitz verbraucht dann nicht so viel Kraft in der Abfahrt. Dann sieht das ganz anders aus."
Co-Kapitän Roglic hatte es zu Beginn der 18. Tour-Etappe in die Ausreißergruppe geschafft. Als die Top-Fahrer Tadej Pogacar und Jonas Vingegaard am vorletzten Berg ihr Privatduell begannen, holten sie die Fluchtgruppe aber schnell ein.
Lipowitz konnte das Tempo von Pogacar und Vingegaard nicht mehr mitgehen. Er fuhr den Col de la Madeleine fast komplett im Alleingang und musste viel investieren, um auf der Abfahrt und dem folgenden Talstück den Anschluss nach vorne herzustellen. Roglic blieb derweil in der Führungsgruppe, statt auf seinen Kollegen zu warten.
Lipowitz bei der Tour de France auf dem Podest?
Am Schlussanstieg zum Col de la Loze ging Lipowitz dann selbst in die Offensive. Seinen Kraftakt aus der vorherigen Rennphase bezahlte er aber teuer. Im Finale gingen dem deutschen Hoffnungsträger komplett die Kräfte aus. In der Gesamtwertung liegt der ehemalige Biathlet nur noch 22 Sekunden vor dem viertplatzierten Briten Oscar Onley.
Für die letzte Alpen-Etappe am Freitag drückt Ullrich dem Youngster wieder die Daumen. "Er hat es verdient, auf Platz drei zu sein. Man hat klar gesehen, dass er der bessere Fahrer ist", stellte der einstige Gesamtsieger der Frankreich-Rundfahrt klar. "Der Abstand ist ein bisschen kleiner geworden. Es steht noch eine schwere Etappe an. Ich hoffe, er kann sich erholen und hat nochmal so gute Beine."
Auch langfristig traut Ullrich der Rundfahrt-Hoffnung viel zu. "Sein Potenzial ist noch nicht ausgeschöpft, er kann sich noch verbessern", sagte er: "Man muss ihm die Zeit geben, ihn in Ruhe lassen. Er ist unglaublich stark."